„Alle
drei Bataillone des Regiments mit Ausnahme von 2 Kompanien des I. Bataillons
waren in vorderer Linie eingesetzt. Zwischen dem I. und II. Bataillon war
außerdem das II./ Landsturm 9 geblieben, das dem Regiment unterstellt wurde.
Südlich der Eisenbahn lag das III. Bataillon in zwei Gruppen: die 11. und 9.
Kompanie bei Jlipan, nördlich davon, durch einen Sumpf getrennt, die 10. und
12. Kompanie gegenüber dem Bahnhof Selburg.
Der
am meisten hervortretende und wohl auch besonders gefährdete Teil des Regiments-abschnitts
war die Stellung des II. Bataillons. Hier saß der Russe auf den beherr-schenden
Preschkan-Höhen, während die Gräben des II. Bataillons auf einem kahlen
Sandhügel, dem sogenannten „Olymp“ verliefen, der ungünstigerweise auch noch
die sumpfige Niederung des Pixstern-Baches im Rücken hatte. Naturgemäß war
diese kahle Höhe das Ziel der feindlichen Artillerie und besonders der auf den
Preschkan-Höhen eingebauten Minenwerfer. Das Haupt des Olymp war deshalb recht
übel zerzaust.
Fast
auf der ganzen Regimentsfront war eine Annäherung an die vorderen Gräben (mit
Ausnahme auf dem rechten Flügel des III. Bataillons) nur bei Nacht möglich, was
für die Zufuhr von Verpflegung und Material große Schwierigkeiten mit sich
brachte. Denn bei schlechtem Wetter waren die Wege fürchterlich und die
Fahrzeugkolonnen um ihre nächtlichen Reisen nicht zu beneiden.
Hinter
den Stellungen des Regiments lag offenes Gelände. Außer ein paar Birken- und
Tannenwäldchen, die als verdeckende Masken peinlichst geschont wurden, war
alles Wiese, Weideland und Sumpf, von den russischen Artilleriebeobachtern auf
den überra-genden Preschkan-Höhen bequem überwacht.
Das
Landschaftsbild hatte aber viel reizvolles. Man mußte lebhaft an Oberschwaben
denken, mit dem wohl überhaupt Kurland vieles gemeinsam hat. Besonders die
rundli-chen Kuppen mit ihrem Schopf von Birken und Buchen riefen die Erinnerung
an den Südteil Schwabens wach.
Der
Regimentsstab hatte seinen Wohnsitz in Rudan aufgeschlagen, einem kleinen
Gehöft nahe dem Bahnhof Kallei. Der Eisenbahndamm, der von hier nach Osten
führte und später die Grenze zwischen dem II. und III. Bataillon bildete, wurde
zugleich als Hauptstraße benutzt, auf der sogar Fahrzeuge vorfuhren.
Der
Gegner verhielt sich im allgemeinen völlig ruhig. Ab und zu bedachte er den Olymp
mit ein paar Granaten und leichten Minen oder suchte er sonst irgendwo einen
Unvor-sichtigen zu schrecken. Seine Gräben waren etwa 400 – 600 Meter entfernt,
die Haupt-stellung lag noch weiter zurück.“
aus:
„Das Füsilier-Regiment Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn (4.
württ.) Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921
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