Donnerstag, 7. September 2017

7. September 1917


„Der Abtransport arbeitete vorzüglich – trotz aller Erschwerungen; Kraftwagen standen genügend zu Gebote. Unsäglich schwer und gefahrvoll war nur der Transport aus der vordersten Linie. 3 – 4 Stunden mußten die Verwundeten von den Krankenträgern im Artilleriefeuer, oft mit aufgesetzter Gasmaske durch das schlammige Trichterfeld ge-schleppt werden – Stunden aufopfernder Pflichttreue, aber auch unbeschreiblicher Qual und seelischer Erschütterung und Spannung für die Verwundeten. So mancher, fast schon gerettet, fiel, ein Opfer der Brisanzgranaten oder des heimtückischen Gases. Besonders furchtbar und schwierig war der Transport durch den Houthulster Wald mit dem Gewirr von gefällten Baumstämmen, zersplitterten Ästen und Trichtern. Vielfach konnten die Krankenträger ihre Aufgabe auch nur bewältigen mit Unterstützung der kämpfenden Truppe selbst, von der, wie auch schon an der Somme, Mannschaften zum Verwundetentransport abgegeben werden mußten – zum Schaden für die Gefechtskraft. Die Krankenwagen der Sanitätskompagnien konnten von den Wagenhalteplätzen bis in die Gegend der hinteren Sanitätsunterstände nur an ruhigeren Tagen vorfahren, da das Artilleriefeuer alle Gespanne, die sich bei Tage zu weit vorwagten, vernichtete. Außer-dem gab es fahrbare Wege vorwärts der schweren Artilleriestellungen kaum mehr. Am Wagenhalteplatz waren die Verwundeten so gut wie geborgen. Rasches Umladen in die Sanitätskraftwagen, vorher noch eine Erfrischung mit Tee, Kaffee, Wein, bei starker Erregung oder unerträglichen Schmerzen eine Spritze Morphium – und fort ging’s auf immer besser werdenden Wegen und Straßen zum Hauptverbandplatz. Jeder Hauptver-bandplatz verfügte über 4 – 5 Sanitätskraftwagen mit Anhängern, bei großem Verwun-detenanfall stand noch ein Omnibus sowie Lastautos bereit für die Leichtverwundeten. sehr bewährt haben sich die kleinen zweiräderigen „Mannesmann-Anhänger“ für 2 liegende Verwundete. Mit diesem Transportmittel ließ sich der Transport vom Wagen-halteplatz her, wie der Abtransport nach den Feldlazaretten bewerkstelligen.“

aus: „Das Sanitätswesen im Weltkrieg 1914–18“, Stuttgart 1924

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