Auf Wunsch der Angehörigen, Familie Altmann, Stuttgart-Heslach:
Vizefeldwebel Emil Poehler (Mitte)
„Am 11. September übernahm die 54. Reserve-Division den Befehl über den
Nordab-schnitt der Gruppe Ehrenthal. Von diesem Zeitpunkt ab war Generalmajor
von Rosch-mann (107. Brigade) Kommandeur
der Kampftruppen und hatte in Manancourt seinen Gefechtsstand errichtet.
Offiziers-Patrouillen erkundeten die Anmarschwege und das Kampfgelände des Regi-ments.
3.45 Uhr nachmittags des 12. September kam vom Kampftruppenkommandeur der
Befehl:
- Feind im Vorgehen gegen Rancourt.
- Zwei Bataillone 246 unter Oberstleutnant Zeller in Moislains stehen zur Verfügung der Brigade, alarmieren und rücken nach Waldstück ein Kilometer nordwestlich Moislains.
- Offizier mit Radfahrer an Telephonstelle Moislains, Verbindung mit Brigade im Schloß Manancourt.
gez.: v. Roschmann.
Auf Grund dieses Brigadebefehls ließ Oberstleutnant Zeller das I. Bataillon
und die Maschinengewehr-Kompagnien in den nördlichen, das III. Bataillon in den
südlichen Teil des Waldstückes nordwestlich Moislains rücken. Die getrennt
marschierenden Kompagnien gerieten ins feindliche Sperrfeuer, das aber trotz
seiner Heftigkeit nur geringe Verluste verursachte. Gegen 6 Uhr abends war die
Aufstellung vollzogen.
Solange die Bataillone an ihren neuen Bereitstellungsplatz eilten, hatte
sich die Lage an der Front verschlechtert. Ein Brigadebefehl (5.15 Uhr
nachmittags) ordnete an:
- Feind bei 53. Division durchgebrochen. Ob Bouchavesnes in seiner Hand, ungeklärt.
- Zwei Bataillone 246 unter Oberstleutnant Zeller, dem außerdem zwei Maschinengewehr-Kompagnien zur Verfügung stehen, decken linke Flanke der 54. Reserve-Division in dem Gelände zwischen Bois St. Pierre-Vaast und Bouchavesnes und greifen, falls Bouchavesnes vom Feind besetzt ist, dieses an.
gez.: v. Roschmann.
Major Fetzer besetzte nun die Wald Stellung, linker Flügel am Weg Moislains
– Bouchavesnes mit Anschluß an R. I. R. 244, rechter Flügel in der Mitte des
Wald-stückes, Anschluß I./246. Reihenfolge 9., 10., 11. und 12. Kompagnie. Beim
Durch-schreiten des Sperrfeuers fiel Vizefeldwebel Poehler und zwei Mann der 9.
Kompagnie, 4 Mann wurden verwundet. Hauptmann Seeger rückte in den rechten
Abschnitt der Waldstellung und besetzte seine vordere Linie mit zwei Zügen der
4. Kompagnie, drei Zügen der 3. Kompagnie, zwei Zügen der 1. Kompagnie. In
Reserve hatte er die 2. Kompagnie, je ein Zug der 1. und 4. Kompagnie. Die Reserven
gruben sich etwa 200 Meter rückwärts im Walde ein. Die ganze Stellung lag
dauernd unter mittlerem und schwerem Feuer, da im Walde auch noch schwere
deutsche Batterien in Feuerstellung waren.
Das Regiment ordnete an, daß Offiziers-Patrouillen gegen Bouchavesnes
vorgehen und feststellen sollen, wie die Lage um Bouchavesnes sei. Das I.
Bataillon schickte zwei Patrouillen aus (Leutnant Nuß und Leutnant Knoch). 7
Uhr abends meldete Leutnant Nuß, der nach Bouchavesnes eingedrungen war: Gegner
ist zurückgegangen bis Westrand Bouchavesnes, um den Westrand wird noch
gekämpft von Teilen der Regimenter 241, 243 und 245. Von Leutnant Knoch ging
keine Meldung ein. Vom III. Bataillon gingen die Patrouillen Biber (12.
Kompagnie) und Alitt (9. Kompagnie) vor. Leutnant Biber gelangte ebenfalls bis
Westrand Bouchavesnes und sandte die gleichen Beobachtungen zurück wie die
Patrouille Nuß. Die Patrouille des Offizier-Stellvertreters Alitt kam wegen
starken Feuers nicht vor. Die 1. und 2. Maschinengewehr-Kompagnie rückte nun
auch in Stellung. Mit freigemachten Gewehren zogen sie sich über Moislains am
Massengrab vorbei durch die Mulde und gelangten unter geringen Verlusten in die
Waldstellung. 1. Maschinengewehr-Kompagnie wurde dem III. Bataillon, 2.
Maschinen-gewehr-Kompagnie dem I. Bataillon zugeteilt.
8.30 Uhr gingen wiederum Offiziers-Patrouillen vom III. Bataillon vor. Die
Patrouillen Biber (12. Kompagnie) und Burk (10. Kompagnie) meldeten
Bouchavesnes vom Feinde besetzt, von den sächsischen Truppen ist niemand mehr
vorne. Auf Grund dieser beiden Meldungen befahl die 107. Brigade: „Regiment 246
wirft den Gegner aus Bouchavesnes und hält den Ort unter allen Umständen.“
9.30 Uhr abends befiehlt das Regiment:
- Gegner hat Bouchavesnes erneut im Besitz.
- Das Regiment wirft den Gegner wieder aus Bouchavesnes hinaus und hält den Ort unter allen Umständen.
- III. Bataillon ist Sturmbataillon, Führer Major Fetzer, zwei Kompagnien (3. und 4.) des I. Bataillons werden ihm unterstellt, außerdem 4. Maschinengewehre.
- Das I. Bataillon erkundet die Verhältnisse beim Gegner zwischen Rancourt und Bouchavesnes und stellt erneut den Flügel der 54. Reserve-Division fest.
- Sofort Meldung, sobald Bouchavesnes im Besitz.
Die Gruppe Fetzer baute sich nun auf der Höhe 800 Meter nordöstlich
Bouchavesnes in Keilform auf. 10. Kompagnie hatte Anschluß, rechts davon 9., 4.
und 3. Kompagnie, links der 10. Kompagnie 11. und 12. Kompagnie. Auf dem linken
Flügel stand Offizier-Stellvertreter Fieller, auf dem rechten Leutnant Orgeldinger
mit je zwei Maschinen-gewehren der 1. Maschinengewehr-Kompagnie. Der 3. Zug der
1. Maschinengewehr-Kompagnie stand unter Leutnant Gugeler in der Mitte des
Bataillons als Reserve. 11.20 Uhr traten die Sturmkolonnen an. Es war
stockdunkle Nacht. Führer und Mannschaften waren sich bewußt, daß es ein Gang
auf Tod und Leben wird. Kaum war die Sturm-truppe einige Minuten lautlos im
Marsch gegen Bouchavesnes, da erreichte Major Fetzer der Gegenbefehl. Die
Division befahl: „Befohlener Angriff unterbleibt.“
Major Fetzer ließ eine dünne Sicherungsbesatzung vorne und zog die
Kompagnien in die Waldstellung zurück.“
aus:
„Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 246 im Weltkrieg 1914–1918“,
Stuttgart 1931
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