Mittwoch, 16. August 2017

16. August 1917


„Am 15. August ging an die Division der Ruf nordwärts nach belgisch Flandern, wo heftige hin- und herwogende Kämpfe im Gange waren. Langemarck hatte wiederholt den Besitzer gewechselt, war aber schließlich ebenso wie Poelkapelle in deutscher Hand verblieben. Nach äußerst harten, verlustreichen Kampftagen harrten die dortigen zer-mürbten Divisionen dringend auf das Eintreffen frischer deutscher Kräfte.
Nach beschleunigtem Abtransport von Loos über Lille – Tourcoing – Courtrai – Iseg-hem nach Roulers und sofort anschließendem Fußmarsch erreichte das Regiment im Laufe der Nacht 15. / 16. August Hooglede (Regimentsstab, I. und II.) und Bevern (III.). Von 79. Inf.-Division erhält es kurze Orientierung über die Lage: „Stellungen sind keine vorhanden, werden auch keine gebaut. Im Abschnitt für Gren.-Regt. 119 bisher 2 Regi-menter in vorderer Linie, weil durch schwere Verluste sehr geschwächt. Angriff der Engländer am 15. August früh bei Langemarck blieb im Sumpf stecken. Eigene Artil-lerie sehr stark und großer Munitionseinsatz..“ Soweit die Lage; die Plätze der vorderen Linie waren nicht genau bekannt. Nur so viel wußte man aus allen Mitteilungen, die jetzigen vorderen Truppen mußten bald abgelöst werden, ehe sie im zehrenden Kampf vollends verbluteten.
Am frühen Morgen des 16. August setzte vorne auf der ganzen Linie schlagartig Trom-melfeuer ein.
Nach kurzer – auch noch durch Fliegerbomben gestörter – Nachtruhe marschiert das Regiment am 16. August auf Befehl der 51. Inf.-Brigade als Stoßregiment an den Wald südlich Westroosebeke, wo es 9.20 Uhr vormittags eintrifft, von feindlichen Schrapnells begrüßt. Das erst 3.40 Uhr morgens in Beveren eingetroffene III. Bataillon wird auf Lastkraftwagen heranbefördert.
Unterwegs begegnet man Verwundeten von der Front und deutschen Geschützen im Rücktransport. Die Geschützrohre waren mit der Zeit nach ungeheurer Inanspruch-nahme trotz der anerkannten Güte des Materials ausgeschossen und auswechslungs-bedürftig. Das Kurzschießen auf eigene Gräben und Truppen war mit eine Folge früher wohl nie geahnter Abnützung der Kanonenrohre und der beschleunigten Massenher-stellung der Munition, welche im Übrigen gut und wirkungsvoll war.
Teile der Tags zuvor in den Abschnitt gesandten Vorkommandos des I. und II. Bataillons kamen um die Mittagszeit zum Regiment – einzelne verwundet – zurück; sie waren bis in die vordere deutsche Linie gekommen in dem Augenblick, als der Feind von Langemarck her in Schützenlinie und dahinter in dichten Kolonnen angriff und vertei-digten sich mit zwei von der sich zurückziehenden alten Besatzung zurückgelassenen Maschinengewehren, bis auch sie – zum Teil schon umgangen – starke Übermacht zum Rückzug zwang. Leutnant d. R. Wendel und einige Grenadiere wurden vermißt, Leut-nant d. R. Waaser verwundet.
Die am Vormittag des 16. August vom Regiment über Nord- und Südrand Poelkapelle vorgesandten Offizierpatrouillen, Leutnant d. R. Weinbrenner (I. Bataillon) und Keinert (II. Bataillon) meldeten gegen 1 Uhr nachmittags, daß nach der Einnahme von Lange-marck der Feind auch die Wilhelmsstellung und Winterstellung (letztere ca. 1 Kilometer südwestlich Poelkapelle) erreicht und Poelkapelle unter sehr schweres Feuer genommen habe. Der Gegenstoß der 183. Inf.-Division mit den Regimentern 418 und 440 sei im Gange.
Tatsächlich hörte man auch von vorne ununterbrochenes Trommelfeuer und Gefechts-lärm. Das Hintergelände riegelte der Feind durch starkes Feuer ab. Bald darauf, etwa 2 Uhr nachmittags, traf die erfreuliche Nachricht ein, daß die Winterstellung sowie die Wilhelmsstellung östlich und nördlich Langemarck (hier durch die 5. Bayr. Inf.-Division) wieder in deutschem Besitz sei.“


aus: „Das Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen