„Am
28. und 29. Oktober übernahm das Regiment eine Stellung südlich Miraumont, mit
der gewöhnlichen Einteilung: 1 Bataillon vorne im Dessauergraben, 1 in
Bereitschaft in der Miraumont- und Grandcourtstellung, 1 in Ruhe im
Felsenkeller; Regimentsstab im sogenannten Unterstand Herzog, bei
Klein-Miraumont im Ancregrund.
Hier
war alles recht verbesserungsfähig, sobald man die Arbeit nicht scheute. Bei
schlechtestem Wetter und in einer Schlammbrühe stehend, wurden von den beiden
vorderen Bataillonen Unterstände hergestellt. Dadurch sank der tägliche
Durchschnitts-verlust von 25 auf 10 Mann herab. Aber die Zahl der Erkrankungen
wuchs, und dagegen ließ sich unter den vorliegenden Verhältnissen wenig tun.
Der
Felsenkeller, in welchem das Ruhebataillon untergekommen war, war eine der
großen künstlichen Felsenhöhlen, wie sie im nördlichen Frankreich sich öfters
finden, und über deren ursprünglichen Zweck sich die Gelehrten nicht ganz klar
und einig sind. Es war ein Gang, mit allen Seitenverzweigungen wohl fast 1
Kilometer lang, 0,80 – 3 Meter breit, meist 2 – 3 Meter, an einzelnen Stellen
aber 15 Meter hoch. Hier drin lebten seit Wochen über 1000 Menschen und das
ganze erhielt die nötige Luft durch einen einzigen Eingang. Diese Luft im
Innern war aber auch dementsprechend; das Raubtier-haus eines zoologischen
Gartens ist im Vergleich zum Felsenkeller ein Plätzchen, wohl geeignet zum
kräftig Atemschöpfen.
Das
Regiment ging sofort daran, weitere Ausgänge durchzubrechen. Einen, nach oben,
konnte es selbst fertig-stellen, den zweiten, waagrecht, übergab es, beinahe
fertig, zum Ausbau dem ablösenden Truppenteil.“
aus:
„Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 120 im Weltkrieg
1914–1918“, Stuttgart 1920
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