Samstag, 2. Juli 2016

2. Juli 1916


Artur Frey
U.OFFZ. OFFZ. ASP./FÜS. 122                                                          2. JULI 1916
Geb. 31. 01. 94 in Oberndorf, Sohn des Schulrats in Heilbronn, Sem. Gmünd und Rottweil 1913, U.-Lehrer in Wiesensteig, rückte am 6. August  1914 als Kriegsfr. nach Heilbronn ein und kam bald darauf an die Front, erst nach Flandern, dann nach Polen. Dort erhielt er im Dezember 1914 einen Beckenschuß, der ihn 16 Wochen ins Lazarett auf dem Tempelhoferfeld bannte. Nach einem Offz.-Kurs in Münsingen zog er wieder nach Osten, nach Rußland, Serbien und Mazedonien und dann den andrängenden Russen entgegen unter strapaziösen Marschleistungen nach Galizien. Beim Vorstoß der Füsiliere über Olesza nach Jezierzany fiel er durch Schuß in Mund und Rückgrat. Er ruht im Doppelgrab 1 an der Straßenbiegung rechts der Straße Jezierzany – Olesza. Frey zeigte besondere Begabung für Musik, oblag nach Seminaraustritt eifrig seiner Weiter-bildung und war als geweckter, freundlicher und geselliger Kollege und Kamerad in Heimat und Feld geschätzt und geliebt.“


aus: „Ehrenbuch der im Weltkrieg gefallenen kath. Lehrer Württembergs“, Biberach an der Riß 1927


