„Die Stellung war vom Pöhlberg aus völlig eingesehen und
jede Bewegung wurde von dort erkannt und löste Maschinengewehrfeuer aus. Bei
Tage war es fast unmöglich, Meldegänger auszuschicken. Hinter der vorderen
Linie senkte sich das Gelände und stieg dann nach der großen Straße zu wieder
an. Dieser Südhang lag unter ständigem Artilleriefeuer schwerer Kaliber,
während die vordere Linie mehr durch Gewehrgra-naten belästigt war.
Als es ganz hell war, gingen die Franzosen gegen den rechten
Flügel des II. Bataillons vor und wiederholten eine Stunde später diesen
Versuch, doch die 8. Kompagnie unter Leutnant Faber wies die Angriffe mit
Handgranaten ab. Der Gegner hatte aber erkannt, daß zwischen der 8. Kompagnie
und dem rechten Nebenregiment eine Lücke war und dehnte sich nach dieser
Richtung aus.
Dann kam der Infanterieflieger, und die weißen Fliegertücher
wurden ausgelegt. Er flog sehr niedrig und photographierte die Stellung, aber
die eigene Artillerie schoß dennoch mit mehreren Batterien zu kurz. Diese
Batterien ließen sich trotz größter Anstrengung der Infanterie nicht
feststellen. An der Somme kamen wenigstens die Artillerieoffiziere hinaus, um
Verbindung mit der Schwesterwaffe herzustellen. An dieser Verständigung fehlte
es im Frühjahr 1917 aber völlig.
Tagsüber herrschte beiderseits eine gewisse Nervosität, wie immer
nach einem Ge-fechtstag. Mehrmals wurde von beiden Seiten Sperrfeuer
angefordert. Am Nachmittag versuchten die Franzosen noch einmal einen
Handstreich gegen das Franzosennest. Sie wurden abgewiesen. Wir trauten aber
dem Gegner durchaus nicht und sicherten bei Einbruch der Dämmerung unsere Linie
durch vorgeschobene Posten.
Gegen Abend wurde es ganz ruhig, das war besonders verdächtig.
Etwa um 11 Uhr rannten die Vorposten zurück mit dem Ruf: „Se kommet, se
kommet!“ Gleich darauf krachte es auch schon von allen Seiten. Aber die Abwehr
gelang glänzend. Eine Zeitlang herrschte allerdings ein Handgranatenkampf von
solcher Erbitterung, wie ihn noch keiner erlebt hatte. Leucht- und
Signalpatronen gingen hoch. Der Pulverdampf war so dicht, daß man nicht
durchsehen konnte. Dann setzten auch die Geschütze ein, und die Granaten lagen
diesmal richtig. Von hinten rückte Leutnant Schwarz zum Gegenstoß an, aber als
das Sperrfeuer aufhörte und der Rauch sich verzogen hatte, war der Gegner in
die Dunkelheit eingetaucht, aus der er gekommen war. Wie stark er gewesen, ließ
sich nicht feststellen. Nach der breiten Front, auf der er angriff, nach dem
starken Hand-granatenfeuer mußte man etwa eine Bataillonsstärke annehmen.“
aus:
„Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 247 im Weltkrieg 1914–1918“
Stuttgart, 1924
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