„Für
den 20. November befahl die Division den allgemeinen Angriff gegen den in
Racital gänzlich eingeschlossenen Feind. Von Borescu aus sollten 2 Kolonnen in
den beiden Tälern nach Norden vorgehen. Die Abteilung Wehl, 5 Eskadrons und 2
Geschütze, über Raci, die Abteilung Gültlingen, 4 Eskadrons und 2 Geschütze,
über Ohaba. Die Abteilung Schmetzer, verstärkt auf 2 Eskadrons und 1 Geschütz,
sperrte die Linie Matasarii – Bolbosi – Ohaba. Gleichzeitig mit der 26.
Kavallerie-Brigade waren auch die andern Truppen der Division gegen das
rumänische Detachement angesetzt.
In
dichtem Morgennebel ritt die Abteilung Wehl im Racitale nordwärts. Die
Patrouille von der Spitze der 1. Dragoner 25 meldete den südlichen Teil des
langgestreckten Dorfes Raci frei vom Feinde, gleichzeitig hatte sie aber dessen
Abmarsch in westlicher Richtung auf Bolbosi festgestellt; die Dragoner folgten
dichtauf. Schmal und steil führte der Weg durch die bewaldeten Berge. Die
Vorhuteskadron hielt eben hinter einer Paßhöhe, währenddessen die Spitze unter
Führung des Oberleutnant Werther schon ins Tal hinabgestiegen war. Der dichte Nebel erlaubte höchstens einen
Ausblick auf 200 Meter. Rittmeister Renner mit seinen Gefechtsordonnanzen war
seiner Spitze gefolgt. Plötzlich ertönte aus dem Nebel der Hufschlag
galoppierender Pferde und das Hurra der attackierenden Spitze. Bald darauf
hörte man eine starke Infanteriesalve. Als der Eskadronführer in schnellster
Gangart ins Tal hinabjagte, stieß er auf die zurückgalop-pierende Spitze mit dem
reiterlosen Pferd des Spitzenführers. Zugleich umprasselte starkes
Infanteriefeuer die schwäbischen Reiter. Im Zurückjagen meldete
Vizewacht-meister Magnus, die Spitze habe eine feindliche Postierung in Stärke
von 10 – 15 Mann überritten, sei aber sofort in das Feuer einer dahinter
liegenden starken Infanterieab-teilung geraten. Der Gefreite Goelz war dabei
verwundet worden, Oberleutnant Werther fehlte, er war dicht am Feinde mit
seinem Pferde gestürzt. Erst später fand er sich unverletzt zu Fuß wieder bei
der Eskadron ein. Um den Vorteil der Überraschung auszunützen, war sofortiges
Handeln geboten. Der Eskadronführer ließ daher seine Eskadron zum Gefecht zu
Fuß absitzen mit dem Befehl: „Angriff auf die im Tal befindliche feindliche
Infanterie“, die anfänglich als schwach angenommen wurde. Zugleich schickte der
Regimentskommandeur, Oberstleutnant Freiherr von Bautz, die Schützen der 3.
Eskadron mit den Maschinengewehren unter Rittmeister Berger zur Unterstützung
vor. Die 3. Eskadron zog sich zur Umfassung am Hang rechts heraus, dann begann
der Angriff. Auf 400 Meter kam die 1. Eskadron frontal mit dem entwik-kelten
Gegner in Gefechtsberührung, während die 3. Eskadron direkt in die linke Flanke
des Feindes stieß. Nach kurzem Feuerkampf wurde die feindliche Nachhut, denn
diese war es, unter schweren Verlusten in das Bolbosital hinabgeworfen. Der
rumänische Oberst Teatu erkannte die gefährliche Lage seines Detachements und
um diesem den Abmarsch nach Westen zu erleichtern, setzte er ein neues
Bataillon zum Gegenangriff auf unsere Dragoner ein. In diesem Augenblick
lichtete sich für kurze Zeit der Nebel und es gelang der 1. Eskadron, das sich
aus der Gruppenkolonne entwickelnde rumä-nische Bataillon für kurze Augenblicke
mit wirksamem Feuer zu fassen. An dieser Stelle führte der Feind seine Angriffsabsichten
dann auch nicht weiter durch. Weniger günstig gestaltete sich die Lage bei der
Eskadron Berger. Diese wurde durch die vorgehenden rumänischen Schützen
überflügelt und mußte sich schrittweise gegen den Höhenkamm zurückziehen.
Hierbei wurde Leutnant d. R. Schüle schwer verwundet. Dem Dragoner, der ihn
zurückbringen wollte, gab er noch den Befehl, ihn liegen zu lassen und sich
selbst in Sicherheit zu bringen. Je eine Eskadron der 15. Dragoner und 9.
Husaren die nun von der Führung rechts neben der 3. Eskadron eingesetzt wurden,
stellten die Lage rasch wieder her. Der Gegner verschwand. Die Handpferde
wurden vorgezogen; als die nachdrängenden Patrouillen Boldosi erreichten, hatte
der Feind die Straße Bolbosi – Siacu – Brosteni bereits westwärts überschritten.
Die Eskadrons folgten dem Feinde bis nach Siacu, wurden aber dort angehalten
und nach Borescu zurückbeordert.
Große
Wut bemächtigte sich der Dragoner, als sie die beim Zurückgehen liegen
geblie-benen Verwundeten beim Absuchen des Gefechtsfeldes wiederfanden. Der
Rumäne hatte sie totgeschlagen, ausgeplündert und der Röcke und Schuhe beraubt.
Leutnant d. R. Schüle, der jüngste Offizier des Regiments, ein beliebter
Kamerad und tapferer Soldat, war auch bei den Toten. Unter einem einzelnen Baum
am Südeingang von Bolbosi wurden die Gefallenen des Tages, Leutnant d. R.
Schüle, Dragoner Manz und Sterr beigesetzt.“
aus:
„Mit den Olga-Dragonern im Weltkrieg“ Stuttgart, 1920
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