„Nachts gegen 2 Uhr erhielten wir Befehl zum Stellungswechsel in die
Reservestellung. Wir packten unsere Habseligkeiten zusammen und erwarteten die
Ankunft der Protzen. Um 2 Uhr nachts kamen diese endlich; wir zogen unsere
Geschütze im heftigsten Feuer feindlicher Gasgranaten heraus und nun ging es
rückwärts. Alles ging ganz ordentlich bis zum Übergang über die Bahnlinie,
welche von Peronne nach Chaulnes führt und die ständig unter schwerem
feindlichen Artilleriefeuer lag. Wir waren mit dem ersten Geschütz an der
Spitze, etwa 20 Meter vor dem Bahndamm, da schlug eine Granate in nächster Nähe
von unserem Geschütz ein und verletzte das Stangensattelpferd. Wir setzten
trotzdem unsern Marsch fort, da das verwundete Tier noch ganz gut im Gespann
lief. Fünf Meter vor dem Damm kommandierte unser Geschützführer: „Trab“, als
wir ich erreicht hatten und gerade über das Gleis fahren wollten, stürzte das
Stangen-sattelpferd. Nun hieß es schnell handeln, denn alle 5 – 10 Minuten kam
ein Schuß. Wir halfen alle zusammen, um das Pferd hochzuheben und es gelang uns
auch; aber in demselben Augenblick schlug eine schwere Granate direkt neben uns
ein. Ich warf mich auf den Boden nieder und blieb glücklicherweise unversehrt,
auch der Vorderreiter war gut davongekommen. Doch neben uns stöhnten
Verwundete, Sogleich suchten wir sie mit Hilfe einer Taschenlampe, denn es war
stockfinstere Nacht. Wir fanden den Ge-schützführer und den Stangenreiter schwer
verwundet und legten ihnen gleich Notver-bände an, einen Unteroffizier, der die
Führung gehabt hatte, sowie den Mittelreiter und einen Kanonier tot. Ein
Kanonier war leicht verwundet und begab sich gleich auf den nächsten
Verbandplatz. Der schwerverwundete Fahrer wurde auf einem Wagen zur
Verbandstelle gebracht, der Geschützführer verschied, als wir ihn in die
Reservestellung brachten. Von unseren Pferden waren nur noch drei heil
davongekommen. Unsere toten Kameraden wurden nach Matigny überführt und dort
zur letzten Ruhe gebettet.“
aus:
„Das Württembergische Feld-Artillerie-Regiment Nr. 116 im Weltkrieg“, Stuttgart
1921
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