„ROBERT
NEUNER
geboren
am 17. April 1883 in Ulm
gefallen
am 30. Juli 1916 bei Neuve Chapelle
Neuner war der
Sohn des Eisenbahn-Betriebsinspektors Karl Neuner in Ulm. Nach Erledigung der
Schuljahre studierte er von 1901 an in Tübingen, Leipzig und München die
Rechtswissenschaft und war bei Ausbruch des Krieges Rechtsanwalt in Waiblingen.
Am Kriege nahm er teil als Vizefeldwebel im Reserve-Infanterie-Regiment 247. Im
Felde, in Belgien und Frankreich, konnte er mehrfach mit dem Bundesbruder
Engelmann verkehren, der Feldintendant der 54. Reserve-Division war. Aus einem
Heimaturlaub zurückgekehrt, meldete er sich als Freiwilliger für eine
Unternehmung, ein größeres Grabenstück, dessen Besitz wichtig war, den
Franzosen abzunehmen. Der nächtliche Überfall hatte auch Erfolg, aber ein
feindliches Maschinengewehr hatte Neuner ein Bein zerschmettert. Neuner wurde
im eigenen Graben notdürftig verbunden. Noch in der Nacht wurde ihm der Fuß am
Knöchel abgenommen. Die Verletzung schien zunächst nicht lebensgefährlich.
Engelmann konnte ihn am anderen Morgen im Feldlazarett besuchen, sich von ihm
erzählen lassen und ihm noch eine Erquickung durch Übersendung von
Mineralwasser verschaffen. Als Engelmann ihn am zweiten Tage darauf besuchen
wollte, war Neuner in der Nacht vorher an Blutvergiftung verstorben.
Wahrscheinlich war der erste Verband im Graben nicht sorgfältig genug gemacht
und nicht sofort desinfiziert worden. Auch ein kurz vor dem Tode noch
zugezogener chirurgischer Spezialist hatte nicht mehr helfen können. Neuner
wurde auf dem Regimentsfriedhof in der Nähe der Reservestellungen bei einer
Ortschaft Gondecourt südlich von Lille beerdigt. Am Grabe sprach der
Bataillonskommandeur und hob in warmen Worten die Pflichttreue und
Zuverlässigkeit Neuners hervor. Engelmann legte namens der Bruderschaft einen
Kranz nieder. Engelmann schildert den Eindruck, den er von Neuner aus seinem
Verkehr im Felde gewann, als den eines ruhigen selbstbeherrschten Menschen, der
sich in die harten Anforderungen, die an ihn gestellt waren, sachlich
eingliederte und seine Pflicht als etwas Selbstverständliches erfüllte,
schlicht und ohne viel Worte. Auf seinem Krankenlager war keine Klage über sein
Schicksal von seinen Lippen gekommen.“
aus: „Die
Gefallenen der Burschenschaft Germania zu Tübingen, Gedenkschrift für die im
Weltkrieg gefallenen Bundesbrüder 1914–1919“, Stuttgart ohne Jahr
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