„Artur Frey
U.OFFZ. OFFZ. ASP./FÜS.
122 † 2. JULI 1916
Geb. 31. 01. 94 in
Oberndorf, Sohn des Schulrats in Heilbronn, Sem. Gmünd und Rottweil 1913,
U.-Lehrer in Wiesensteig, rückte am 6. August
1914 als Kriegsfr. nach Heilbronn ein und kam bald darauf an die Front,
erst nach Flandern, dann nach Polen. Dort erhielt er im Dezember 1914 einen
Beckenschuß, der ihn 16 Wochen ins Lazarett auf dem Tempelhoferfeld bannte.
Nach einem Offz.-Kurs in Münsingen zog er wieder nach Osten, nach Rußland,
Serbien und Mazedonien und dann den andrängenden Russen entgegen unter
strapaziösen Marschleistungen nach Galizien. Beim Vorstoß der Füsiliere über
Olesza nach Jezierzany fiel er durch Schuß in Mund und Rückgrat. Er ruht im
Doppelgrab 1 an der Straßenbiegung rechts der Straße Jezierzany – Olesza. Frey
zeigte besondere Begabung für Musik, oblag nach Seminaraustritt eifrig seiner Weiter-bildung
und war als geweckter, freundlicher und geselliger Kollege und Kamerad in Heimat
und Feld geschätzt und geliebt.“
aus: „Ehrenbuch
der im Weltkrieg gefallenen kath. Lehrer Württembergs“, Biberach an der Riß
1927
„Südlich Nizniow lagen die Österreicher vor Olesza den Russen gegenüber.
Durch ihre Front hindurch sollte am 2. Juli eine besonders gebildete „Angriffstruppe
von Krawel“ (bestehend aus der 119. und 105. deutschen Infanterie-Division
sowie der k. u. k. österreichischen Gruppe Leide) hindurchstoßen und die Russen
nach Süden zurück-werfen. Der linke Flügel dieser Angriffstruppen sollte am
Dnjestr entlang vorgehen. Man erhoffte von diesem Teilangriff eine Entlastung
der schwer bedrängten k. u. k. 7. Armee, die seit Wochen von den Russen
zurückgedrängt wurde.
Der am 1. Juli, 11 Uhr abends, beim Füsilier-Regiment eingehende Befehl
lautete:
„Die Division steht am 2. Juli, 4 Uhr vormittags, in der Linie Odaje – 301 Folw.
Chebowka – Dnjestr zum Angriff bereit. Infanterie-Regiment 21 links,
Füsilier-Regiment 122 rechts. Trennungslinie der Regimenter Schlucht westlich
Folw. Chebowka. 105.
Infanterie-Division.“
Auf Grund der hierauf von Oberstleutnant v. Alberti gegebenen Anordnungen
standen am frühen Morgen des 2. Juli das II. Bataillon (rechts) und das I.
Bataillon (links) auf der Höhe unmittelbar östlich des Dorfes Okniany zum
Angriff bereit. Sicherungen waren 1 Kilometer nach Süden vorgeschoben. Das III.
Bataillon hatte sich bei der Kirche von Okniany aufgestellt, um dem rechten
Flügel des Regiments als Reserve zu folgen.
Gegen 6 Uhr wurde angetreten, um ¾8 Uhr die österreichische Linie
überschritten. Vom Feind, der Olesza besetzt haben sollte, war noch nichts zu
spüren. Das III. Bataillon erhielt Befehl, als Divisionsreserve nach Folw.
Chebowka zu marschieren. Dafür wurde die 5. Kompanie und die
Maschinengewehrkompanie als Reserve des Regiments bestimmt, die dem II.
Bataillon zu folgen hatte.
Rechts von den Füsilieren ging die 119. Infanterie-Division vor. Ihre
Schützen waren auf den Westhöhen des von Okniany nach Süden führenden
Bachgrundes zu sehen.
Kurz vor ½10 Uhr erreichten das I. und II. Bataillon die Höhe 362 nördlich
Olesza. Als die ersten Schützen diese Höhe überschritten, eröffneten feindliche
Abteilungen – anscheinend abgesessene Kavallerie – das Feuer. Das I. Bataillon
erhielt darauf den Befehl, mit dem linken Flügel über die Kirche von Olesza,
das II. durch die Wälder westlich dieses Dorfes vorzugehen und den Angriff
rücksichtslos vorzutragen. Das III. Bataillon, das inzwischen dem Regiment
wieder unterstellt war, sollte mit der Maschi-nengewehrkompanie vorerst hinter
der Höhe 362 verbleiben.
