Sonntag, 11. September 2016

11. September 1916


„In den drei Tagen, in welchen das Bataillon in vorderer Linie war, unterstand es dem R. I. R. 243. Es kostete das harte Los aus, an eine fremde Division ausgeliehen zu sein. Das Wetter war schön. Verpflegung stand nur kalt zur Verfügung, da von hinten nichts vorgebracht werden konnte. Auch trat ein besorgniserregender Mangel an Trinkwasser ein. Die Verluste des Bataillons betrugen am 9. September 4 Tote und 32 Verwundete. Das heftige Artilleriefeuer hielt die ganze Nacht über an, erst gegen Morgen des 10. September wurde es etwas ruhiger. Gegen Mittag schwoll das Feuer wieder an, auf der vorderen Linie lag starkes Feuer kleinerer Kaliber, während die rückwärtigen Stellungen Feuer von schwerer Artillerie erhielten. Die Mulden wurden mit Gasgranaten belegt. Die wenigen Stollen schützten die Besatzung einigermaßen vor Verlusten. Stärker waren die Verluste bei der 8. Kompagnie. Leutnant Spang wurde verwundet und sollte eben abtransportiert werden. Da kam die Nachricht, daß der Kompagnieführer Leutnant König ebenfalls verwundet und kampfunfähig sei. Auch Leutnant Gänßlen war schwer verwundet. Die 8. Kompagnie war ohne Offizier. Leutnant Spang verzichtete auf den Abtransport und übernahm verwundet die Führung der 8. Kompagnie. Ein schönes Beispiel von Verantwortung und Kameradschaft. Einen aufreibenden Dienst hatten in den letzten Tagen auch die Sanitäter und Krankenträger, während der ganzen Nacht transportierten sie die Verwundeten aus dem Feuerbereich zu den Verbandsplätzen.
Am 11. September setzte wieder schweres Feuer auf die vordere Linie und Reserve-stellung ein. Infolge der eingetretenen Verluste zog Hauptmann Baumann einen Zug der 5. Kompagnie, welche zu Trägerdiensten in Bouchavesnes lag, unter Leutnant Rees vor, der auch während der Nachtstunden nach vorne rückte. Leutnant Rees schien aber die vollständig zusammengeschossene Stellung nicht als Graben erkannt zu haben und wurde auch von der in weiten Abständen liegenden Besatzung nicht beobachtet. Infolgedessen lief er fehl und kam mit vierzehn Mann in Gefangenschaft.
Ein feindlicher Angriffsversuch in den Nachmittagsstunden wurde durch Sperrfeuer der Artillerie, Infanterie- und Maschinengewehrfeuer im Keime erstickt. In den späten Abendstunden gelang es dem unermüdlichen Verpflegungsoffizier des Bataillons, Feldwebel-Leutnant Löffler, auf den stark beschossenen Straßen mit einem Verpfle-gungswagen nach vorne zu kommen und das Bataillon mit reichlichen Lebensmitteln, darunter sogar Butter und Schinken in Büchsen, zu versehen und auf diese Weise den Kampfwert der Truppe zu fördern.
Am 11. September betrugen die Verluste: 5 Tote, 23 Verwundete, 1 Offizier, 3 Unter-offiziere und 11 Mann vermißt (Gefangenschaft).“

aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 246 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1931


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen