„Der
Kommandeur des Res.-Inf.-Reg. 122 dagegen gab sich mit dem Verlust seiner
Stellung nicht zufrieden. Er befahl, die verloren gegangene Stellung am 15.
Oktober, 2 Uhr vormittags, wieder zu nehmen und Génermont, sowie den zweiten
Kampfgraben östlich des Ortes zu besetzen. Hierzu wurden sämtliche noch
vorhandenen Kompagnien des Regiments dem Kommandeur des III. Bataillons,
Hauptmann Müller, zur Verfügung gestellt. Die Riegelstellung sollte durch
I./Inf.-Reg. 184 und zwei Kompagnien des Rekruten-Depots besetzt werden. Der
Angriff sollte vom Westrand von Fresnes aus unter Aufrollung der verloren
gegangenen Stellung von Osten her erfolgen. Der Beauftragte erhob pflichtgemäß
hiergegen Bedenken. Die Zeit der Vorbereitung wäre zu kurz, der Führerstab
reichte nicht aus und es wären nicht genügend Handgranaten in der Stellung.
Doch
umsonst; der Verlust der Stellung schmerzte zu sehr. Der Beginn des Angriffes
wurde auf 4 Uhr vormittags festgesetzt, alle Bataillonsstäbe wurden dem
Hauptmann Müller zugesandt und unterstellt und Handgranaten sollten nach
Bahnhof Marchelepot vorgeführt werden. Die Führer des I. und II. Bataillons
trafen in der Nacht wie befohlen ein; I. Bataillon hatte sich am Westrand von
Fresnes, II. Bataillon in Fresnes bereit-zustellen, die noch vorhandenen Teile
des III. Bataillons sollten rechts und links gestaffelt folgen. Der
Gegenangriff kam nicht mehr zur Ausführung, denn die Reste des II. Bataillons
erreichten durch das feindliche Artilleriefeuer hindurch ihren
Bereit-stellungsplatz nicht rechtzeitig, und I. Bataillon erlitt auf dem Weg
nach Fresnes so viele Verluste, daß nur noch etwa 60 Mann der 2. und 4.
Kompagnie dort eintrafen. Die Reste des III. Bataillons als einzige waren
rechtzeitig am befohlenen Platz.
Mit
den wenigen zur Stelle befindlichen Teilen des Regiments war ein Vorstoß gegen
den Feind nicht möglich. Die Truppe war zudem durch die mehrwöchigen
vorausge-gangenen Anstrengungen und das feindliche Feuer zermürbt. So wurden die
gegebenen Anordnungen abgeändert. I. Bataillon (3., 2., 4. Kompagnie zusammen
noch 150 Gewehre) und 5. Kompagnie, sowie 1. Rekrutenkompagnie besetzten in der
Frühe des 15. Oktober den rechten Unterabschnitt des Regiments in der
ehemaligen Riegelstellung von Fresnes bis zur Straße Marchélepot – Génermont.
Dieser Graben war vollständig eingeebnet, seine alte Lage nicht mehr erkennbar.
Die Leute nisteten sich in Granat-löchern ein ohne Verbindung untereinander. Ein
Verkehr des Bataillons mit den Kom-pagnien war bei Tag nicht möglich, da der
Hang, an dem die Riegelstellung lag, sich feindwärts neigte und von feindlichen
M.-G. vollständig beherrscht wurde. Das II. Bataillon besetzte den linken Unterabschnitt
des Regiments. Die Kompagnien des III. Bataillons rückten am 15. Oktober abends
in die Quaststellung.“
aus:
„Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“,
Stuttgart 1922
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