„Nördlich des Ancrebachs war der ganze englische Ansturm blutig
zusammenge-brochen, nur im Süden der Einbruch in die deutsche Stellung gelungen;
die ganze Wucht der feindlichen Massen warf sich dorthin. Englische Batterien
wurden südwärts eingesetzt; das feindliche Artilleriefeuer verebbte allmählich
und schwoll nur des Abends und zu einzelnen kurzen Feuerwirbeln an. Drei
Kompagnien des Inf.-Reg. 186 lösten für wenige Tage abgekämpfte Teile der 119er
im vordersten Graben ab. Handgranatentrupps eilten nach Thiepval den dort
eingesetzten Bayern zu Hilfe, überfielen in der Frühe des 7. Juli das von den
Engländern noch besetzte „Meisennest“ und hoben es aus. Bei Beaumont aber
begann eine rege Bautätigkeit. Die Gräben wurden aufgeräumt, Hindernisse
gezogen, zerschossene Unterstände hergerichtet und gestützt, schwache verstärkt
und neue miniert. Pioniere trieben tiefe Minenstollen hinter dem Trichter und
von der Schluchtspitze aus vor, um die Stellung gegen die unterirdischen
Angriffe des Feindes zu schützen. Es entstand ein Wettminieren und nicht ohne
Sorge lauschten die Verteidiger während der Horchpausen dem fernen,
unermüd-lichen Klopfen der feindlichen Mineure, die sich aufs neue
heranarbeiteten. Auch über der Erde schoben sich die Engländer näher her. Sie
hatten erkannt, daß 300–400 Meter Sturmentfernung zu weit ist und legten ihre
Gräben vor, zogen den Hohlweg, den Schauplatz zahlreicher Patrouillenkämpfe, in
ihre Stellung ein, schnitten an der Straße nach Auchonvillers die
zurückspringende Ecke ab, umstrickten die ֘„Schlucht“ mit einem Maschenwerk
neuer Gräben in geringer Entfernung, stiegen vor Hamel von ihrer Höhe in die
Mulde hernieder, trieben Sappen vor, verbanden die Sappenköpfe mit einander und
erklommen die Geländewelle, auf der das I. Batl. lag. Wohl versuchten
Artillerie, Infanterie und Maschinengewehre die Vorverlegung der englischen
Stellung mit allen Mitteln zu verhindern. Patrouillen überwachten die
nächtliche Schanzarbeit des Gegners, meldeten und veranlaßten heftige
Feuerüberfälle. Aber der Gegner war tapfer und zäh. Nichts konnte sie in ihrem
Vorhaben aufhalten.“
aus:
„Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 119 im Weltkrieg
1914–1918“, Stuttgart 1920
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