„Am
15. August ging an die Division der Ruf nordwärts nach belgisch Flandern, wo
heftige hin- und herwogende Kämpfe im Gange waren. Langemarck hatte wiederholt
den Besitzer gewechselt, war aber schließlich ebenso wie Poelkapelle in
deutscher Hand verblieben. Nach äußerst harten, verlustreichen Kampftagen
harrten die dortigen zer-mürbten Divisionen dringend auf das Eintreffen frischer
deutscher Kräfte.
Nach
beschleunigtem Abtransport von Loos über Lille – Tourcoing – Courtrai – Iseg-hem
nach Roulers und sofort anschließendem Fußmarsch erreichte das Regiment im
Laufe der Nacht 15. / 16. August Hooglede (Regimentsstab, I. und II.) und
Bevern (III.). Von 79. Inf.-Division erhält es kurze Orientierung über die
Lage: „Stellungen sind keine vorhanden, werden auch keine gebaut. Im Abschnitt
für Gren.-Regt. 119 bisher 2 Regi-menter in vorderer Linie, weil durch schwere
Verluste sehr geschwächt. Angriff der Engländer am 15. August früh bei
Langemarck blieb im Sumpf stecken. Eigene Artil-lerie sehr stark und großer
Munitionseinsatz..“ Soweit die Lage; die Plätze der vorderen Linie waren nicht
genau bekannt. Nur so viel wußte man aus allen Mitteilungen, die jetzigen
vorderen Truppen mußten bald abgelöst werden, ehe sie im zehrenden Kampf
vollends verbluteten.
Am
frühen Morgen des 16. August setzte vorne auf der ganzen Linie schlagartig
Trom-melfeuer ein.
Nach
kurzer – auch noch durch Fliegerbomben gestörter – Nachtruhe marschiert das
Regiment am 16. August auf Befehl der 51. Inf.-Brigade als Stoßregiment an den
Wald südlich Westroosebeke, wo es 9.20 Uhr vormittags eintrifft, von
feindlichen Schrapnells begrüßt. Das erst 3.40 Uhr morgens in Beveren
eingetroffene III. Bataillon wird auf Lastkraftwagen heranbefördert.
Unterwegs
begegnet man Verwundeten von der Front und deutschen Geschützen im
Rücktransport. Die Geschützrohre waren mit der Zeit nach ungeheurer
Inanspruch-nahme trotz der anerkannten Güte des Materials ausgeschossen und
auswechslungs-bedürftig. Das Kurzschießen auf eigene Gräben und Truppen war mit
eine Folge früher wohl nie geahnter Abnützung der Kanonenrohre und der
beschleunigten Massenher-stellung der Munition, welche im Übrigen gut und
wirkungsvoll war.
Teile
der Tags zuvor in den Abschnitt gesandten Vorkommandos des I. und II. Bataillons
kamen um die Mittagszeit zum Regiment – einzelne verwundet – zurück; sie waren
bis in die vordere deutsche Linie gekommen in dem Augenblick, als der Feind von
Langemarck her in Schützenlinie und dahinter in dichten Kolonnen angriff und
vertei-digten sich mit zwei von der sich zurückziehenden alten Besatzung
zurückgelassenen Maschinengewehren, bis auch sie – zum Teil schon umgangen –
starke Übermacht zum Rückzug zwang. Leutnant d. R. Wendel und einige Grenadiere
wurden vermißt, Leut-nant d. R. Waaser verwundet.
Die
am Vormittag des 16. August vom Regiment über Nord- und Südrand Poelkapelle
vorgesandten Offizierpatrouillen, Leutnant d. R. Weinbrenner (I. Bataillon) und
Keinert (II. Bataillon) meldeten gegen 1 Uhr nachmittags, daß nach der Einnahme
von Lange-marck der Feind auch die Wilhelmsstellung und Winterstellung (letztere
ca. 1 Kilometer südwestlich Poelkapelle) erreicht und Poelkapelle unter sehr
schweres Feuer genommen habe. Der Gegenstoß der 183. Inf.-Division mit den
Regimentern 418 und 440 sei im Gange.
Tatsächlich
hörte man auch von vorne ununterbrochenes Trommelfeuer und Gefechts-lärm. Das
Hintergelände riegelte der Feind durch starkes Feuer ab. Bald darauf, etwa 2
Uhr nachmittags, traf die erfreuliche Nachricht ein, daß die Winterstellung
sowie die Wilhelmsstellung östlich und nördlich Langemarck (hier durch die 5.
Bayr. Inf.-Division) wieder in deutschem Besitz sei.“
aus: „Das Grenadier-Regiment „Königin
Olga“ (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927
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