„Die
Ablösung des Inf.-Regt. 397 durch III. (vordere Linie) und II. (Bereitschaft)
am 6. und 7. Dezember 1916 ging ohne Schwierigkeiten vonstatten. Der
Regimentsstab und das I. Bataillon erreichten am 7. Dezember das Ruhequartier Neuville. In diesem Ort
befanden sich wie in vielen anderen Nordfrankreichs sogenannte Katakomben,
Grab-stätten mit Zugang unter der Erde. Meist aus der Zeit der Hugenotten
kommend, die hier ihre Religionsversammlungen abhielten und ihre Toten darin bestatteten,
damit sie nicht von den Glaubensgegnern ausgegraben, verbrannt und ihre Asche
zerstreut werde. Diese Katakomben leisten durchweg Schutz gegen die schwersten
Artilleriegeschosse; es gibt Tiefen bis 25 Meter, wo man abgeschlossen vom
stärksten Trommelfeuer nicht den geringsten Laut hört. Gänge bis 100 Meter
lang, mit Grabnischen in den Wänden, durchweg Kreideboden. Beim Graben von
Lagerstätten stießen unsere Soldaten auf sehr gut erhaltene Skelette. Die Luft
war feucht hier unten; im Sommer angenehm erfri-schend.
Beim
Beziehen der neuen Stellung war kein freundliches Wetter; es war meist
reg-nerisch, nebelig, kalt und feucht.
Das
paßte zu den bald eingehenden Meldungen der Bataillone über die Stellung:
Vorderste
Linie, „Trichterlinie“, existiert tatsächlich nicht. Die Leute liegen im Freien
in Granatlöchern, die voll Wasser, Schlamm und stark verunreinigt und die nur
teilweise durch Andeutung eines Grabens verbunden sind. Stollen sind nicht
vorhanden.
R.
1-Stellung (Hauptkampflinie) ist größtenteils eingeschossen und eingestürzt.
Dage-gen sind etwa 20 gute Stollen (10–25 Rahmen) vorhanden.
Neuer
Le Mesnil-Riegel existiert nicht.
Alter
Le Mesnil-Riegel ist an seinem rechten Flügel völlig zerstört, sonst gut mit
etwa 20 Stollen.
Hindernis
vor Trichterlinie und R 1-Stellung nicht vorhanden; vor altem Le Mesnil-Riegel
nur an einzelnen Strecken, aber schwach und sehr zerschossen. Die rückwärtigen
Stellungen sind alle sehr gut ausgebaut und mit starken Hindernissen und
zahlreichen Stollen versehen. Annäherungsgräben fehlen.
Tagsüber
zeitweise auf die vorderste Linie Schrapnellfeuer., auf den rückwärtigen
Stel-lungen, Anmarschwegen und Ortschaften Granatfeuer.“
aus:
„Das Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“,
Stuttgart 1927
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