„In
der Gefechtsstellung waren die Verhältnisse in jenen Tagen schlechter, als je.
Schon der Anmarsch war ein schweres Stück Arbeit, da es sich z. B. für die
vorderste Kompagnie allein in der Bereitschaft um einen Weg von 14 km Länge
handelte, so daß man bald zu Wagen und Lastautos seine Zuflucht nehmen mußte.
Der Gang in die vordere Linie vollends war für schwächliche Leute oft kaum zu
bewältigen. Von der Straße Fins / Rocqigny aus mußte man sich nahezu 4 km
querfeldein auf völlig aufge-weichtem Ackerboden hindurchstampfen, wobei jedes
natürliche Erkennungszeichen fehlte. Die beiden einzigen Ortschaften im
Umkreis, Rocquigny rechts und Le Mesnil links, lagen außerhalb des
Regimentsabschnitts und planlos irrten in der ersten Zeit die Ablösungen im
Gelände herum, sich auf Stunden verlierend. Schließlich wurden kleine Täfelchen
im Gelände ausgesteckt, welche mit leuchtender Farbe bestrichen wurden und so
den Weg bezeichneten. Aber auch sie zu verfehlen, war selbst für die Läufer-
und Trägertrupps, die oft mehrmals in jeder Nacht den Weg zu gehen hatten, kein
großes Kunststück. Dazu kam das sehr unangenehme nächtliche Störungsschießen
der engli-schen Artillerie, das beim Fehlen eines bestimmten Zieles kreuz und
quer in das Gelän-de gestreut war. Besonders das Überqueren der hochgelegenen
Straße Sailly / Transloy, wo oft stundenlang das Feuer nicht zur Ruhe kommen
wollte, war immer ein kritischer Augenblick und meist im Laufschritt ging es
auf der einen Seite hinauf, auf der andern hinunter, wobei mach einer über
Granattrichter stolpernd ein unfreiwilliges Schlammbad nehmen mußte. War man
endlich vorne angelangt, so kam man vom Regen in die Trau-fe, fand kaum ein
trockenes Plätzchen und mühte sich 3 Tage lang ab, die Stellung sauber zu
bringen. War glücklich ein Stück in Ordnung, so kam ein Regenguß und schwemmte
Grabenwände und Brustwehren wieder hinweg. Dabei war der Ausbau der Stellung
dringend vonnöten, da keineswegs feststand, ob der Gegner seine
Angriffs-gedanken schon völlig aufgegeben hatte oder ob er sich nur eine Atempause
gönnte.“
aus: „Die
Ulmer Grenadiere an der Westfront“, Stuttgart 1920
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