„Auf
Posten standen neben unseren altbewährten Wehrmännern grauhaarige Rekruten
(Landsturmpflichtige). Neu war die unheimliche Nähe des Gegners in einem
zerklüf-teten, unübersichtlichen Gelände; unheimlich waren vor allem die großen
Sprengtrichter mit den beiderseitigen Trichterposten. Was macht der
Gegenspieler? Wirft er uns im nächsten Moment seine Eiseneier ins Nest, lauert
er mit dem Zielfernrohrgewehr, macht sich ein feindlicher Stoßtrupp zum Sprung
fertig, oder fliegen wir plötzlich in die Luft? Nichts von alledem geschah. Der
erbitterte tägliche Kleinkrieg der ersten Kriegsjahre war verebbt, mit Recht,
denn die Verluste dabei waren beiderseits ziemlich gleich. Das stille Einvernehmen
bedeutete nicht ein Nachlassen des Kampfesmutes. Wenn es galt, dann haben
unsere Leute alle Kampfmittel energisch verwendet. Zu einer Verbrüderung mit
dem Gegner kam es bei uns nirgends, obwohl Gelegenheit dazu vorhanden war.
Beispiel: Ein mutiger Gefreiter meines Zuges stellte sich am hellen Tag auf den
Schützentritt beim großen Trichter und beschaute sich die feindliche Stellung,
da mahnte ihn der feindliche Trichterposten mit Steinwürfen, daß er sich besser
in Acht nehmen solle.“
aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment
Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923
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