„Die
Lage vor der Front des XV. Armeekorps, die von Le Transloy bis zum St. Pierre
Vaast-Wald reichte, hatte sich kurz folgendermaßen entwickelt: Engländer und
Fran-zosen hatten ihre Durchbruchversuche nach dem Mißerfolg vom 7. Oktober
keineswegs eingestellt, sondern sie mit immer neuen Kräften am 12., 17. und 22.
Oktober wieder aufgenommen. Aber der Erfolg dieser Angriffe stand in keinem
Verhältnis zu den gewaltigen Verlusten, die sie kosteten. Wohl gelingt es den
Franzosen, bei Sailly und südlich die große Straße Bapaume – Péronne zu
überschreiten; aber bei der Kirche von Sailly gebietet ihnen das I. Bayerische
Korps Halt und wirft ihre in den St. Pierre Vaast-Wald eingedrungenen Jäger und
Zuaven wieder hinaus. Seither hatten die Versuche des Franzmanns, in Sailly
weiter Boden zu gewinnen, nicht aufgehört, und auch am 29. Oktober versuchte er
nach zehnstündiger Feuervorbereitung, die sich hauptsächlich gegen den rechten
Flügel des III. Bataillons (9. Kompagnie) und die R 1-Stellung richtete,
anzugreifen.
Der
Graben westlich der Kirche von Sailly war zum großen Teil eingeebnet worden.
Ein Maschinengewehr und ein Beobachtungsstand waren zusammengeschossen und ihre
Bestzungen – Leutnant d. R. Nauen (3. M.-G.-Komp.) und der Artilleriebeobachter
Leutnant Nagelschnitz mit ihren Leuten – unter den Trümmern begraben. Der
Graben wurde unhaltbar und Leutnant d. R. Eberhardt, der Führer der 9.
Kompagnie, nahm seine Kompagnie unter Zurücklassung einiger gutgedeckter Posten
und Maschinen-gewehre bis auf die linke Flügelgruppe unter Unteroffizier Schwarz
weiter zurück.
7
Uhr abends erfolgte ein neuer Angriff gegen die Stellung der 9. Kompagnie.
Franzosen vom Regt. 24 drangen in den Graben ein: aber Unteroffizier Schwarz
warf sich kurz entschlossen mit seiner Gruppe auf die Eingedrungenen und räumte
den Graben mit Handgranaten wieder aus. Die 9. Kompagnie rückte wieder nach und
verfolgte den abziehenden Gegner, dem es gelungen war, ein im Graben erbeutetes
Maschinengewehr samt Bedienung mitzuführen, mit Feuer. Der Gefreite Jakob Bomm
aus Kuchen jedoch, der beim Schein einer Leuchtkugel sah, daß die Franzosen, um
rascher in die Gräben zu kommen, das Maschinengewehr kurz vorher hatten fallen lassen,
raffte rasch einige Handgranaten zusammen und stürzte sich aus dem Graben auf
das Maschinengewehr, um es wieder zurückzubringen. Im Begriff, es zu erfassen,
sprangen zwei Franzosen auf ihn zu. Er wehrte sie aber mit seinen Handgranaten
ab, und es gelang ihm ohne jede Beihilfe, das Maschinengewehr trotz des feindlichen
Feuers durch das Trichterfeld in den eigenen Graben zurückzuschleppen. Bomm
wurde zum Unteroffizier befördert und mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse
ausgezeichnet.
Auch
die 11. Kompagnie war 7 Uhr abends angegriffen worden, hatte sich aber durch ihr
Feuer des Gegners zu erwehren vermocht. Um 8 Uhr abends erneuerten die
Franzosen nach gründlicher Feuervorbereitung ihren Angriff gegen den
Kirchgraben; dabei gelang es ihnen, rechts von der 9. Kompagnie durchzubrechen
und dieser in den Rücken zu kommen. Hier wurden sie aber so empfangen, daß sie
das Wiederkommen vergaßen. Ein erneuter Angriff um 10 Uhr abends blieb ohne
jeden Erfolg. Der letzte Angriffsversuch erfolgte um Mitternacht auf die 12.
Kompagnie, die ihn jedoch glatt abwies.
Die
Aufräumung der Gräben, das Ausgraben der Verschütteten und die Ergänzung der
durch feindliches Artilleriefeuer zerstörten Nachrichtenmittel nahmen den Rest
der Nacht vollends in Anspruch.“
aus:
„Das 8. Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 126 „Großherzog Friedrich von
Baden“ im Weltkrieg 1914-1918ׅ, Stuttgart 1929
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