„Die
zweite Hälfte des Jahres 1917 brachte eine Steigerung des Ringens, wie es die
Welt in diesem Kriege noch nie erlebt hatte. Es handelte sich um die
Entscheidung. Lloyd George wollte sie mit allen Mitteln erzwingen. So setzte
Ende Juli die gewaltige Flandernschlacht ein, der Kampf um die
Unterseebootsbasis gegen den Kanal. Der Einsatz der Entente an Menschen, an
Artillerie und Munitionsmassen war beispiellos. Die Furchtbarkeit des Kampfes
übertraf die Hölle von Verdun noch um ein beträcht-liches. Dazu kam am 20. und
21. August der ernste Angriff der nach der Frühjahrs-niederlage neu
organisierten französischen Armee bei Verdun.
Es
war eine Belastung der Westfront, wie sie furchtbarer und schwerer nicht
gedacht werden konnte. Die Angriffe kosteten viel Blut, viel Einbuße an
Menschen und Material. Und doch konnte die Oberste Heeresleitung von den andern
Fronten keine Verstärkung senden; war doch der Riese Rußland noch nicht
endgültig geschlagen und lastete der Druck der Italiener schwer auf der
Isonzofront (Ende August 1917 die 11. Isonzoschlacht!). Ja, die Oberste
Heeresleitung entschloß sich sogar, im Nordosten den Dünaübergang zu wagen, die
Inseln Ösel, Moon und Dagö zu nehmen, und so dem russischen Koloß die letzten
schweren Streiche zu versetzen. Dazu trat die Notwen-digkeit, die erschöpfte
österreichisch-ungarische Armee zu stützen und ihr durch sechs deutsche
Stoßdivisionen eine Angriffstruppe zu geben, die in herrlichem Siegeslauf den
treulosen Bundesgenossen bis an die Piave zurückwerfen sollte.
So
blieb der Westfront nichts anderes übrig, als in der zweiten Hälfte des Jahres
1917 in furchtbarer Entsagung sich auf sich selbst zu stellen und dem
feindlichen Massenorkan standzuhalten. Sie hat die Aufgabe glänzend gelöst. An
den Brennpunkten wurde der letzte Mann und das letzte Geschütz eingesetzt, an
den anderen Frontstrecken die vordere Linie bis aufs äußerste Maß geschwächt.
Zu den Nebenkriegsschauplätzen gehörte auch die Vogesen- und Sundgaufront in
diesen Monaten. Das Landw.-Inf.-Reg. 123 hatte zur Aufgabe, die „Abwehr des
Feindes mit den denkbar geringsten Mitteln und Sicherung der Front“. Mit jedem
Artillerie- und Maschinengewehrschuß mußte gespart werden, zugunsten der in
Flandern und bei Verdun schwer ringenden Divisi-onen. So war die Art der Kämpfe
von Juli bis November 1917 eine vorwiegend infante-ristische; es fanden
hauptsächlich Patrouillenkämpfe statt.“
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen