„Durch
starken Regen am 26. August abends sind die Gräben völlig verschlammt, alle
Granattrichter voll Wasser. Das nach kurzer Ruhe notgedrungen schon wieder
eingesetzte I. Bataillon drängt auf baldige Ablösung; sie wird ihm auf 28.
August früh versprochen. Doch vorher hat das Bataillon Gelegenheit, noch zu
beweisen, daß selbst eine stark ermüdete und durch Feuer und Verluste in der
Gefechtskraft geschwächte Truppe (z. B. die 2. Kompagnie nur noch 20 Mann in
der Stellung) Großes zu leisten vermag.
Schlagartig
beginnendes Trommelfeuer leitete am 27. August 1917 gegen 2.45 Uhr nachmittags
einen Großkampf ein. Schon 2.50 Uhr nachmittags ging die feindliche Infanterie
in dichten Schützenlinien mit Flammenwerfern, von denen ein Träger bren-nend zu
Boden stürzte, von Langemarck aus vor, während zahlreiche englische Flieger aus
geringer Höhe unsere vordere Stellung mit Maschinengewehren beschossen; ihre
Tätigkeit litt aber dann erheblich unter dem einsetzenden Regen und Wind.
Angesichts
der englischen Angriffswellen ging nun durch die ermüdeten Grenadiere sofort
wie ein elektrischer Funke das Kampffeuer. Im Nu war alles feuerbereit. Die
Schützen und die Maschinengewehre eröffneten ein mörderisches Feuer auf den im
aufgewühlten und aufgeweichten Boden mühsam heranstapfenden Gegner, der nach
Augenzeugen kaum 100 Meter vorzukommen vermochte. Der Angriff wurde von der 1.,
2. und 4. Kompagnie und den Maschinengewehren glänzend abgewiesen. In Unordnung
und mit schweren blutigen Verlusten flutete der Feind zurück.
Der
Kompagnieführer der 2. Kompagnie berichtete nach dem Kampf: „Alle Führer und die wenigen Grenadiere der
Kompagnie haben im schwersten englischen Granat- und Schrapnellfeuer,
beunruhigt noch durch zahlreiche Kurzschüsse einer eigenen
15-cm-Haubitzbatterie unmittelbar hinter und in unserer Trichterlinie, mit
bewundernswerter Ruhe, Tapferkeit und Entschlossenheit unter höchst ungünstigen
Witterungsverhält-nissen aus- und standgehalten in gehobener Stimmung,
hervorgerufen durch den großen Erfolg des Tages, der ganz auf unserer Seite
war, bei verhältnismäßig sehr geringen Verlusten (nur 2 Leichtverwundete).“
Ähnlich
war es bei den anderen Kompagnien. Die 4. Kompagnie am linken Flügel hatte
jederzeit Augenverbindung mit dem links anschließenden Res.-Regt. 120. Die am
Kampftage selbst auftauchende, wenig angenehm berührende Nachricht, daß der
Gegner bei 4./119 eingedrungen und von hier gegen die rechte Flanke des linken
Nachbar-regiments (Res.-Regt. 120) vorgegangen sei, war lediglich Erfindung oder
Wahnvor-stellung..“
aus: „Das Grenadier-Regiment „Königin
Olga“ (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927
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