„Schon am 8. war eine französische Beobachtungsstelle bei 3 Bäumen jenseits
des eben beschriebenen Wäldchens durch eine Patrouille der 10. Kompagnie
festgestellt worden. Vizefeldwebel Fettinger der 10. Kompagnie hatte den Plan
gefaßt, mit Unteroffizier Wormser und 16 Mann seiner Kompagnie diesen
Beobachtungsposten nach kurzer Artilleriebeschießung am 10. September, 4.30 Uhr
morgens auszuheben und gefangen zu nehmen. Der herrschende dichte Nebel und die
Unkenntnis des Geländes ließen die schneidige Patrouille nicht gelingen.
Unteroffizier Wormser mit 2 Mann wurden von den Franzosen im Nebel gefangen,
vermutlich, wie sie einem Schwerverwundeten Hilfe bringen wollten.
Ein Teil der Patrouille kam von feindwärts her im Nebel auf die eigene
vorderste Linie zu. Ein aufgeregter Kamerad vermutete einen feindlichen
Angriff, lief aus Leibeskräften zurück und meldete, daß der Feind angreife. Wie
so häufig im Kriege, war die Meldung falsch und wurde, je weiter sie nach
hinten kam, desto mehr übertrieben. „Der Feind geht in dichten Kolonnen zum
Angriff vor,“ kam beim Regiment an. Alle roten Leuchtkugeln, mit denen man
Sperrfeuer anforderte, hatten keinen Wert, denn sie wurden bei dem dichten
Nebel nicht gesehen. Alle Fernsprechleitungen waren abgeschossen, der
Funkverkehr war unterbrochen, Läuferketten gab’s noch keine. So warteten wir
voll Spannung auf den feindlichen Angriff und voll Sehnsucht auf das Sperrfeuer
der eigenen Artillerie. Die Vorbereitungen zur Abwehr waren von allen Seiten
des Regimentsabschnittes pünktlich getroffen. Die Schützen im Graben und die
Maschinengewehre waren erwartungsvoll feuerbereit, im linken Abschnitt war ein
Zug zur Verstärkung der vorderen Linie von Bouchavesnes nach vorn geschickt,
Bereit-schaften und Reserven waren zum Eingreifen bereit. Die Minuten wurden zu
Ewig-keiten. Unsere Artillerie schwieg, sie sah die Zeichen nicht und eine
andere Verbindung hatten wir nicht. Ich machte mich mit meinem ganzen Stabe
gefechtsbereit. Auch vorn herrschte absolute Ruhe. Waren die Franzosen ohne
einen Schuß durchgebrochen? Das schien nicht möglich. Endlich nach langen und
bangen 20 Minuten setzte ein anfangs schwaches, dann aber mit Macht sich
verstärkendes rasendes Sperrfeuer vor die ganze Abschnittsfront ein. Da kam die
Meldung von vorn, daß der vermutete Angriff ein Irrtum gewesen war. Das
Sperrfeuer hatte zunächst eine lebhafte Feuertätigkeit der französischen
Artillerie ausgelöst, beide Artillerien beruhigten sich bald. der übrige Tag
verlief verhältnismäßig ruhig.“
aus:
„Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 248 im Weltkrieg 1914–1918“,
Stuttgart 1924
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