„In
der vorderen Linie lernten wir jetzt erst die ganz unheimliche Gefährlichkeit
der „Stollenbohrer“ kennen. So nannten unsere Leute die schweren, sehr spitzen
Granaten, die tief in den Boden eindrangen und nach Verzögerung erst
krepierten. Man mußte damit rechnen, daß sie 5 bis 6 Meter tief in den Lehm der
Obotritenhöhe eindrangen; krepierten sie da, so waren sie noch imstande, einen
7 Meter tiefen Unterstand einzu-drücken und mit ihrem Kohlenoxydgas zu füllen.
Dagegen war kein Schutz denkbar. Am 26. und 27. hatten 1. und 2. Kompagnie
dadurch schwere Verluste. Man fühlte sich in den tiefen Unterständen wie in
einem Grabe hilflos und verlassen, wenn man die großen Eisenklötze heranorgeln
hörte. Unwillkürlich erstarb die Unterhaltung. Alles lauschte auf das schnell
und furchtbar sich nähernde Geräusch, dann erfolgte eine dumpfe unterirdische
Explosion, deren Erschütterung gut zu spüren war. Die Sanitäter banden die
Selbstretter um, die Leute hatten die Waffen in der Hand.
„Die
war bei der 5. Kompagnie,“ ruft der Posten hinab.
Wu
– hu – hu –– rumm!
„Etwa
hundert Meter vor uns!“
Es
wird noch stiller.
Wu
– hu – hu –– krach!
Es
ist, als bräche die Erde zusammen. Der Luftdruck löscht die Lichter. Schwarzes
Dunkel. Der Eingang ist verschüttet. Gellende Schreie. Eine ungeheure Last
bollert ins Innere. Ein wildes Drängen zum
andern Ausgang. Schreie: Kohlengas! Sanitäter! Aber schon liegen die
Opfer am Boden.
Am
26. August werden bei der 1. und 2. Kompagnie je ein Stollen schwer
eingedrückt. 13 Tote und Verwundete, 22 Gaskranke verloren die beiden
Kompagnien.“
aus: „Das Württembergische
Reserve-Inf.-Regiment Nr. 247 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1924
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