„KARL
SCHMIDLIN
gestorben
als Leutnant d. R. und Kompagnieführer im Württ. Grenadier-
Regiment
No. 119 am 29. August 1916 infolge einer am
24.
August in den Kämpfen an der Somme
erlittenen
Verwundung.
Bei Kriegsausbruch
Referendar in Stuttgart zog er in den ersten Tagen nach der Mobil-machung als
Leutnant der Reserve beim Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württ.) 119 ins
Feld. In den siegreichen Kämpfen an der belgisch-französischen Grenze wurde er
bei Barancy am 22. August 1914 erstmals verwundet. Die Beinwunde heilte so
rasch, daß er schon Ende September 1914 wieder ausmarschierte, zunächst in die
Argonnen und von da, an der Spitze einer Kompagnie seines Regiments, geschmückt
mit dem E. K. II, weiter in den Nordwesten Frankreichs gegen Lille. In den
dortigen Kämpfen seines Regiments wurde er bei Fromelles am 25. Oktober 1914
zum zwei-tenmal und zwar am Arm verwundet. Die Heilung nahm, da die
Bewegungsfähigkeit der rechten Hand stark beeinträchtigt war, längere Zeit in
Anspruch; aber noch vor völliger Wiederherstellung zog er im Februar 1915
wieder hinaus zu seinen Grenadieren, dies-mal in den Osten, wo er in Polen den
Stellungskrieg und dann die glänzende deutsche Offensive nach Rußland mitmachte.
Hier traf ihn, in mutigem Vorstürmen, beim Übergang über den Narew am Vormittag
des 26. Juli 1915 abermals die feindliche Kugel. Es war ein Brustschuß, der ihm
die Lunge durchbohrte. Von seinen Kameraden im Hin- und Herwogen des Kampfes
getrennt und hilflos in einer Bodenvertiefung liegend, wäre er von den Russen,
die zeitweise bis zu dieser Stelle gedrungen waren, gefangen genommen worden,
wenn sie ihn nicht für tot gehalten hätten. Auch seine Kompagnie gab ihn schon
verloren. Unter Aufbietung seiner letzten Kraft gelang es ihm aber nach
Einbruch der Dunkelheit sich wieder zu seiner Truppe zu schleppen, wo dem Erschöpften
die erste Pflege zuteil werden konnte. Bei der nahen Sanitätskompagnie, der als
Ärzte die Bundesbrüder Bantlin und Götz angehörten, fand er die beste Aufnahme
und unter ihrer Obhut erholte er sich so weit, daß er nach 2 Wochen einem
Transport anvertraut werden konnte, der ihn nach langer beschwerlicher Fahrt an
die deutsche Grenze zu einem Lazarettzug brachte. Aus dem Lazarett zu Stettin,
wo er die nächste Aufnahme fand, konnte er im September 1915 nach Haus gebracht
und hier vollends der Heilung entgegengeführt werden. Sein Drängen, wieder ins
Feld zu seinem Regiment zu kommen, das inzwischen in den Westen nach Flandern
versetzt war, fand wegen des Zustands der Lunge erst nach längerer Zeit die
ärztliche Genehmigung. Dann ließ er sich aber nicht mehr halten und im März
1916 war er wieder bei seiner Kompagnie, an deren Spitze er bald an den
schweren Kämpfen um Ypern unversehrt teilgenommen und sich die goldene
Tapferkeitsmedaille erworben hat. Von da ging es mit dem Regiment zur Teilnahme
an der großen Sommeschlacht. Das E. K. I und der Württ. Militärverdienstorden
waren der äußere Lohn für seine allzeit bewiesene Unerschrockenheit und
Tapferkeit. Nicht lange nachher sollte aber auch ihn sein Schicksal ereilen. Am
späten Abend des 24. August 1916, als schon der Befehl zum Rückmarsch in die
nach schwersten Wochen wohlverdiente Ruhestellung ausgegeben war, wurde seine
Kompagnie noch dazu ausersehen, einem in vorderem Graben hart bedrängten
Truppenteil Hilfe zu leisten. Während er in sinkender Nacht an der Spitze
seiner Kompagnie vorstürmte, traf ihn ein feindlicher Schrapnellschuß. Schwer
an Hals und Rücken verletzt, sank er um, konnte aber mit Unterstützung seines
Bundesbruders Otto Wagner, der als Zugführer zu seiner Kompagnie gehörte, noch
aus der Feuerlinie zurück und zur Sanitätskompagnie gebracht werden. Es war
dieselbe (Bundesbruder Bantlin), bei der er ein Jahr zuvor in Rußland
gleichfalls die erste ärztliche Hilfe erhalten hatte. Die Ärzte erkannten die
große Lebensgefahr und ermöglichten seine Aufnahme in den nächsten
bereitstehenden Lazarettzug, der in wenigstens noch in die deutsche Heimat bringen
sollte. Seine Bundesbrüder Dr. Jüngling und Gerhard Geßler haben sich um diesen
letzten Liebesdienst besonders bemüht. In Elberfeld, dem Endziel des
Lazarettzugs, starb er am Tag nach der Ankunft, am 29. August 1916. Auf dem
Waldfriedhof in Stuttgart wurde er am 2. September begraben.“
aus:
„Die Gefallenen der Burschenschaft Germania zu Tübingen, Gedenkschrift für die
im Weltkrieg gefallenen Bundesbrüder 1914–1919“, Stuttgart ohne Jahr
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen