Montag, 26. September 2016

26. September 1916


„Am 26. September 1.30 Uhr nachmittags setzte auf der ganzen Linie Thiepval – Serre und Thiepval – Courcelette Trommelfeuer ein, unmittelbar gefolgt von einem Infanterie-angriff auf der Südfront von Thiepval nach Osten. Der in Wellen vorgetragene Angriff zieht sich mit seinem linken Flügel gegen C 7 und den südlichen Teil von C 6 am Schnittpunkt mit der Straße Thiepval – Authuille.
Wie bei einem starken Angriff nicht anders zu erwarten war, ging das von einem Zuge der 2. und Postierungen der 2. und 3. Kompagnie besetzte vorgeschobene Dreieck Mau-erweg – C 7 – Braunerweg verloren; den ersten nachhaltigen Widerstand bot der Mauerweg.
Die erste Welle der Angreifer war, noch ehe sie das Hindernis erreichte, durch unser Infanterie- und Maschinengewehrfeuer fast völlig vernichtet, die zweite, dichtere Welle flutete unter stärksten Verlusten wieder zurück. Plötzlich kam vom Wald von Authuille herauf ein Panzerautomobil (Tank) und unter seinem Schutze dahinter und daneben eine dritte Welle, der es gelang, die zurückgehenden Engländer aufzuhalten und im Verein mit dem Tank bis vor das Hindernis sich heranzuarbeiten. Dort kommt aber auch diese Welle zum Stehen. Angreifer und Verteidiger liegen sich im Feuerkampf gegenüber.
Diese Lage erfährt eine ungünstige Wendung, als plötzlich der linke Flügel und fast gleichzeitig auch schon die Mitte und der linke Flügel der 3. Kompagnie im Rücken stark mit Handgranaten bedrängt werden. Die Engländer scheinen an der Südost- und Ostfront von Thiepval eingedrungen zu sein und drücken nun, von Kirche und Schloß herkommend, mit immer stärkeren Kräften nach Süden und Südwesten.
In der Front und im Rücken angegriffen sowie in der Flanke bedroht, mußte sich die 3. Kompagnie, vom linken Flügel her abbauend, auf C 6 zurückziehen. Auch hier war es dem Gegner nicht gelungen, von Süden her über den Mauerweg in C 6 einzudringen, doch griff er unausgesetzt aus Thiepval heraus an, bis schließlich nach zähester Verteidi-gung die Barrikade an der Einmündung des Mauerwegs in C 6 weiter zurückverlegt werden mußte, um vom Gegner nicht umgangen zu werden.
Derselbe Umstand, der es den Engländern ermöglichte, die Westfront von Osten und die Südfront von Norden zu fassen, erlaubte ihnen auch eine rasche Besitzergreifung vom Nordost- und Ostteil Thiepvals. Es gelang dem Gegner im Martinspfad und einem Teil des Bulgarenwegs Fuß zu fassen. Den hier liegenden schwachen Kräften blieb zunächst nur die Möglichkeit, ein weiteres Ausbreiten des Gegners zu verhindern. Dies geschah durch Errichtung von Barrikaden und zwar im Hohen und Tiefen Steg gegen den Martinspfad, im Schwaben-Graben östlich des Schnittpunktes mit dem zweiten Graben und im Bulgarenweg etwa 100 m nordöstlich der Einmündung der Mordiogasse.
In der grünen Stellung und im Zollern-Graben war der Gegner schon etwa 30 bis 40 Minuten nach Beginn des Angriffs soweit vorgekommen, daß er durch erstere und von hier aus über freies Feld mit starken Kräften in den Hessen-Graben eindringen konnte. Etwa 30 bis 40 Engländer hatten sogar um diese Zeit den Hessenweg bereits überschritten und waren im Vorgehen auf den Lachweg begriffen. Sie wurden von der 9. Kompagnie zurückgetrieben, die dann südöstlich des Schnittpunktes der Grünen Stel-lung und Bulgarenweg eine Barrikade errichtete.
Von all diesen Ereignissen erhielt das Regiment erst spät Kenntnis, die erste aus Thiep-val selbst kommende Meldung ist eine Brieftaubenmeldung an die Division ab 6.30 Uhr abends, die folgendermaßen lautet:
„1 Unteroffizier 17 Mann des Unterstabes I. Bataillons liegen noch im Bataillons-unterstand, abgeschnitten von allen Kompagnien und umzingelt von Engländern.
gez. Gossers, Patrouillenführer. Belthle, Bataillonstambour.“
Im Abschnitt des Inf.-Regts. 66 von St. Pierre-Divion bis zu C 4 blieb alles ruhig, ein Angriff von Westen her erfolgte nicht.
Nach Lage der Dinge hatte nun das III. Bataillon von der Feste Staufen aus die Sicher-ung und Abriegelung nach Süden zu übernehmen, während im Laufe des Abends eintreffende Verstärkungen anderer Regimenter in der zweiten Stellung und Staufen-Riegel als Rückhalt dienten.
Über die am 26. September nachts in Thiepval herrschende Lage geben einigermaßen Aufschluß folgende am Morgen des 27. September eingehende Meldungen:
1. des Leutnants d. R. Mayer, Kompagnieführer 1./180:
„Stand des Kampfes abends 9 Uhr siehe Skizze.

Soviel sich jetzt übersehen läßt, besteht 2. und 3. Kompagnie noch je aus 1/4, 1. und 4. Kompagnie aus nur je 1/3 ihres Bestandes.
gez. Mayer, Leutnant d. R. 1./180.“
2. Der Offizierspatrouille des Leutnants d. R. Mutschler:
„Engländer sitzen im Hohen Steg an Straße Grandcourt – Thiepval bis Bulgaren-weg 100 m östlich der Einmündung der Mordiogasse. Gegenangriff des Inf.-Regt. 66 eingeleitet.“
Die Verpflegung des Regiments erfolgte am heutigen Tage durch eiserne Portion. Weitere Verpflegungs- und Nahkampfmittel wurden durch Trägertrupps vorgebracht .“



aus: „Das 10. Württ. Infanterie-Regiment Nr. 180 in der Somme-Schlacht 1916“, Stuttgart 1917

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