„In der Nacht vom 11./12. August wurde das Regiment wesentlich nach links
bis zur Straße Guillemont – Longueval verschoben, offenbar weil die 27.
Division mit den ihr zu Gebote stehenden Kräften die eingangs erwähnte Lücke
nicht auszufüllen vermochte. Diese Verschiebung vollzog sich glatt, war aber
für das Regiment eine wesentliche Erschwernis. Ganz abgesehen davon, daß ein
mit unendlicher Mühe und Arbeit allmählich verbesserter Stellungsteil rechts
abgegeben und gegen einen so gut wie gar nicht ausgebauten, weil zuvor
unbesetzt gebliebenen Stellungsteil links eingetauscht werden mußte,
vergrößerte sich auch noch der vom Regiment zu haltende Abschnitt. I)m Anschluß
an die Stützpunktlinie fiel dem Regiment nunmehr auch der nördliche Teil von
Ginchy zu, dessen Ruinen, wie die der übrigen benachbarten Dörfer, fortgesetzt
feindlichen Feuerüberfällen aller Kaliber ausgesetzt waren. Die Besetzung der
neuen Linie mit Truppen war eine recht dünne.
Es folgten nun Tage der schwersten Abwehrkämpfe. Immer mehr anhaltende und
anschwellende Artillerietätigkeit des Feindes leitete zu Großkampfhandlungen
über.
Niederdrückend wirkte moralisch die sich jedem von uns aufdrängende
Erkenntnis, daß der Gegner uns, zwar nicht an Mut und Ausdauer, wohl aber an
Kampfmitteln – leben-den wie toten – weit überlegen war. Wir waren in die
„Materialschlacht“ eingetreten. Daß der Gegner immer neue Divisionen vorführen
konnte, während unsere Parole lautete, aushalten bis zum letzten Mann und bis
zum letzten Blutstropfen, war uns nichts Neues. Eine solche Überlegenheit an
Artilleriematerial aber hatten wir doch nicht vorausgesetzt, Dazu tauchten
immer neue Kampfmittel auf, an die wir uns gewöhnen mußten, sehr unangenehm
wirkende Flaschenminen, die erheblich weiter reichten als unsere Minen, Brandbomben,
die auf die Ortschaften geworfen wurden, alle Arten giftiger Gasgeschosse und
Gift in allen Anwendungsformen.“
aus:
„Das Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich, König von Preußen“ (7. Württ.) Nr.
125 im Weltkrieg
1914–1918“ׅ,
Stuttgart 1923
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