„Unter
den größten Schwierigkeiten hatte am 13. Oktober frühmorgens II./124 Teile der
Regimenter 85. 86. 188, 470 und 479 abgelöst und 5.40 Uhr vormittags die
richtig erfolgte Ablösung gemeldet. Bereits 6.30 Uhr vormittags setzte der
Gegner mit Trommelfeuer ein und überschüttete die eben im Gelände sich
umsehenden Kompag-nien mit einem Hagel aller Kaliber. Gegen 7 Uhr vormittags,
die englische Feuerwalze konnte genau verfolgt werden, folgten den letzten
Lagen auf die Trichterstellung englische Massen zum Angriff, dieser erfolgte
besonders stark an der Bahn Staden – Langemark. Lange Zeit war das Regiment im
Ungewissen über die Lage, keine Meldung kam zurück. Die Fernsprechleitungen
waren zerstört, die Meldehunde kannten ihre Wege noch nicht, hätten auch
wahrscheinlich bei diesem Artilleriefeuer versagt. Die Engländer hätten sich
keinen geschickteren Augenblick für einen Angriff wählen können. Endlich gegen
9 Uhr vormittags kam der Gefreite Reite, 7./124, von Langnau, der sich
todesmutig durch das Artilleriefeuer hindurchgekämpft hatte und brachte die
erste klare Meldung zurück von den Vorgängen vorn. Die 5., 6. und 7. Kompagnie
hatten ihre Stellungen behauptet, vor 6./124 hatten sich einige Gegner im
Trichterfeld festgesetzt, die 8./124 war zurückgeworfen, nähere Meldungen
fehlten von ihr. Hierauf wurde sofort die 3./124 an der Bahn entlang nach vorn
gezogen und zum Gegenstoß eingesetzt. Das III./124 wurde bei Vijfwegen
bereitgestellt. 12.30 Uhr nachmittags meldete 8./124 den Verlauf des Kampfes.
Kurz nach der Ablösung, mit rückwärtigen Teilen noch bei der Ablösung, wurde
sie von dem Artilleriefeuer überrascht. Bald nachher erschienen in der linken
Flanke und im Rücken Engländer. Es kam zum Nahkampf und die Kompagnie zog sich
unter Verlusten durch Infanterie- und M.-G.-Feuer an der Bahn entlang zurück,
um nicht völlig abgeschnitten zu werden. Der Gegner mußte durch eine Lücke
zwischen dem linken Regimentsflügel und der 227. Inf.-Div. hindurchgekommen
sein. Später stellte sich heraus, daß hauptsächlich die linke Nachbardivision
angegriffen worden war und Richtung Schaap – Bali Boden verloren hatte, dadurch
war das Erscheinen des Feindes im Rücken der 8./124 aufgeklärt. Bis Mittag
hatte der Kompagnieführer noch 8 Mann bei sich, mit denen er weiter rückwärts
den Bahndamm besetzt hatte. Der Gegenstoß der 3./124 war der Bahn entlang
vorwärts gekommen, bis an ein von mehreren englischen M.-G. besetztes
Bahnwärterhaus, hier war er stecken geblieben. Der Geländeverlust der 8./124
war nicht völlig ausgeglichen. So war zwischen linkem Flügel der 7. und der 3.
am Bahndamm eine große Lücke. Diese wurde vorerst durch 1. und 4./124
ausgefüllt, um weiteren Überraschungen vorzubeugen. Die 4./124 mußte sich unter
großen Schwierigkeiten. Das III./124 sollte mit dem linken Nachbar einheitlich
am Nachmittag vorstoßen. Dieses Unternehmen kam gar nicht in Gang, da Inf.-Regt
470 infolge Kräftemangel nicht vorwärts kam und das III. Bataillon infolge
englischen Flankenfeuers von links sein Vorgehen ebenfalls einstellen mußte. Da
der Geländeverlust ein geringer und der linke Nachbar so erschöpft war, daß er
seine Stellungen nur noch mit Mühe hielt, wurde höheren Orts befohlen, den
linken Flügel so auszudehnen, daß das Broenbachtal beherrscht wurde, und zu
versuchen, allmählich den Gegner aus der entstandenen Einbuchtung hinauszudrücken.
Hierdurch kam zwar die Bahn in seine Hand, das Regiment hatte aber jetzt eine
sehr große Front und zwar halb nach Süden, halb nach Südosten. Ihre Besetzung
erforderte fast 2 Bataillone. In der Front hatte der Gegner den Wald nicht
angegriffen, es lag sehr nahe, daß er eine ähnliche Taktik befolgen würde, wie
damals am St. Pierre-Wald, das Angriffsziel durch Umfassung von beiden Seiten
zu nehmen. Auf unserer Front bot die Bahn einen guten Anhalt, mit weiteren
Angriffen gerade an dieser Stelle mußte gerechnet werden, damit lag das
Regiment wieder an einem Brennpunkt der Stellung. Die 227. Inf.-Div. wurde am
gleichen Tag von der 3. Marine-Div. abgelöst, der linke Flügel des Regiments
blieb, wo er lag, am rechten Flügel wurden aber 2 Kompagnie-breiten an
Inf.-Regt. 120 abgegeben. Der Tag hatte erhebliche Verluste gebracht, durch
einen Volltreffer beim Stand des K.-T.-K.* waren allein 10 Mann gefallen, dabei
Leut-nant d. R. Kramer und 5 Mann verwundet, im ganzen waren es 10 Tote, 79
Verwundete, dabei Leutnant d. R. Beutter und Bausch und 30 Vermißte, darunter
Leutnant d. R. Weiger.“
aus:
„Das Infanterie-Regiment „König Wilhelm I“ (6. Württ.) Nr. 124 im Weltkrieg
1914–1918ׅ, Stuttgart 1921
*K.-T.-K.: Kampftruppen-Kommandeur
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