„Der Abtransport
arbeitete vorzüglich – trotz aller Erschwerungen; Kraftwagen standen genügend
zu Gebote. Unsäglich schwer und gefahrvoll war nur der Transport aus der
vordersten Linie. 3 – 4 Stunden mußten die Verwundeten von den Krankenträgern
im Artilleriefeuer, oft mit aufgesetzter Gasmaske durch das schlammige
Trichterfeld ge-schleppt werden – Stunden aufopfernder Pflichttreue, aber auch
unbeschreiblicher Qual und seelischer Erschütterung und Spannung für die
Verwundeten. So mancher, fast schon gerettet, fiel, ein Opfer der
Brisanzgranaten oder des heimtückischen Gases. Besonders furchtbar und
schwierig war der Transport durch den Houthulster Wald mit dem Gewirr von
gefällten Baumstämmen, zersplitterten Ästen und Trichtern. Vielfach konnten die
Krankenträger ihre Aufgabe auch nur bewältigen mit Unterstützung der kämpfenden
Truppe selbst, von der, wie auch schon an der Somme, Mannschaften zum
Verwundetentransport abgegeben werden mußten – zum Schaden für die
Gefechtskraft. Die Krankenwagen der Sanitätskompagnien konnten von den
Wagenhalteplätzen bis in die Gegend der hinteren Sanitätsunterstände nur an
ruhigeren Tagen vorfahren, da das Artilleriefeuer alle Gespanne, die sich bei
Tage zu weit vorwagten, vernichtete. Außer-dem gab es fahrbare Wege vorwärts der
schweren Artilleriestellungen kaum mehr. Am Wagenhalteplatz waren die
Verwundeten so gut wie geborgen. Rasches Umladen in die Sanitätskraftwagen,
vorher noch eine Erfrischung mit Tee, Kaffee, Wein, bei starker Erregung oder
unerträglichen Schmerzen eine Spritze Morphium – und fort ging’s auf immer
besser werdenden Wegen und Straßen zum Hauptverbandplatz. Jeder
Hauptver-bandplatz verfügte über 4 – 5 Sanitätskraftwagen mit Anhängern, bei
großem Verwun-detenanfall stand noch ein Omnibus sowie Lastautos bereit für die
Leichtverwundeten. sehr bewährt haben sich die kleinen zweiräderigen
„Mannesmann-Anhänger“ für 2 liegende Verwundete. Mit diesem Transportmittel
ließ sich der Transport vom Wagen-halteplatz her, wie der Abtransport nach den
Feldlazaretten bewerkstelligen.“
aus: „Das Sanitätswesen im Weltkrieg
1914–18“, Stuttgart 1924
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