Das I. Bataillon mit der 1. und 2. Kompanie in vorderer Linie steigt gegen
10 Uhr den Hang hinunter, der auf Olesza zuführt. Im Dorfe geht der Russe
zurück und setzt sich auf den Höhen südlich des Ortes fest. Die reitende
Abteilung Feldartillerie-Regiments 15 unter dem württembergischen Major Seeger
eröffnet das Feuer auf den Feind mit sichtbarem Erfolg.
Feindliche Granaten und Schrapnells kommen aus südöstlicher Richtung gegen
das I. Bataillon.
Um ½12 Uhr stehen die vordersten Kompanien des Bataillons Bürger am Südrand
des Dorfes in unmittelbarem Anschluß an das links vorgehende
Infanterie-Regiment 21. Gleich südlich Olesza liegt ein kleines Waldstück, das
beim Angriff gegen die feind-lichen Höhen durchschritten werden muß. Während die
Batterien der reitenden Abtei-lung den Gegner niederhalten, durchstoßen 1. und
2. Kompanie das Wäldchen und erstiegen die Hänge, die der Russe zu halten
sucht. Aber das schneidige Vordrängen der Füsiliere wirft ihn nach Süden
zurück.
Inzwischen ist das II. Bataillon unter Major Niebur durch die Wälder
westlich Olesza vorgegangen. Als 6. und 8. Kompanie die südlichen Waldränder
erreicht hatten, erhalten sie – gegen 10 Uhr vormittags – Feuer aus Olesza, das
jedoch sofort verstummt, da in diesem Augenblick das I. Bataillon in das Dorf
eindringt. Das Bataillon nimmt sofort Richtung auf die Höhen südlich des
Dorfes, wo sich die Russen eben festsetzen wollen. Um 11.20 Uhr vormittags
stürmt die 6. Kompagnie unter Oberleutnant d. L. Nagel, die sich von Nordwesten
her bis dicht an die feindlichen Gräben herangearbeitet hat, den vordersten
Russengraben und macht 50 Gefangene. Durch das weitere Vordringen zusammen mit
dem aus Olesza heraus angreifenden I. Bataillon wird der Feind auf Jezierzany
zurückgeworfen.
Um 12.15 Uhr nachmittags befiehlt die Division, „daß das Füsilier-Regiment
122 noch heute im Angriff die Straße Jezierzany – Zywaczow zu erreichen habe“.
Das Vorgehen wird fortgesetzt.
Die Feld- und schwere Artillerie, die in den genommenen Höhen südlich Olesza
jetzt ausgezeichnete Beobachtungsstellen findet, bewirft den auf Jezierzany
zurückweichen-den Gegner mit wirksamem Feuer. Die beiden Bataillone dringen
unaufhaltsam nach Süden vor. Zwischen 4 und 5 Uhr wird die Straße Jezierzany –
Zywaczow überschritten. Der Feind hält den Ortsrand von Jezierzany und die Höhen
östlich davon.
Rechts sieht man Linien der 119. Infanterie-Division von Nordwesten her auf
das genannte Dorf vorrücken. Das III. Bataillon unter Major Brandenburg wird
als Regi-mentsreserve in eine Mulde südlich Olesza nachgezogen.
Das Tagesziel war erreicht. In siegreichen Angriff hatte das Regiment die
Russen über 7 Kilometer zurückgeworfen und sich östlich Jezierzany zwischen der
119. Infanterie-Division und dem Infanterie-Regiment 21 festgesetzt. Die 21er
waren bis zur Dubniki-Höhe westlich Zywaczow vorgedrungen. Dann bog allerdings
die Front in scharfem Winkel nach Norden gegen den Dnjestr hin, so daß die 105.
Division in einem großen Bogen mit Front nach Süden und Osten lag. Hieraus
sollte sich in den nächsten Tagen eine äußerst gefahrvolle Lage entwickeln, die
nur infolge des tapferen Verhaltens des III. Bataillons nicht zu einer
Katastrophe geführt hat.“
aus:
„Das Füsilier-Regiment Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn (4.
württ.) Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921
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