„Für
27. Januar, den Geburtstag des Kaisers, war auf 9 Uhr vormittags Kaiserparade
in Aussicht genommen. Doch um 6.30 Uhr morgens setzte plötzlich überfallartiges
starkes Feuer mittlerer und schwerer Kaliber auf die Winterstellung bei Hohlweg
III (Neuffen und Schützennest 11) ein; auch die vordere Linie wurde heftig mit
Nebelgranaten mit dichtem, weißem, widerlich riechendem Rauch beschossen,
wodurch jede Sicht unmöglich war. Die Telephonverbindungen waren bald
abgeschossen. Außer der Meldung vom K. T. K., daß es vorne wieder ruhiger sei,
laufen zunächst keine weiteren Meldungen ein. Man glaubte allgemein, auch bei
den Nebenregimentern, es habe sich um einen der üblichen heftigen
Feuerüberfälle gehandelt. Erst nach 7 Uhr morgens teilte die Artillerie mit, daß
6.05 Uhr vormittags und jetzt erneut mit grünen Leuchtkugeln Sperrfeuer
angefordert worden sei. Demnach war Kampf in vorderer Linie. Dies war erstmals
8.35 Uhr vormittags durch die Meldung des K. T. K., der rasch hintereinander
weitere folgten, bestätigt worden. Das Artilleriesperrfeuer hatte nur
allmählich und nicht vollkräftig auf die 6.35 Uhr vormittags vom rechten Flügel
der vorderen Linie abgeschossenen ersten grünen Leuchtkugeln eingesetzt.
Englische Schützenlinien hatten sich der vorderen Linie in Abschnitt b und c
sowie dem Maschinengewehr in Hohlweg III genähert, wurden aber durch
Infanterie- und Maschinengewehrfeuer vertrieben.
Gleich
darauf (6.40 Uhr) hatte Vizefeldwebel Pflumm (4.), Zugführer im Stützpunkt „Neuffen“,
von Norden und Süden in großer Zahl schon dicht am „Neuffen“ von rückwärts
herangekommene Engländer beobachtet und die Besatzung alarmiert; aber schon
haben Engländer die Eingänge besetzt und werfen Handgranaten in den Graben.
Vizefeldwebel Pflumm schlägt sich mit 4 Mann durch den Feind und gelangt unter
heftigem Infanterie- und Maschinengewehrfeuer nach der R 1-Linie, wo er sofort
je 4 Gruppen der 1./119 und 10./Bayer. Res. 11 (aus Abschnitt 121)
zusammenrafft und mit diesen gegen den nun aus „Neuffen“ weiter vordringenden
Feind zum Gegenstoß vorgeht. Während dieser Zeit schoß der Feind dauernd mit
Nebelgranaten, so daß von den anderen Abschnitten aus nichts beobachtet werden
konnte.
Das
eigene Artilleriefeuer hatte die auf „Neuffen“ zueilenden Verstärkungen des
Geg-ners nicht abriegeln können.
Nach
starker Beschießung hatte der Feind unter dem Schutz von Nebelwolken
über-raschend in Teile unserer vorderen Linie einzudringen und durch dicht
folgende Reserven „Neuffen“ stark zu besetzen vermocht. Auch im rechten
Nachbarabschnitt konnte er Grabenteile und den Stützpunkt „Lichtenstein“
besetzen.
Die
Bedienung des Maschinengewehrs I am rechten Flügel des Abschnitts b war beim
Angriff der Engländer durch Verschüttung des Stolleneingangs eingesperrt und
vom eingedrungenen Feind nicht bemerkt worden. Nach Erledigung eines gerade vor
dem Stolleneingang stehenden Engländers durch einen Pistolenschuß konnten sich
unsere Leute freimachen und wieder zur Kompagnie stoßen.
Während
der Feind trotz unseres Artilleriefeuers Verstärkungen und Baumaterial
heranbrachte und seine neue Stellung eifrig verstärkte, wurde vom Regiment eine
Bereitschaftskompagnie (4./Bayer. Res. 11) aus R 2-Stellung nach Mesnil-Riegel
vorge-zogen, um nach Artillerievorbereitung zusammen mit einer Kompagnie 121
„Neuffen“ wieder zu nehmen. Doch schon bald geht ein Befehl der Division ein,
wonach der Gegenangriff zu verschieben ist und näherer Befehl folge.
Leider
schlugen am Abend auch eigene Granaten in die 1. Kompagnie; die sofort
abgegebenen Leuchtsignale vermochten dies nicht sogleich zu ändern. Gegen den
nun in der rechten Flanke sitzenden Gegner riegelte diese Kompagnie durch einen
Graben ab.“
aus:
„Das Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“,
Stuttgart 1927
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