„Dem
Gegner sollte jede Möglichkeit einer raschen Verfolgung genommen werden, kein
Wegweiser sollte ihm die Richtung bezeichnen, kein Baum ihn gegen Fliegersicht
decken, kein Haus ihm Quartier geben, kein Brunnen ihn tränken. Mitten in
Bränden, Sprengungen und Zerstörung wohnte das Ruhebataillon, dem im wahrsten
Sinn des Wortes die Betten unterm Leib weggezogen wurden, die Dächer überm
Haupt zusam-menstürzten. Und wie in Liéramont, so war es rundum: tagelang
stiegen die Rauch-säulen gen Himmel und leuchteten die brennenden Ortschaften
wie Fanale im Dunkel der Nacht. Die Truppe verrichtete, wie am Feind, so auch
hier ihr Werk, ohne zu fragen nach Recht und Unrecht, nach Wirkung und Folgen.
Trotz
dieser der Beobachtung eines aufmerksamen Gegners nicht zu entziehenden
Rückzugsvorbereitungen war von einem vermehrten Druck des Gegners nichts zu
merken. Auch der bereits erwähnte Angriff am 4. März früh, der nach ¼stündiger
Artil-lerievorbereitung einsetzte und den linken Regimentsflügel gerade noch
traf, hing damit nicht zusammen, sondern galt der Wegnahme des östlich
Bouchavesnes gelegenen beherrschenden Höhenzugs. Den dort liegenden Sachsen
gelang es nicht, ihn zu halten. Dagegen wurde der Gegner vor dem
Regimentsabschnitt, wo unsre 12. Kompagnie keinen leichten Stand hatte, glatt
abgewiesen. Der Tag kostete dieser Kompagnie 5 Tote und 13 Verwundete, hat aber
dazu beigetragen, daß der Einbruch des Gegners ohne weitere Folgen blieb. Eine
dauernde Bedrohung der linken Flanke blieb natürlich zurück und führte zu deren
Verstärkung, bezw. zum Bau einer Flankierungsanlage und späterer Übernahme
eines gefährdeten Teils der sächsischen Stellung. Der Infanteriekampf flaute
rasch ab, dagegen lag als Einleitung und Ausklang dieser Kämpfe auf dem Regiments-abschnitt
häufig starkes Artilleriefeuer, das sich rückwärts bis auf die Kanalübergänge
erstreckte. Ganz besonders viel Feuer erhielt Moislains, sowie die von ihm
ausgehenden Straßen, auf denen die Ablösungen ihren Weg zu nehmen pflegten, und
Moislains glücklich hinter sich zu haben, ließ diese immer ganz besonders
aufatmen.“
aus: „Die
Ulmer Grenadiere an der Westfront“, Stuttgart 1920
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