„Zur
Vertreibung des Gegners aus den Stützpunkten wird nun gemeinsamer Angriff des
III./119 und III./121 unter Mitwirkung der Artillerie, Minenwerfer, Pioniere
und des Sturmbataillons beabsichtigt und auf einem genau nach dem Angriffsziel
abgesteckten Gelände als Patrouillenunternehmen „Ipf“ vorbereitet. Die
Ausführung des Unter-nehmens war in Bälde geplant, mußte aber aus Mangel an
Artilleriemunition, die zu anderen Kampfhandlungen dringender benötigt war, bis
19. Februar verschoben werden. Bis 10. Februar hatte der Feind den Stützpunkt
„Lichtenstein“ und die Schützennester 9 und 10 freiwillig geräumt, er saß nur
noch in „Neuffen“ und Nest 11. Am 19. Februar griffen um 6.50 Uhr abends nach
vorhergehendem Wirkungsschießen der Artillerie und der Minenwerfer und
gutsitzendem, 2 Minuten währendem Feuer der Infanterie-geschütze 3 Sturmkolonnen
119 und 121, ohne sich durch das feindliche Infanterie- und
Maschinengewehrfeuer aufhalten zu lassen, an. Unter Verlusten gelingt es zuerst
der Kolonne A von Nest 8 her in Nest 11 und der Kolonne B von „Lichtenstein“
her in „Neuffen“ einzudringen. Im „Neuffenׅ“, dessen Hindernis durch das
Minenwerferfeuer keineswegs zerstört ist, entspinnt sich ein erbitterter
Handgranatenkampf, bei dem Leutnant Löffler (4.) fällt. Inzwischen war Kolonne
C, bei der kurz nach Verlassen der Sturmausgangsstellung Leutnant d. R.
Nietzsch schwer verwundet worden war, eben-falls in „Neuffen“ eingedrungen. In
heftigem Nahkampf, wobei Leutnant d. R. Reitter eine tödliche Verwundung
erhält, wird die englische Besatzung überwältigt, unter wirk-samer Unterstützung
durch die zugeteilten Flammenwerfer des Sturmbataillons I.
Abends
7.15 Uhr war „Neuffen“ fest in der Hand des Regiments und wird von 2 Zügen der
2./119 und Leutnant d. R. Schmid besetzt. 3 Offiziere und 42 Mann mit 6
Lewis-Gewehren wurden zu Gefangenen gemacht. Vom Regiment waren 13 Mann
gefallen, 19 verwundet. Die Sturmabteilung verlor 2 tote und 2 verwundete
Grenadiere.
Der
schon oft durch seine Tapferkeit hervorgetretene Leutnant d. R. Nietzsch ist
leider am 22. Februar im Feldlazarett Cambrai seiner schweren Verwundung
erlegen.
Sofort
nach dem Sturm begann die Inf. Pi. Komp. unter Leitung des Leutnants d. L. Hock
mit dem Bau des Grabens uns Hindernisses zwischen „Neuffen“ und Kompag-nieabschnitt
a und leistete in kurzer Zeit Vorzügliches. Die bis ins Einzelne angeordnete
Bereitstellung der Arbeitsmannschaft, Trägertrupps und des Materials erwies sich
als sehr zweckmäßig. Die kostbare Zeit nach dem Sturm bis zum Einsetzen des
feindlichen Artilleriefeuers wurde voll ausgenutzt.
Einen
Gegenangriff machte der Feind nicht; er hatte starke blutige Verluste erlitten.
Allein im und am „Neuffen“ wurden 60 tote Engländer festgestellt.“
aus:
„Das Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“,
Stuttgart 1927
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