„Die Nachrichten aus der Heimat wurden niederdrückend. Front
und Heimat waren nicht mehr eins. Das Los der „Unabkömmlichen“ und der anderen
zu Hause stach zu schroff von dem des Frontsoldaten ab, als daß dieser nicht
auf bittere Vergleiche gekommen wäre. Und die Beurlaubung wurde immer
schlechter, der dauerhaften Urlaubssperren, unserer geringen Zahl und der
Reisetage wegen, die von Rußland aus verloren gingen; zehn bis zwölf Monate
stand es an, ehe man wieder einmal den „Muz“ (Militärurlauberzug) besteigen und
auf 21 Tage heim durfte und fünf gingen davon für die Reise drauf.
Ernährungsschwierigkeiten faßten zudem die Truppe; die Portionen mußten zu oft
und zu scharf herabgesetzt werden und aus Wolhynien und seinem Hinterland, die
selbst Mangel litten, war nichts Eßbares aufzubringen. Zum erstenmal lernten
wir die Knappheit ernstlich kennen. Von Sauerampfer-salat, Brennesselgemüse und
Kräutertee wurde man nicht fett. Eicheln, mit denen wir von unserem Revier im
Herbst überschüttet wurden, konnte man nicht kochen; wir sammelten sie jedoch
für die Etappe zur Viehmast. Der vom Feldlazarett veranstaltete Lehrkurs für
die Truppenköche über die „ergiebigste und schmackhafteste Zubereitung der
Feldkost“ vervollkommnete sie zu Meistern ihres Fachs, aber die Portionen
wurden dadurch auch nicht größer. Die Truppenhunde verschwanden. Im Winter
beherrschte die Kohlrübe den Speisezettel; der Frost hatte die Kartoffelzufuhr
abgeschnitten und was eintraf, war erfroren; trotz des Merkblatts des
Feldintendanten war die Meinung nicht, daß „die erfrorene Kartoffel bei
Beachtung der vorgeschriebenen Vorbehandlung nicht nur ihren Nähr-wert, sondern
auch ihren Wohlgeschmack voll wiedererlangt.“
Die Kräfte gingen
zurück, die Reserven des Körpers waren aufgezehrt und man bot nachgerade den
Anblick eines zwar noch strammen, aber ziemlich hohlwangigen, von der Uniform
verschlotterten Gerüstes; selbst die wenigen unbekehrbar Dicken fielen nun vom
Fleisch. Vielleicht hatte auch diese Enthaltsamkeit ihr Gutes; vergnügter
machte sie nicht.“
aus:
„Das Württembergische Landw.-Infanterie-Regiment Nr. 121 im Weltkrieg
1914-1918“, Stuttgart 1925
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