„Das
II. Bataillon deckte inzwischen die Stadt nach Süden und Südosten. Es bekam
bald zu tun. Schon um 3 Uhr früh hatten sich einige Trupps gegen Udine
herangedrängt. Sie wurden von Posten und Patrouillen der 5. Kompagnie
abgewiesen und meist gefangen. Gegen 5 Uhr war eine Kolonne im Anmarsch gegen
Paparotti im Süden gemeldet. Eine Offizierspatrouille mit einem leichten
Maschinengewehr geht ihr entgegen. Es sind Bersaglieri vom 4. Regiment, die
abgehetzt und müd heranziehen und „der Oberst an der Spitze, er reitet kühn
voran“, bis das Maschinengewehr loslegt. Da strecken alle ohne Widerstand die
Waffen. Im grauen Morgen stießen die Patrouillen weiter vor. Nach und nach
fielen ihnen 20 Offiziere und 900 Mann nach kurzen Schießereien in die Hand. An
einer Verladerampe erbeuten ein paar Patrouillengänger 8 Geschütze, darunter 2
ganz schwere und 35 Maschinengewehre, deren Bedeckung sich verkrümelt hat, und,
sehr willkommen, einen gefüllten Proviantzug. Dazwischen treiben sich Dutzende
von Italienern betrunken und plündernd herum.
Gegen
7 Uhr morgens jagt plötzlich ein Offizier vom österreichischen Geb.-Art.-Regt.
26 heran und meldet, daß sein Regiment, 3 schwache Batterien, die – 20 Minuten
östlich – in Laipacco lagen, von starker italienischer Infanterie überfallen
worden sei. Im Vorbeijagen hatte er schon die 7. Kompagnie benachrichtigt. Ohne
Zögern wurde diese von Leutnant d. R. Göhner, dem jetzigen Stadtschultheißen
von Calw, einem der erprobtesten Kämpen des Regiments, auf Laipacco angesetzt.
Vom rasch alarmierten Bataillon folgt, was irgend verfügbar wurde, zunächst die
5. Kompagnie unter Leutnant d. R. Förstner. Die Österreicher hatten sich wacker
gewehrt und die Italiener wieder hinausgeworfen, als die Kompagnien eintrafen.
Trotzdem war die Lage bedenklich. Es war kein Zweifel, daß hinter den
versprengten und erschütterten Truppen jetzt völlig unberührte kampfkräftige
Divisionen der italienischen Isonzoarmeen auf Udine anrückten, während die
Masse der früheren Gruppe Berrer, jetzt v. Hofacker, seit den frühen
Morgenstunden im reißenden Vormarsch von Udine nach Westen war.
Aber
die beste Parade ist der Hieb. So entschloß sich der Bataillonskommandeur,
Major Wolff, zum Vorgehen Richtung Südosten gegen Pradamano. Patrouillen wurden
vorge-trieben; ihnen folgten in unübersichtlichem, buschbedeckten Gelände die
Züge der 5. und 7. Kompagnie. Gegen 8 Uhr stößt der rechte Flügel der 5.
Kompagnie auf starke vorgehende Kolonnen. Im Feuer der Gewehre und
Maschinengewehre und unter kräfti-ger Nachhilfe einiger gut sitzender
Schrapnells der Österreicher werden sie zersprengt und fluten zurück. Da sind
die beiden Kompagnien nicht mehr zu halten und stoßen scharf nach. Dabei überrennt
der Zug Schübelin der 5. Kompagnie zwei bespannte 15-Zentimeter-Batterien. Bis
zur nördlichsten Häusergruppe von Pradamano dringt die 5. Kompagnie vor. Gegen
die 7. Kompagnie entwickeln sich von Osten her immer stärkere Schützenlinien.
Aber sie werden unter wirksamer Hilfe eines Zugs der 2. M.-G.-K. unter
Vizefeldwebel Bofinger im Feuer niedergekämpft und geworfen. Aber der Gegner
bringt allmählich eine ganze Brigade ins Gefecht. Der am weitesten vorgeprellte
Zug der 5. Kompagnie muß zurückgenommen werden, nachdem er noch im Nahkampf
einen überlegenen Haufen Italiener zersprengt hat. Dann aber bekam die 5.
Kompagnie Luft. Die 7. Kompagnie erstürmte eine gut ausgebaute Stellung und
nahm 17 M.-G. und 300 Gefangene. Unter schweren Verlusten fluten die Italiener
im Verfolgungsfeuer auf den Nordrand von Pradamano zurück. Damit war die
Aufgabe des Bataillons – Sicherung von Udine und des Vormarschs der Division
nach Westen – glänzend gelöst. Weiter durften die siegerhitzten Kompagnien
nicht nachstoßen..“
aus: „Das Grenadier-Regiment „Königin
Olga“ (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927
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