„Auf
21. März 1916 begann die Einberufung der für Infanterie,
Maschinengewehr-Kompagnien, Pioniere und Feldartillerie kriegsverwendungsfähig
befundenen Leute des Jahrgangs 1897. Schüler höherer Lehranstalten dieses
Jahrgangs waren zunächst noch hiervon ausgeschlossen. Auch wurden
volkswirtschaftliche Interessen bei der Auswahl weitgehend berücksichtigt. Zu
den Sonderwaffen zogen sich die Einberufungen dieses Jahrgangs, der 20 656
Taugliche ergab, bis zum Oktober hin. Inzwischen wurden Kriegsverwendungsfähige
aller Art in der Etappe und bei heimatlichen Dienststellen zum Dienst mit der
Waffe abgelöst und durch kriegsbeschädigte oder dauernd nur
arbeitsverwendungsfähige (a. v.) Leute ersetzt. Eine besondere militärische
Kommission für Freimachung des k. v.- und g. v.-Personals in Geschäftszimmern
usw. trat in Tätigkeit. Daneben stand immer die Schwierigkeit der Beschaffung
von Arbeitskräften für die Kriegswirtschaft; überall fehlten die Facharbeiter
in der Heeresindustrie und waren doch dringend benötigt. Das stellvertretende
Generalkommando bestimmte soge-nannte Sperr-Firmen, deren k. v.-Arbeiter nur
eingezogen werden durften, wenn bis zu einer bestimmten Frist keine
Zurückstellungsverfügung ergangen war.
Den
Kriegsmusterungen schlossen sich regelmäßig sogenannte Nachmusterungen der
bisher nur g. v. und a. v. oder zeitig g. und a. v. u. (garnison- und
arbeitsverwendungs-unfähig) erklärten Wehrpflichtigen an, wobei da und dort ein
nicht unerhebliches Ergebnis an K. v.-Mannschaften erzielt wurde. Von den zur
ärztlichen Untersuchung vorgestellten Mannschaften war nicht selten der Versuch
gemacht worden, ein Herz-leiden vorzutäuschen; zur Erregung der Herztätigkeit
hatten sie unmittelbar vor der Untersuchung starke Getränke zu sich genommen
oder größere Radfahrten ausgeführt. Auch die Vortäuschung von Seh- und
Hörstörungen wurde gelegentlich versucht. Solche Helden wurden, jedenfalls
versuchsweise, eingestellt und ärztlich beobachtet, in beson-ders krassen Fällen
auch zur Strafanzeige gebracht.“
aus:
„Feldverwaltung, Etappe und Ersatzformationen im Weltkrieg 1914–18“, Stuttgart
1925
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