„Die
1. und 2. Eskadron wurden beauftragt, sich trotz des stark fallenden Schnees in
beschleunigtem Marsch vor die Talmündung zu legen. Patrouillen werden von da
aus in das Tal hineingetrieben, die bis Raci vorgehen, das frei gefunden wird.
Aber hinter Raci wird der Vormarsch des Gegners, mit dem die Fühlung um die
Mittagszeit infolge einer langen Waldrast verloren gegangen war, durch die 5.
Eskadron in Stärke von 2 bis 3 Bataillonen erneut festgestellt. Alles ist
bereit, ihn aufs wärmste zu empfangen – welche Enttäuschung! Er bleibt in Raci
sitzen und geht zur Ruhe über! So bricht die Nacht ein, alle Straßen sind
gesperrt, wir sind in gespannter Erwartung, der Feind kann uns nicht entgehen.
Am nächsten Morgen, wenn er weiter will, läuft er in unsere Arme, bleibt er
stehen, so werden wir ihn aus Raci herausholen. Aber der Mensch denkt – und der
dicke Nebel lenkt! Da der Feind am andern Morgen keine Anstalten trifft, seinen
gestrigen Marsch fortzusetzen, marschiert die um Husaren 9 verstärkte Brigade,
der sich auch der Divisionsstab in Erwartung eines großen „Finkenfanges“ angeschlossen hatte, auf Raci:
Das Nest erweist sich als leer. Dafür läuft die Meldung ein, der Gegner habe
auf einer neuen, in den Karten nicht eingezeichneten Straße, unsere westliche
Absperrungslinie zwischen unserer 3. und einer Olgaschwadron im Schutze des
Nebels durchbrochen und befinde sich jetzt auf der großen Straße, die wir
gestern marschiert waren. Während nun das Drag.-Reg. 25 der Nachhut des Feindes
aus Raci nach Bolbosi folgte, wurde unser Regiment mit 2 Eskadrons der Husaren
9 unter Führung unseres Kommandeurs zurück beordert, um die Hauptstraße wieder
unmittelbar von Süden abzusperren. Hier wurden allmählich die Eskadrons und
Maschinengewehre der Gruppe Gültlingen im Fußgefecht eingesetzt und der Gegner
nach Norden abgedrängt, nachdem auch die Olgadragoner ihren Gegner mit schnell
entwickelten Schützen vom Bergkamm ins Tal hinuntergejagt hatten. Nun werden
die Pferde herangeholt und die Verfolgung angesetzt.
Wohl
hat inzwischen die Sonne über den Nebel gesiegt, aber die Felder gleichen einem
grundlosen Moraste und die Straße einem gelben Strom, so daß die Aussicht
gering ist, in kurzer Zeit den Feind einholen zu können. Da außerdem die
Hauptaufgabe der Division nach Süden weist, so wir die Verfolgung abgebrochen
und nur das inzwischen auf dem Gefechtsfelde eingetroffene Drag.-Reg. 25 soll
Fühlung am Feinde behalten, dem wir wohl bedeutend Abbruch getan, den erhofften
vernichtenden Schlag aber nicht hatten beibringen können. Das war umso mehr zu
bedauern, als wir später erfuhren, daß dieser Feind auf dem Marsch von Orsowa
gegen die rechte Flanke unserer Einbruchs-armee angesetzt, aber bei Targu Jiu zu
spät gekommen, tags zuvor unsere im Jiutal vor-marschierende Divisionsbagage angegriffen
und übel zerpflückt hatte. Zahlreiche Wa-gen waren hierbei verbrannt, viele
Leute und Pferde gefallen, verwundet und gefangen.“
aus: „Dragoner-Regiment
„König“ (2. Württ.) Nr. 26 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1921
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