„Das
Unwetter, das man geahnt, entlud sich am 5. Februar, einem trüben, nebeligen
Wintertag, in einer bisher noch nie erlebten Stärke, und man war ja doch in
dieser Beziehung mancherlei gewöhnt. Führten die Franzosen diesen „Feuerzauber“
einem hohen Besucher dieses Frontteils vor, wie allgemein das Gerede ging, oder
beabsich-tigten sie etwas Besonderes? Von
mittags 3.45 Uhr an trommelten sie auf die Stellung-en S 2 und 3, die sich vom
Trubachgrund um Niederaspach bis zur Exbrückener Straße zieht, hauptsächlich
auf die im hinteren Teil des Dorfes befindlichen Gräben und Unterstände. Ein
ohrenbetäubendes Krachen hebt an. Der Luftdruck hebt Unterstands-türen aus den
Angeln und schleudert sie zerschmettert in die Räume dahinter hinein. Bis 6 Uhr
dauert die Beschießung, bei der die Franzosen große Kaliber eingesetzt haben.
Aber keine Franzosen erscheinen, wie man erwartet. Dazu ist das vorderste
Drahtverhau merkwürdigerweise noch zu wenig zusammengeschossen. Die Verwüstung
in der Stellung ist so groß wie noch nie. Die Trichter weisen 10 Meter
Durchmesser und 4 Meter Tiefe auf. Wo die Minen und Granaten in den
Schützengräben explodieren, reißen sie die hart gefrorene Erde in mächtigen
Blöcken auf, die wild durcheinander getürmt werden. Die 1. Feuerlinie sieht
noch „ordentlich“ aus, aber um die Kirche herum ist fast kein Graben mehr
begehbar. Die zweite Linie und die Laufgräben sind furchtbar mitgenommen. Im
Dorf sind die letzten Häuser, die noch von früher heil geblieben waren,
vollends zerstört. Das Dienstzimmer der 3. Kompagnie und der 1. Maschinen-gewehr-Kompagnie
sind völlig eingeschossen. Insgesamt schätzte man, daß 700 Minen und über 4000
Granaten auf die Niederaspacher Stellung niedergegangen sind. Groß sind die
Verluste an Menschenleben. Der Führer der 1. Maschinengewehr-Kompagnie,
Leutnant Häußer, wird durch den Luftdruck einer explodierenden Mine getötet,
mit ihm 2 Feldwebel, 2 Unteroffiziere, sowie 3 Mann der 2. Kompagnie. 2
Unteroffiziere und 10 Mann sind mehr oder weniger schwer verwundet. Abends 7.45
Uhr setzt das Feuer noch einmal schlagartig ein und dauert bis 9 Uhr. Rund 75
Minen und 1600 Granaten gehen diesmal im Niederaspacher Abschnitt nieder und
verwunden zwei weitere Mann.
Gleichzeitig
tobt das Artilleriefeuer auf 425, wo die Franzosen einen Grabenvorstoß machen.
Das II. Bataillon, das in den anschließenden Uffholzer Stellungen eingesetzt
ist, bekommt den Feuerüberhang und verliert zwei Mann der 8. Kompagnie, die
schwer verwundet werden. In Exbrücke geht ein ähnlicher „Granatensegenׅ“ nieder
wie in Niederaspach. Dort sollen sie mit einem Bataillon eingebrochen sein,
ohne jedoch Besonderes erreicht zu haben.“
aus:
„Das Württembergische Landwehr-Inf.-Regiment Nr. 119 im Weltkrieg 1914–1918“,
Stuttgart 1923
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