Freitag, 9. Dezember 2016

9. Dezember 1916


„Die Ablösung des Inf.-Regt. 397 durch III. (vordere Linie) und II. (Bereitschaft) am 6. und 7. Dezember 1916 ging ohne Schwierigkeiten vonstatten. Der Regimentsstab und das I. Bataillon erreichten am 7. Dezember  das Ruhequartier Neuville. In diesem Ort befanden sich wie in vielen anderen Nordfrankreichs sogenannte Katakomben, Grab-stätten mit Zugang unter der Erde. Meist aus der Zeit der Hugenotten kommend, die hier ihre Religionsversammlungen abhielten und ihre Toten darin bestatteten, damit sie nicht von den Glaubensgegnern ausgegraben, verbrannt und ihre Asche zerstreut werde. Diese Katakomben leisten durchweg Schutz gegen die schwersten Artilleriegeschosse; es gibt Tiefen bis 25 Meter, wo man abgeschlossen vom stärksten Trommelfeuer nicht den geringsten Laut hört. Gänge bis 100 Meter lang, mit Grabnischen in den Wänden, durchweg Kreideboden. Beim Graben von Lagerstätten stießen unsere Soldaten auf sehr gut erhaltene Skelette. Die Luft war feucht hier unten; im Sommer angenehm erfri-schend.
Beim Beziehen der neuen Stellung war kein freundliches Wetter; es war meist reg-nerisch, nebelig, kalt und feucht.
Das paßte zu den bald eingehenden Meldungen der Bataillone über die Stellung:
Vorderste Linie, „Trichterlinie“, existiert tatsächlich nicht. Die Leute liegen im Freien in Granatlöchern, die voll Wasser, Schlamm und stark verunreinigt und die nur teilweise durch Andeutung eines Grabens verbunden sind. Stollen sind nicht vorhanden.
R. 1-Stellung (Hauptkampflinie) ist größtenteils eingeschossen und eingestürzt. Dage-gen sind etwa 20 gute Stollen (10–25 Rahmen) vorhanden.
Neuer Le Mesnil-Riegel existiert nicht.
Alter Le Mesnil-Riegel ist an seinem rechten Flügel völlig zerstört, sonst gut mit etwa 20 Stollen.
Hindernis vor Trichterlinie und R 1-Stellung nicht vorhanden; vor altem Le Mesnil-Riegel nur an einzelnen Strecken, aber schwach und sehr zerschossen. Die rückwärtigen Stellungen sind alle sehr gut ausgebaut und mit starken Hindernissen und zahlreichen Stollen versehen. Annäherungsgräben fehlen.
Tagsüber zeitweise auf die vorderste Linie Schrapnellfeuer., auf den rückwärtigen Stel-lungen, Anmarschwegen und Ortschaften Granatfeuer.“


aus: „Das Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

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