„Am
15. Februar wird den Leuten im Lager Neu-Essen (Bereitschaft) ein seltenes
Schauspiel zuteil. Während der Nacht ist eine „Dicke Berta“ in der Nähe des
Lagers in Stellung gebracht worden. Sie soll bei der Vorbereitung eines
Angriffs bei Ripont mithelfen. Unheimlich ist die Wirkung des Abschusses. Wir
sind mehrere 100 Meter entfernt, und trotzdem wird uns beinah das Trommelfell
zerrissen. Nach einigen Sekunden, als das Geschoß seinen Höhepunkt erreicht
hat, als seine Geschoßbahn sich jäh abwärts neigt, macht sich ein tiefes,
tiefes Gurgeln und Rauschen hörbar, das immer entsetzlicher wird. Es ist, als
wollte sich ein riesiger Trichter öffnen, als wollte dieser alles ringsum mit
sich in’s Verderben ziehen. Unwillkürlich zieht man den Kopf ein, jetzt muß das
Unheil über einen hereinbrechen, da ist fern, so und so viele Kilometer
entfernt, eine dumpfe Detonation zu hören. Wo dieses Ungetüm niedersaust,
wächst vorläufig kein Gras mehr! Furchtbar muß die Wirkung beim Franzosen sein.
In
den nächsten Tagen tritt Tauwetter und bald danach Regenwetter ein. Die
Stellung wird dadurch in einen solchen Morast verwandelt, daß sie nicht mehr zu
erkennen ist. Der Kreideboden bröckelt immer mehr ab, die Wände stürzen ein.
Etwa 30 cm tief steht das Wasser im Graben, über ½ Meter tiefer Schlamm macht
die Gräben unbegehbar. Fieberhaft wird sofort daran gearbeitet, die Gräben
möglichst schnell wieder in Ordnung und in gefechtsfähigen Zustand zu bringen.
Die
Gefechtstätigkeit ist an und für sich gering. Jede Nacht schleichen Patrouillen
in das Vorfeld, sie können teilweise in die feindlichen Gräben eindringen.“
aus:
„Ehrenbuch des württembergischen Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 248“,
Stuttgart 1932
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