„In den drei Tagen, in welchen das Bataillon in vorderer Linie war,
unterstand es dem R. I. R. 243. Es kostete das harte Los aus, an eine fremde
Division ausgeliehen zu sein. Das Wetter war schön. Verpflegung stand nur kalt
zur Verfügung, da von hinten nichts vorgebracht werden konnte. Auch trat ein
besorgniserregender Mangel an Trinkwasser ein. Die Verluste des Bataillons
betrugen am 9. September 4 Tote und 32 Verwundete. Das heftige Artilleriefeuer
hielt die ganze Nacht über an, erst gegen Morgen des 10. September wurde es
etwas ruhiger. Gegen Mittag schwoll das Feuer wieder an, auf der vorderen Linie
lag starkes Feuer kleinerer Kaliber, während die rückwärtigen Stellungen Feuer
von schwerer Artillerie erhielten. Die Mulden wurden mit Gasgranaten belegt. Die
wenigen Stollen schützten die Besatzung einigermaßen vor Verlusten. Stärker
waren die Verluste bei der 8. Kompagnie. Leutnant Spang wurde verwundet und
sollte eben abtransportiert werden. Da kam die Nachricht, daß der
Kompagnieführer Leutnant König ebenfalls verwundet und kampfunfähig sei. Auch
Leutnant Gänßlen war schwer verwundet. Die 8. Kompagnie war ohne Offizier.
Leutnant Spang verzichtete auf den Abtransport und übernahm verwundet die
Führung der 8. Kompagnie. Ein schönes Beispiel von Verantwortung und
Kameradschaft. Einen aufreibenden Dienst hatten in den letzten Tagen auch die
Sanitäter und Krankenträger, während der ganzen Nacht transportierten sie die
Verwundeten aus dem Feuerbereich zu den Verbandsplätzen.
Am 11. September setzte wieder schweres Feuer auf die vordere Linie und
Reserve-stellung ein. Infolge der eingetretenen Verluste zog Hauptmann Baumann
einen Zug der 5. Kompagnie, welche zu Trägerdiensten in Bouchavesnes lag, unter
Leutnant Rees vor, der auch während der Nachtstunden nach vorne rückte.
Leutnant Rees schien aber die vollständig zusammengeschossene Stellung nicht
als Graben erkannt zu haben und wurde auch von der in weiten Abständen
liegenden Besatzung nicht beobachtet. Infolgedessen lief er fehl und kam mit
vierzehn Mann in Gefangenschaft.
Ein feindlicher Angriffsversuch in den Nachmittagsstunden wurde durch
Sperrfeuer der Artillerie, Infanterie- und Maschinengewehrfeuer im Keime
erstickt. In den späten Abendstunden gelang es dem unermüdlichen
Verpflegungsoffizier des Bataillons, Feldwebel-Leutnant Löffler, auf den stark
beschossenen Straßen mit einem Verpfle-gungswagen nach vorne zu kommen und das
Bataillon mit reichlichen Lebensmitteln, darunter sogar Butter und Schinken in
Büchsen, zu versehen und auf diese Weise den Kampfwert der Truppe zu fördern.
Am 11. September betrugen die Verluste: 5 Tote, 23 Verwundete, 1 Offizier,
3 Unter-offiziere und 11 Mann vermißt (Gefangenschaft).“
aus:
„Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 246 im Weltkrieg 1914–1918“,
Stuttgart 1931
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen