„Während des Einsatzes der 27. Inf.-Division wurde die übernommene Stellung
restlos gehalten; in den ersten Septembertagen wurde der Druck der Übermacht so
stark, daß die Zurückverlegung der Stellungen ins Auge gefaßt werden mußte. Am
12. September wurde daher die Zurücknahme der westlich Les Boueufs stehenden
Batterien notwendig. Als das vorgeschobene Geschütz der 5. Batterie
zurückbeordert wurde, war die gesamte Bedienung tot. Über die Tätigkeit dieser
stummen Helden schweigen die Kriegstagebücher. Oberleutnant d. R. Dietrich
schildert nach gelegentlich gemachten Notizen seine Tätigkeit folgendermaßen:
„In den ersten Tagen des Einsatzes trat das Geschütz nicht in Tätigkeit.
Beim Nacht-angriff in der Nacht vom 3. zum 4. August gab das Geschütz Sperrfeuer
ab und feuerte von da ab nur bei erkanntem feindlichen Angriff, so am 8., 11.,
18. und 19. August. Am 20. August wurde das Geschütz neu eingeschossen, da die
englische Linie nunmehr außerhalb des Delvillewaldes verlief. Das Geschütz gab
in den folgenden Tagen wieder Sperrfeuer bei erkannten Angriffen ab. Während am
Anfang das Geschütz nicht erkannt war und nur Streufeuer erhielt, bekam es
Anfang September gezieltes Feuer, weshalb von dem Geschütz zunächst keine
Tätigkeit mehr ausgeübt wurde. Es blieb jedoch für dringende Fälle bereit und
besetzt. Da das Geschütz immer stärkeres Feuer erhielt und da die inzwischen
zurückverlegten deutschen Linien seine Tätigkeit in Frage stellten, wurde die
Zurückziehung des Geschützes in der Nacht vom 12. zum 13. September in Aussicht
genommen. Den ganzen Tag und den ganzen Abend über war noch
Ferns-prechverbindung vorhanden. Der Geschützführer meldete zwischen 10 und 11
Uhr abends schweres Feuer auf seine Stellung; von Mitternacht ab war die
Verbindung unterbrochen. Eine vorgesandte Patrouille stellte fest: Einen
Treffer im Geschützstand, das Geschütz jedoch nur leicht beschädigt, dagegen
einen schweren Einschlag auf dem Stollen. Der Stollen war zusammengequetscht
und die Bedienung tot. Es fielen dort fürs Vaterland: Unteroffizier Kauber,
Kanonier Joos und Maier. Unteroffizier Kauber war einer der befähigtsten der
Batterie, mir persönlich ein lieber Kamerad, mit dem ich in Rußland, Polen und
Serbien unzählige Patrouillen geritten habe und der sich dann später im Westen,
obwohl ursprünglich Fahrer, als Beobachter glänzend bewährte. So war er vor
Ypern mit mir zusammen als Beobachter auf Höhe 60 während des Angriffs auf die
Doppelhöhe 60 und während des Gegenangriffs auf diese Höhe und hat als
Hilfs-beobachter Hervorragendes geleistet. Das Geschütz wurde erst am 14.
September, 3 Uhr vormittags, zurückgeholt. Die Gefallenen konnten nicht
geborgen werden, sie ruhen in ihrem Unterstand, das heißt, da wo sie ihre
Soldatenpflicht mit dem Tode fürs Vaterland besiegelt hatten.““
aus: „Das
Württembergische Feldartillerie-Regiment König Karl (1. Württ,) Nr. 13 im
Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart, 1928
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen