„Nach einer Woche, am 28. April, wurde das Regiment in
seiner Bereitstellung von einem anderen abgelöst und rückte nach dem nahen
Evergnicourt ins Ortquartier, wo man sich in den fast ganz zerstörten Häusern,
so gut es eben ging, einrichtete. In der ersten Nacht, die man dort zubringt,
ist starkes Trommelfeuer aus der Richtung Berry-au-Bac zu hören. Neue starke
feindliche Angriffe sind zu befürchten, und am 29. April, abends 7 Uhr,
befiehlt die Division erhöhte Gefechtsbereitschaft ab 12 Uhr nachts. Wen dieser
Befehl noch kalt läßt, dem sagen die um 8 Uhr plötzlich in das Dorf
hineinsausenden schweren Granaten deutlich genug, daß es ernst wird. Und
verteufelt unangenehm ist es, während der Beschießung in den wackeligen Buden
zu sitzen. Man eilt in die schon früher angelegten Stollen an den Hängen
außerhalb des Orts. Die abscheuliche Beschießung hört jedoch bald auf. Neue
Befehle treffen ein. Ein Bataillon soll um 3 Uhr früh am 30. April in der sog.
Variscourt-Stellung südlich Menneville als Reserve der 8. Jnf.-Brigade
bereitstehen, die beiden andern Bataillone an den Menneviller Steilhang am
Kanal rücken. Nach Mitternacht sammelt sich das ganze Regiment mit der
Gefechtsbagage in Evergnicourt, durch dessen enge Straßen ein unheimliches
Gedränge von Fußtruppen, Reitern, Wagen und Kolonnen zieht. Wehe, wenn jetzt
wieder die Ferngeschütze des Feindes loslegen! Doch glatt löst sich das
Regiment vom Ort los und nur ab und zu jagen in der Nacht einige schwere
Granaten über das marschierende Regiment weg, das durch das ebenfalls stark
zerschossene Neufchâtel am Aisne-Marne-Kanal entlang nach dem Steilhang südlich
Menneville rückt. Dort richten sich auf engsten Raum zusammengedrängt, das II.
und III. Batl. ein., während das I. Batl. die Variscourt-Stellung
bezieht.
Reger
Fliegerverkehr am 30. April und gegen Abend sich steigerndes feindliches
Artilleriefeuer auf den Steilhang und die dortige Brücke über den Kanal,
besonders aber heftiger Kanonendonner von der Höhe 100 her, lassen auf einen
unmittelbar bevorstehenden feindlichen Angriff schließen. Es wird erhöhte
Gefechtsbereitschaft befohlen, Offizierspatrouillen (von jedem Bataillon 2
Offiziere) werden ins Vorgelände geschickt. Doch bleibt die Nacht ruhig und
auch der Vormittag des 1. Mai. Die erhöhte Gefechtsbereitschaft wird
aufgehoben. So geht es nun in den nächsten Tagen weiter.“
aus:
„Das Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 478 und seine Stammtruppen
Brigade-Ersatz-Bataillone Nr. 51, 52, 53 und Ersatz-Infanterie-Regiment Nr.
51“, Stuttgart 1924
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