„Während der Gegner in den letzten Apriltagen bei der
rechten Nachbardivision verschiedene Großangriffe unternahm, wobei unsere
Batterien – besonders diejenigen der Gruppe A – täglich kräftiges
Unterstützungsfeuer vor den Senséebachgrund abzugeben hatten, bereitete er im
Abschnitt der Division mit seiner Artillerie, die er reichlich mit schweren
Kalibern ausgestattet hatte, seine Angriffe vor, indem er unsere vorderen
Gräben andauernd unter Feuer hielt und besonders Riencourt mit schwerstem
Kaliber und das Artilleriegelände systematisch häufig mit Gasmunition
bearbeitete. Das lebhafte und ihm äußerst unangenehme Feuer unserer Batterien
bot ihm Gelegenheit, diese durch seinen vorzüglichen Fliegerdienst
festzustellen und beschießen zu lassen. In den letzten Apriltagen und Anfang
Mai mußten die Batterien außerordentlich schweren Anforderungen gerecht werden,
im ersten Zeitabschnitt besonders die 4., 5., 6. und 7./49. Die gewaltigen
Munitionsverbrauchszahlen, die sich täglich zwischen 1500 und 2000 Schuß für eine
Batterie bewegten, geben davon Zeugnis. Dabei ist zu bedenken, daß diese rege
Feuertätigkeit recht häufig angesichts feindlicher Flieger und bei schwerster
Beschießung erfolgen mußte. Daß unsern Batterien gegen solche tief flie-gende
Flieger Schützen mit Musketen beigegeben waren, hat das Übel nicht beseitigt.
Unter der verfeuerten Munition befand sich viel Gasmunition,
Grünkreuzgeschosse, die mit Rücksicht auf die eigene Infanterie mit Vorsicht zu
verwenden waren und die meistens auf die feindlichen Batterienester verfeuert
wurden. Vom 25. bis 28. April wurden besonders die Stellungen der 6. und 7./49
stark mitgenommen, so daß bei 7./49 zwei Mann, die Gefreiten Chenaux Repond und
Nuding fielen, drei Mann schwer und der Batterieführer, Hauptmann d. R.
Pfeiffer, so schwer verwundet wurde, daß er einige Tage darnach starb, während
bei 6./49 Sergeant Geißelhard, Gefr. Schlamp und Kano-nier Eberle fielen, der
Batterieführer, Oberleutnant d. R. Scheerer, leicht verwundet wurde und vier
Mann an Oxydgasvergiftung erkrankten. Mehrere Geschütze und Geschützstände und
Stollen waren beschädigt und verschüttet worden. Die Herstellung dieser Schäden
ließ neben der immer regen Feuertätigkeit bei Nacht den Batterien keine Zeit
zur Ruhe. Außerdem mußten bei Nacht die Munitionsmengen ergänzt und das
Leermaterial aufgeräumt werden. Die größeren englischen Angriffe begannen fast
regelmäßig bei oder kurz vor Morgengrauen, so daß um diese Zeit stets erhöhte
Sperrfeuertätigkeit in den Batterien herrschte.“
aus:
„Das 3. Württembergische Feld-Artillerie-Regiment Nr. 49 im Weltkrieg
1914–1918“, Stuttgart 1922
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