„Die
schwierige Frage, wie der Lesului am nächsten Tage ohne schwere Verluste zu
nehmen sei, löste Oberleutnant Lieb in vorbildlicher Weise. In fernmündlicher
Ausspra-che mit Major Sproesser erklärte er sich bereit, eine
Umgehungs-Abteilung in den Rücken der Rumänen zu führen. Während der
Vorbereitungen zu diesem Angriff am 11. November versuchte am 10. November, 2
Uhr nachmittags, nochmals ein rumänisches Infanterie-Bataillon, in lichten
Schützenwellen an Gruba mare sich heranzuarbeiten. Frühzeitig erkannt, wird
dieser Angriff durch Feuer der 5. Geb.- und 3. M. G.-Komp. niedergehalten, so
daß der Feind bei Einbruch der Dunkelheit unter Zurücklassung erheblicher
blutiger Verluste wieder verschwindet. Verwundet: Leutnant Oppold (6.). Für den
Angriff auf den Lesului befahl Major Sproesser fernmündlich:
Oberleutnant
Lieb mit 3. und 4. (Wahrenberger) Geb.-Komp., 1/3 2. M. G.-Komp. (Jaiser)
erhält den Auftrag, am 11. November früh den Gegner östlich zu umgehen.
Hauptmann Gößler mit 2., 5., 6. Geb.-Komp., 3. und 1/3 2. M. G.-Komp., je 1 Zug
Geb.-Kanonen und -Haubitzen greift im Zusammenwirken mit Abteilung Lieb Lesului
frontal von Norden an. Zur Verfügung des Kommandeurs des Württ.
Gebirgs-Bataillons verbleiben auf Gruba mare 1. Geb.- und 1. M. G.-Komp.
Bei
klarem Wetter trat Oberleutnant Lieb um 4 Uhr morgens den Vormarsch an durch
schluchtenreiches und durchrissenes Steilgelände über gefallene Baumriesen und
durch wirres Dorngestrüpp. Der Marsch ist äußerst anstrengend, besonders für
die Träger der M. G., so daß erst gegen 11 Uhr vormittags die rechte Flanke der
rumänischen Besatzung gewonnen wird. Diese hatte 6.15 Uhr früh noch einen
dritten Versuch, diesmal am Westhang des Grates entlang, unterstützt durch
Gebirgs-Geschütze auf Stersura-Tufin, gemacht, die Gruba mare wiederzunehmen.
Mit starken Verlusten wird auch dieses Bataillon zurückgeschlagen und sodann
mit Ferngläsern der Lesului scharf beobachtet. Als zwischen 10 und 11 Uhr
vormittags in den zahlreichen Gräben, Nestern und Stellungen an seinem Nordhang
Leben und Bewegung sich vermehrte, bestand kein Zweifel, daß die Umgehung der
Abteilung Lieb begann sich auszuwirken. Sie konnte bei der klaren Sicht dem
Feinde nicht verborgen bleiben. Hauptmann Gößler nimmt daher zurückgehende
Schützen unter M. G.-Feuer und befiehlt der Gebirgs-Artillerie, das Feuer zu
eröffnen. Das wirkt! Immer schneller räumt der Rumäne und nun ist kein Halten
mehr! In wildem Ansturm stürzen die Kompagnien der Abteilung Gößler vorwärts
und ersteigen den steil aufragenden, von zahllosen Schützenlöchern und Gräben
durchzogenen Nordrand des Lesului, während über ihre Köpfe hinweg
Maschinengewehre, Kanonen und Haubitzen den Feind zur Eile mahnen. Den Rückweg
ihm zu verlegen, war der Abteilung Lieb leider nicht vergönnt; der Boden war
den Rumänen zu heiß geworden, noch ehe die Schützen und Maschinengewehre des
Oberleutnants Lieb in ihren Rücken gelangt waren. 30 tote, 100 verwundete, 40
gefangene Rumänen; 5 tote, 15 verwundete, 2 verletzte Gebirgs-Schützen. Vom
ostwärts benachbarten Vulkan-Paß beobachtete die 41. Inf.-Division die
Erstürmung des Lesului durch die Württemberger und heller Jubel herrschte dort
über die gewandte, ruhige, zielklare Durchführung des mit zwar schmerzlichen,
aber doch verhältnismäßig geringen Verlusten glänzend gelungenen, unbestreitbar
sehr schweren Angriffs.
12.30
Uhr mittags hat Oberleutnant Lieb mit 2., 3., 4. Geb.-, 2. und 3. M. G.-Komp.
den Ostgipfel besetzt, Sicherung und Aufklärung gegen Valarii – Giulava –
Curpenul angeordnet. Abteilung Gößler (5. und 6. Geb.-Komp.) in 2. Linie links
gestaffelt verblieb am Nordrand des Lesului, Abteilung Zickwolff (1. Geb.-, 1.
M. G.-Komp.) folgte in 3. Linie nach Gruba mare, Bataillonsstab und
Gebirgs-Artillerie rückten zur Abteilung Gößler.“
aus: „Die
Geschichte der Württembergischen Gebirgsschützen“ׅ, Stuttgart 1933
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