„Während in der folgenden Nacht Gren.-Reg.
119 und Regiment 125 in vorderster Linie ablösten, blieb das Regiment
„Stoßregiment“; keine leichte Aufgabe bei absolut unge-klärten und wechselnden
Verhältnissen! In stetiger Alarmbereitschaft, jeden Augenblick gewärtig, zum
Gegenstoß eingesetzt zu werden, lagen die Kompagnien schwerer Be-schießung des
Hintergeländes nahezu preisgegeben. Wie ganz anders gestaltete sich das Gelände
gegenüber der wechselreichen, welligen Gegend an der Scarpe bei Arras. Wohl hat
Flandern seine Reize, dem Regiment nur zu bekannt vom Frühjahr 1916 her, doch
hier inmitten des Großkampfes hatte der Soldat weder Zeit noch Sinn dafür.
Ebenes und trotzdem durch Buschwerk, Sträucher, Bäume verdecktes Gelände
breitete sich weithin aus – langgestreckte Dörfer, viele einzelne Gehöfte, zum
großen Teil verlassen oder bereits in Trümmer geschossen, wiesen auf sonst
dichte Bevölkerung hin. Ganz verein-zelt finden sich Betonunterstände bisheriger
rückwärtiger Linien, aufgebaut zu ebener Erde, da das Grundwasser kein
Eingraben gestattete, alte Gräben von geringer Tiefe, Granattrichter bilden die
einzige Deckung und gleichzeitig mäßigen Schutz gegen Fliegersicht. Längst ist
die starre Verteidigung aufgegeben, zerstreut im Gelände liegen die Kompagnien,
Züge oder M.-G.-Gruppen. Umso mehr Selbsttätigkeit tritt an jeden einzelnen,
nur von dem einen Gedanken beseelt, der Feind darf nicht durch!
Über freies Gelände suchen die
vorgesandten Patrouillen Verbindung mit den vorne liegenden Regimentern, die
Nachrichtenmittel sind öfters zerstört. Im fortgesetzten Wechsel wurden
Kompagnien und Bataillone in Front und Flanke als Reserve tagsüber zur
Verwendung der kämpfenden Truppen gestellt, dann wieder in die Lager
zusam-mengezogen, hierbei am 21. August schwerer Beschießung und großer Verluste
ausge-setzt. Das II. Bataillon hatte das I./119 nach wütendem Kampf bei
Pölkapelle auf zwei Tage abgelöst und dadurch zwei anstrengende Kampftage
hinter sich, ehe das Regiment ganz eingesetzt wurde.“
aus: „Das Infanterie-Regiment „Alt
Württemberg“ (3. Württ.) Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“ׅ, Stuttgart 1921
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