Sonntag, 20. November 2016

20. November 1916


„Für den 20. November befahl die Division den allgemeinen Angriff gegen den in Racital gänzlich eingeschlossenen Feind. Von Borescu aus sollten 2 Kolonnen in den beiden Tälern nach Norden vorgehen. Die Abteilung Wehl, 5 Eskadrons und 2 Geschütze, über Raci, die Abteilung Gültlingen, 4 Eskadrons und 2 Geschütze, über Ohaba. Die Abteilung Schmetzer, verstärkt auf 2 Eskadrons und 1 Geschütz, sperrte die Linie Matasarii – Bolbosi – Ohaba. Gleichzeitig mit der 26. Kavallerie-Brigade waren auch die andern Truppen der Division gegen das rumänische Detachement angesetzt.
In dichtem Morgennebel ritt die Abteilung Wehl im Racitale nordwärts. Die Patrouille von der Spitze der 1. Dragoner 25 meldete den südlichen Teil des langgestreckten Dorfes Raci frei vom Feinde, gleichzeitig hatte sie aber dessen Abmarsch in westlicher Richtung auf Bolbosi festgestellt; die Dragoner folgten dichtauf. Schmal und steil führte der Weg durch die bewaldeten Berge. Die Vorhuteskadron hielt eben hinter einer Paßhöhe, währenddessen die Spitze unter Führung des Oberleutnant Werther schon ins Tal hinabgestiegen war.  Der dichte Nebel erlaubte höchstens einen Ausblick auf 200 Meter. Rittmeister Renner mit seinen Gefechtsordonnanzen war seiner Spitze gefolgt. Plötzlich ertönte aus dem Nebel der Hufschlag galoppierender Pferde und das Hurra der attackierenden Spitze. Bald darauf hörte man eine starke Infanteriesalve. Als der Eskadronführer in schnellster Gangart ins Tal hinabjagte, stieß er auf die zurückgalop-pierende Spitze mit dem reiterlosen Pferd des Spitzenführers. Zugleich umprasselte starkes Infanteriefeuer die schwäbischen Reiter. Im Zurückjagen meldete Vizewacht-meister Magnus, die Spitze habe eine feindliche Postierung in Stärke von 10 – 15 Mann überritten, sei aber sofort in das Feuer einer dahinter liegenden starken Infanterieab-teilung geraten. Der Gefreite Goelz war dabei verwundet worden, Oberleutnant Werther fehlte, er war dicht am Feinde mit seinem Pferde gestürzt. Erst später fand er sich unverletzt zu Fuß wieder bei der Eskadron ein. Um den Vorteil der Überraschung auszunützen, war sofortiges Handeln geboten. Der Eskadronführer ließ daher seine Eskadron zum Gefecht zu Fuß absitzen mit dem Befehl: „Angriff auf die im Tal befindliche feindliche Infanterie“, die anfänglich als schwach angenommen wurde. Zugleich schickte der Regimentskommandeur, Oberstleutnant Freiherr von Bautz, die Schützen der 3. Eskadron mit den Maschinengewehren unter Rittmeister Berger zur Unterstützung vor. Die 3. Eskadron zog sich zur Umfassung am Hang rechts heraus, dann begann der Angriff. Auf 400 Meter kam die 1. Eskadron frontal mit dem entwik-kelten Gegner in Gefechtsberührung, während die 3. Eskadron direkt in die linke Flanke des Feindes stieß. Nach kurzem Feuerkampf wurde die feindliche Nachhut, denn diese war es, unter schweren Verlusten in das Bolbosital hinabgeworfen. Der rumänische Oberst Teatu erkannte die gefährliche Lage seines Detachements und um diesem den Abmarsch nach Westen zu erleichtern, setzte er ein neues Bataillon zum Gegenangriff auf unsere Dragoner ein. In diesem Augenblick lichtete sich für kurze Zeit der Nebel und es gelang der 1. Eskadron, das sich aus der Gruppenkolonne entwickelnde rumä-nische Bataillon für kurze Augenblicke mit wirksamem Feuer zu fassen. An dieser Stelle führte der Feind seine Angriffsabsichten dann auch nicht weiter durch. Weniger günstig gestaltete sich die Lage bei der Eskadron Berger. Diese wurde durch die vorgehenden rumänischen Schützen überflügelt und mußte sich schrittweise gegen den Höhenkamm zurückziehen. Hierbei wurde Leutnant d. R. Schüle schwer verwundet. Dem Dragoner, der ihn zurückbringen wollte, gab er noch den Befehl, ihn liegen zu lassen und sich selbst in Sicherheit zu bringen. Je eine Eskadron der 15. Dragoner und 9. Husaren die nun von der Führung rechts neben der 3. Eskadron eingesetzt wurden, stellten die Lage rasch wieder her. Der Gegner verschwand. Die Handpferde wurden vorgezogen; als die nachdrängenden Patrouillen Boldosi erreichten, hatte der Feind die Straße Bolbosi – Siacu – Brosteni bereits westwärts überschritten. Die Eskadrons folgten dem Feinde bis nach Siacu, wurden aber dort angehalten und nach Borescu zurückbeordert.
Große Wut bemächtigte sich der Dragoner, als sie die beim Zurückgehen liegen geblie-benen Verwundeten beim Absuchen des Gefechtsfeldes wiederfanden. Der Rumäne hatte sie totgeschlagen, ausgeplündert und der Röcke und Schuhe beraubt. Leutnant d. R. Schüle, der jüngste Offizier des Regiments, ein beliebter Kamerad und tapferer Soldat, war auch bei den Toten. Unter einem einzelnen Baum am Südeingang von Bolbosi wurden die Gefallenen des Tages, Leutnant d. R. Schüle, Dragoner Manz und Sterr beigesetzt.“


aus: „Mit den Olga-Dragonern im Weltkrieg“ Stuttgart, 1920

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