„Während das II. Bataillon in der Quaststellung lag, hatte das III. die
vordere Linie mit drei Kompagnien bezogen, eine lag in Reserve bei der
Zuckerfabrik. Die Stellung lag 1000 Meter südlich Berny und zwar ging der
Abschnitt des Regiments von der Straße Ablaincourt – Berny bis herüber nach
Frènes, wo das Regiment 183 angrenzte, während links das preußische
Jäger-Res.-Reg. 206 anschloß. Das Gelände stieg feindwärts am linken Flügel nur
wenig, in der Mitte bei Gènes, wo das Regiment 183 angrenzte, während links das
preußische Jäger-Res.-Reg. 206 anschloß. Das Gelände stieg feindwärts am linken
Flügel nur wenig, in der Mitte bei Génermont mehr, am meisten am rechten Flügel
an. Die Stellung bestand aus drei hintereinanderliegenden Gräben: dem früheren,
kaum knietiefen Scheingraben, der kurz nach dem Beziehen der Stellung durch das
III. Bataillon ausgehoben war und als Vorpostengraben für unsere Schleierposten
diente, dann dem eigentlichen Kampfgraben 300 Meter dahinter, der
durchschnittlich nur etwa 1 Meter tief ausgehoben war und keinerlei Unterstände
besaß, und endlich dem Wohngraben etwa 150 Meter weiter rückwärts. Dieser
letztere führte von früher her den Namen „Meldeweg“. In ihm befand sich eine
geringe Anzahl mäßig ausgebauter Stollen. Der Meldeweg war als Laufgraben sehr
breit und tief ausgehoben, da er ohne Schulterwehren und Schützenauftritte
angelegt war. Er bot ziemlich guten Schutz gegen Artilleriefeuer, war aber
weniger geeignet zur Verteidigung. Auf weite Strecken war er von quer gelegten,
mit Erde und Wasen bekleideten Prügeln abgedeckt, die aber später durch
Einsturz infolge Beschießung recht unbequem wurden. Der Gegner kannte die Lage
des Grabens genau und war gut auf ihn eingeschossen, so daß bald an vielen
Stellen die Abdeckung durch Einschläge zerstört und dadurch der Graben
zugeschüttet und versperrt wurde. Am linken Flügel des Regimentsabschnittes
hart östlich des Weges nach Berny führte eine lange Sappe vor bis nahe an den
höchsten Punkt, Höhe 86 vor Berny, wo noch zwei kleine Schanzen angelegt waren.
Im großen ganzen wurde die Stellung durch das III. Bataillon als
größtenteils unvoll-kommen ausgebaut und mangelhaft verteidigungsfähig
übernommen. Schußsichere Unterstände waren nicht genügend vorhanden, ein großer
Teil der Leute lag in „Karnickellöchern“. Vom vorderen Graben war keine
Beobachtung möglich, sie erfolgte durch vorgeschobene Posten; ein
splittersicherer Beobachtungsstand war auf Höhe 86 vor dem linken
Kompagnieabschnitt. Das Drahthindernis war unzureichend, auf großen Strecken
fehlte es vollständig, auf anderen war mit seinem Bau erst begonnen. Die
Entfernung vom Gegner betrug bis zum Park von Berny etwa 800 Meter.
Der Gegner schanzte am Südrand des Parkes von Berny und war sehr
aufmerksam. Das feindliche Artilleriefeuer war anfangs mäßig stark, doch war
der Gegner auf unsere vorderen Linien so genau eingeschossen, daß das III.
Bataillon in den ersten sechs Tagen in Stellung 11 Tote, 20 Schwer- und 30
Leichtverwundete hatte. Vielleicht trug auch der neue, zum Teil
stellungskampfungeübte Ersatz zu den auffallend hohen Verlusten bei.“
aus:
„Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“,
Stuttgart 1922
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