„Die Leistungen der Mannschaften in dieser Zeit waren über jedes Lob
erhaben. Kein Laie, kein Friedenssoldat kann sich vorstellen, was es heißt,
tage- und wochenlang stillzuliegen unter feindlichem Trommelfeuer, jeden
Augenblick des Todes gewärtig, in Schmutz und Schlamm zusammengepfercht in öden
Kellern oder sumpfigen Granat-löchern, hungernd und durstend und in diesem
Zustand noch angespannt auf den Feind zu lauern, bis es ihm beliebt, zum Sturm
zu schreiten, dann aber sich zu erheben und ihm opferwillig mit dem letzten
Rest der Kräfte die Stirn zu bieten.
Die Verpflegung der kämpfenden Truppen war sehr schwierig. Die Feldküchen
konnten nur nachts vorfahren, aber auch da nicht weit, sie mußten schon hinter
den Feldartil-leriestellungen halten, die Anmarschwege lagen unter schwerstem
Feuer. Leute von den ruhenden Truppen (Le Transloy und Le Mesnil) mußten
ausgeschieden werden, die den Kämpfern in Speiseträgern das Essen vorbrachten.
Das dauerte stundenlang und trotz der Wärme erhaltenden Einrichtung der Speisträger
kam das Essen fast stets kalt vorne an, wenn es überhaupt ankam, denn mancher
dieser Träger fiel auf seinem nächtlichen Gange. Später wurde die Truppe zur
Erwärmung des Essens mit Hartspiritus ausge-rüstet. Teilweise herrschte große
Hitze, die den Durst in hohem Grade auslöste, alles schrie nach Wasser. Den
Nachschub an Verpflegung leitete der frühere Lagerkomman-dant von Kruisek,
Leutnant Wahl. Im war es geglückt, auf 4 Wagen mit der gesamten Bagagemannschaft
des II. Bataillons 10 000 Flaschen Mineralwasser aus dem brennen-den Gueudecourt
herauszuholen. Das war erfreulich.
Infolge der Hitze, der unregelmäßigen Verpflegung, vielleicht auch infolge
der Fliegen-plage, die namentlich in den Ruheortschaften sehr peinigend auftrat,
entstanden, um unsere Leiden zu vermehren, auch noch epidemisch auftretende
Darmerkrankungen. Diese schwächten die Truppe nicht nur an Zahl, sondern
beeinträchtigten auch deren Widerstandskraft ganz wesentlich. Wer irgend
konnte, blieb am Feind.“
aus:
„Das Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich, König von Preußen“ (7. Württ.) Nr.
125 im Weltkrieg 1914–1918“ׅ,
Stuttgart 1923
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