„Südlich Nizniow lagen die Österreicher vor Olesza den Russen gegenüber. Durch ihre Front hindurch sollte am 2. Juli eine besonders gebildete „Angriffstruppe von Krawel“ (bestehend aus der 119. und 105. deutschen Infanterie-Division sowie der k. u. k. österreichischen Gruppe Leide) hindurchstoßen und die Russen nach Süden zurück-werfen. Der linke Flügel dieser Angriffstruppen sollte am Dnjestr entlang vorgehen. Man erhoffte von diesem Teilangriff eine Entlastung der schwer bedrängten k. u. k. 7. Armee, die seit Wochen von den Russen zurückgedrängt wurde.
Der am 1. Juli, 11 Uhr abends, beim Füsilier-Regiment eingehende Befehl lautete:
„Die Division steht am 2. Juli, 4 Uhr vormittags, in der Linie Odaje – 301 Folw. Chebowka – Dnjestr zum Angriff bereit. Infanterie-Regiment 21 links, Füsilier-Regiment 122 rechts. Trennungslinie der Regimenter Schlucht westlich Folw. Chebowka.                                                 105. Infanterie-Division.“
Auf Grund der hierauf von Oberstleutnant v. Alberti gegebenen Anordnungen standen am frühen Morgen des 2. Juli das II. Bataillon (rechts) und das I. Bataillon (links) auf der Höhe unmittelbar östlich des Dorfes Okniany zum Angriff bereit. Sicherungen waren 1 Kilometer nach Süden vorgeschoben. Das III. Bataillon hatte sich bei der Kirche von Okniany aufgestellt, um dem rechten Flügel des Regiments als Reserve zu folgen.
Gegen 6 Uhr wurde angetreten, um ¾8 Uhr die österreichische Linie überschritten. Vom Feind, der Olesza besetzt haben sollte, war noch nichts zu spüren. Das III. Bataillon erhielt Befehl, als Divisionsreserve nach Folw. Chebowka zu marschieren. Dafür wurde die 5. Kompanie und die Maschinengewehrkompanie als Reserve des Regiments bestimmt, die dem II. Bataillon zu folgen hatte.
Rechts von den Füsilieren ging die 119. Infanterie-Division vor. Ihre Schützen waren auf den Westhöhen des von Okniany nach Süden führenden Bachgrundes zu sehen.
Kurz vor ½10 Uhr erreichten das I. und II. Bataillon die Höhe 362 nördlich Olesza. Als die ersten Schützen diese Höhe überschritten, eröffneten feindliche Abteilungen – anscheinend abgesessene Kavallerie – das Feuer. Das I. Bataillon erhielt darauf den Befehl, mit dem linken Flügel über die Kirche von Olesza, das II. durch die Wälder westlich dieses Dorfes vorzugehen und den Angriff rücksichtslos vorzutragen. Das III. Bataillon, das inzwischen dem Regiment wieder unterstellt war, sollte mit der Maschi-nengewehrkompanie vorerst hinter der Höhe 362 verbleiben.
Das I. Bataillon mit der 1. und 2. Kompanie in vorderer Linie steigt gegen 10 Uhr den Hang hinunter, der auf Olesza zuführt. Im Dorfe geht der Russe zurück und setzt sich auf den Höhen südlich des Ortes fest. Die reitende Abteilung Feldartillerie-Regiments 15 unter dem württembergischen Major Seeger eröffnet das Feuer auf den Feind mit sichtbarem Erfolg.
Feindliche Granaten und Schrapnells kommen aus südöstlicher Richtung gegen das I. Bataillon.
Um ½12 Uhr stehen die vordersten Kompanien des Bataillons Bürger am Südrand des Dorfes in unmittelbarem Anschluß an das links vorgehende Infanterie-Regiment 21. Gleich südlich Olesza liegt ein kleines Waldstück, das beim Angriff gegen die feind-lichen Höhen durchschritten werden muß. Während die Batterien der reitenden Abtei-lung den Gegner niederhalten, durchstoßen 1. und 2. Kompanie das Wäldchen und erstiegen die Hänge, die der Russe zu halten sucht. Aber das schneidige Vordrängen der Füsiliere wirft ihn nach Süden zurück.
Inzwischen ist das II. Bataillon unter Major Niebur durch die Wälder westlich Olesza vorgegangen. Als 6. und 8. Kompanie die südlichen Waldränder erreicht hatten, erhalten sie – gegen 10 Uhr vormittags – Feuer aus Olesza, das jedoch sofort verstummt, da in diesem Augenblick das I. Bataillon in das Dorf eindringt. Das Bataillon nimmt sofort Richtung auf die Höhen südlich des Dorfes, wo sich die Russen eben festsetzen wollen. Um 11.20 Uhr vormittags stürmt die 6. Kompagnie unter Oberleutnant d. L. Nagel, die sich von Nordwesten her bis dicht an die feindlichen Gräben herangearbeitet hat, den vordersten Russengraben und macht 50 Gefangene. Durch das weitere Vordringen zusammen mit dem aus Olesza heraus angreifenden I. Bataillon wird der Feind auf Jezierzany zurückgeworfen.
Um 12.15 Uhr nachmittags befiehlt die Division, „daß das Füsilier-Regiment 122 noch heute im Angriff die Straße Jezierzany – Zywaczow zu erreichen habe“.
Das Vorgehen wird fortgesetzt.
Die Feld- und schwere Artillerie, die in den genommenen Höhen südlich Olesza jetzt ausgezeichnete Beobachtungsstellen findet, bewirft den auf Jezierzany zurückweichen-den Gegner mit wirksamem Feuer. Die beiden Bataillone dringen unaufhaltsam nach Süden vor. Zwischen 4 und 5 Uhr wird die Straße Jezierzany – Zywaczow überschritten. Der Feind hält den Ortsrand von Jezierzany und die Höhen östlich davon.
Rechts sieht man Linien der 119. Infanterie-Division von Nordwesten her auf das genannte Dorf vorrücken. Das III. Bataillon unter Major Brandenburg wird als Regi-mentsreserve in eine Mulde südlich Olesza nachgezogen.
Das Tagesziel war erreicht. In siegreichen Angriff hatte das Regiment die Russen über 7 Kilometer zurückgeworfen und sich östlich Jezierzany zwischen der 119. Infanterie-Division und dem Infanterie-Regiment 21 festgesetzt. Die 21er waren bis zur Dubniki-Höhe westlich Zywaczow vorgedrungen. Dann bog allerdings die Front in scharfem Winkel nach Norden gegen den Dnjestr hin, so daß die 105. Division in einem großen Bogen mit Front nach Süden und Osten lag. Hieraus sollte sich in den nächsten Tagen eine äußerst gefahrvolle Lage entwickeln, die nur infolge des tapferen Verhaltens des III. Bataillons nicht zu einer Katastrophe geführt hat.“


aus: „Das Füsilier-Regiment Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn (4. württ.) Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921

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