„Die
Feuertätigkeit der Batterien erstreckte sich auf Festlegen und prüfen der
verschie-denen Sperrfeuer- und Vernichtungsfeuerüberfälle. Letztere Feuerart,
die in der Haupt-sache das Niederkämpfen eines in den Gräben zum Angriff
bereitgestellten Gegners bezweckte, war seit einiger Zeit in die
Schießvorschrift der Artillerie neu aufgenommen und häufig mit Erfolg
angewendet worden. Unser Störungsfeuer richtete sich sehr viel gegen das
feindliche Verkehrszentrum Morval, dessen ehemalige nur dem Eingeweihten noch
feststellbare Kirche als Hauptrichtungspunkt diente und gegen die uns bekannte
Mulde zwischen Morval und Frégicourt, die der Gegner zur Annäherung benutzte.
Auch für die Bekämpfung auftretender Panzerkraftwagen waren damals zum
erstenmal Richtlinien aufgestellt worden. Teilweise verwendeten die Batterien
für bestimmte Kampfaufträge Gasgeschosse, sogenannte Grünkreuze. Zum Prüfen des
Sperr- und Ver-nichtungsfeuers der seitlichen Lage nach wurden durch
Leuchtzeichen in vorderer Linie die Abschnittsgrenzen der Infanterie von den
Beobachtungsstellen durch genaues An-schneiden festgelegt. Der Gegner beschoß
häufig unsere Infanteriestellungen, besonders die Bereitschaften im
Mesnilriegel. Mit Vorliebe aber streute er das Hintergelände häufig mit
Gasgeschossen und die Artilleriestellungen meistens mit Verzögerungsge-schossen
mittelschweren Kalibers ab, richtete aber auch oft stunden-, ja tagelanges
Zerstörungsschießen gegen unsere genau erkannten Batterien unter
Fliegerbeobachtung. Wiederum wurde die vom Unglück so häufig heimgesuchte 3./49
besonders mitgenom-men. Am 8. Dezember traf ein Verzögerungsgeschoß bei 3./49
den Verbindungsstollen zwischen zwei Stollenschächten, so daß dieser und der
Eingang verschüttet wurden. Die darin befindlichen Leute, darunter der so
tapfer bewährte Vizewachtmeister Schrade*, der tüchtige Sanitätsunteroffizier
Lemple*, der Unteroffizier Bolz und die braven Kanoniere Jäger, Wiget, Moll,
Kranzegger, Schmidtbauer* kamen dabei ums Leben. Von den unerschrocken in der
noch lange anhaltenden schweren Beschießung zur Rettung herbeigeeilten
Kameraden wollte der Kanonier Besenfelder zuerst in den halbeingestürzten
Stolleneingang hinuntersteigen und brach dabei durch; er konnte von den andern
noch geborgen werden, war aber durch die giftigen Kohlenoxydgase getötet
worden. Die Rettungsarbeiten wurden bei Nachlassen der Beschießung mit
unsäglicher Mühe bei steter Lebensgefahr fortgesetzt, mußten aber am nächsten
Tage als völlig erfolglos eingestellt werden. Die Unglücklichen hatten ihr
tiefes Grab gefunden. Ein schlichtes Kreuz wurde später darauf errichtet.
Kränze schmückten den Eingang und daneben taten die Kameraden ihren schweren
Dienst, häufig den Tod vor Augen, weiter.“
aus:
„Das 3. Württembergische Feld-Artillerie-Regiment Nr. 49 im Weltkrieg 1914–1918“,
Stuttgart 1922
*laut. Württ. Verlustliste Nr. 530: Vizewm. Schade, San.-Uffz. Lembcke, Kan. Schmidbauer
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