„Kaum in den Unterkünften angekommen, kam schon der Befehl, in der nächsten
Nacht im Gefechtsstand Bahnhof Guillemont – Südrand Trônes-Wald Teile des
Res.-Inf.-Regt. 104 und 133 abzulösen. Die 27. Inf.-Div. unterstand dem XIII.
Armee-Korps und trat zur 1. Armee, General Fritz von Below.
Bei der Vorerkundung durch die Adjudanten und je 2 Kompagnieführer II. Bataillons gerieten 4 Offiziere von 7 –
11 Uhr vormittags im Gefechtsstand des Abschnitts-kommandeurs von
Res.-Inf.-Regt. 104 durch einen bei dichtem Nebel erfolgten englischen Vorstoß
vorübergehend in Gefangenschaft. Die Engländer waren durchge-brochen und hatten
die Eingänge des Stollens besetzt. Ein glänzender Gegenstoß der 3. Kompagnie
des bayr. Res.-Inf.-Regts. 22 befreite die Eingeschlossenen und eroberte das
verlorene Guillemont zurück. Die erkundenden Offiziere brachten trostlose
Nachrichten mit zurück. Eine Stellung war nicht mehr vorhanden, die Truppe lag
in Granattrichtern, einzelne Stollen gab es noch. Der Anmarsch führte über
offenes Gelände von Combles her. Die englisch-französische Artillerie war
überlegen, ihre Unterstützung durch Flieger mustergültig.
In vorderster Linie wurden erstmals eingesetzt rechts 4. und 3. Kompagnie,
links 8. und 7., in zweiter Linie lagen 1. und 2./124, 5. und 6./124. Die
4./124 unter ihrem hervorragenden Führer Oberleutnant d. R. Birk hatte bereits
bei der Ablösung größere Verluste. Am 1. Tag betrug der Ausfall im Regiment 1
Toter, 46 Verwundete, 1 Vermißter. Der Kompagnieführer der 7./124, Leutnant d.
R. Hagner, fiel bei der ersten Beschießung. Der Unteroffizier Hascher von
Suppingen zeichnete sich hier besonders aus, als hervorragend pflichtgetreuer,
heldenmütiger Kämpfer war er nicht nur seinem Zugführer eine unentbehrliche
Stütze, sondern er rettete auch manchem verschütteten Kameraden durch seinen
steten Opfermut das Leben. Bald nach erfolgter Ablösung stellte sich heraus,
daß links der Anschluß fehlte und eine etwa 400 Meter breite Lücke geschlossen
werden mußte. Der Regimentsstab und die Reserven lagen in Combles, sie fanden
dort in den tiefen Katakomben völlig schußsichere Unterkunft, für alle reichten
die vorhandenen Räume nicht aus, so daß auch die anderen Keller des Ortes
belegt werden mußten.
Die Stellung bei Guillemont hatte in jedem der beiden Abschnitte Stellen,
die als Anklammerungspunkt besonders geeignet waren. Im rechten Abschnitt lag
die Kies-grube, im linken mehrere Hohlwege, sehr tief eingeschnitten, die mit
der Front gleich-liefen. Alle diese Punkte erhielten naturgemäß verstärktes
Artilleriefeuer, die Kiesgrube war leichter zu treffen, hatte aber dafür
erhaltene Stollen, die schmalen Hohlwege waren an sich besser geschützt. Tagsüber war jede freie Bewegung durch die in
niedrigster Höhe kreisenden Flieger gelähmt. Erkannte Stolleneingänge wurden planmäßig
unter ihrer Feuerleitung zusammengeschossen. Verluste durch Verschüttete oder
in den eingeschlossenen Stollen an Gas erkrankte mehrten sich von Tag zu Tag.
Das feindliche Artilleriefeuer hielt Tag und Nacht ohne Unterbrechung an.“
aus:
„Das Infanterie-Regiment „König Wilhelm I“ (6. Württ.) Nr. 124 im Weltkrieg
1914–1918ׅ, Stuttgart 1921
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