„Nachdem
gegen die Mitte des Monats wieder ruhigere Verhältnisse eingetreten waren,
schien die Zeit gekommen, um das längst geplante und vorbereitete Unternehmen
zur Ausführung zu bringen. Außer der Hauptangriffsstelle waren noch an zwei
weiteren anderen Abschnitten kleinere Angriffe angesetzt zur Täuschung des
Gegners. Im nördlichen Teil des Regimentsabschnittes ging am 12. November, 5.40
Uhr abends, während unser Artilleriefeuer gleichzeitig auf der ganzen Front
einsetzte, ein Stoßtrupp mit Flammenwerfern vor. Das sofort einsetzende
französische Sperrfeuer setzte einen der Flammenwerfer außer Tätigkeit. Dieser
Stoßtrupp hatte nur die Aufgabe, die Aufmerksamkeit des Gegners von der
Einbruchsstelle abzulenken. Ebenso hatte die in der Mitte des Regimentsabschnittes
vorgehende Patrouille Kammerer ihre Aufgabe zu lösen. Sie ging an das
feindliche Hindernis vor und stieß auf einen feindlichen Posten, der sich
sofort zurückzog. Hierauf schnitt die Patrouille das erste Hindernis durch und
wollte das zweite stärkere sprengen. Ein Volltreffer zerstörte jedoch die
Sprengröhre. Die Patrouille blieb daher im Sperrfeuer liegen und sicherte von
ihrem Platz aus die Teilnehmer am Hauptunternehmen. Mit drei Stoßtrupps wurde
dieses unternommen. 5.30 Uhr abends lagen sie vor dem eigenen Hindernis bereit,
gegenüber den ihnen angewiesenen Einbruchsstellen. Der erste Stoßtrupp wurde
sofort vom feindlichen Sperrfeuer gefaßt und gelangte zunächst nicht in die
feindliche Stellung. Erst der zweite Versuch gelang; als die Patrouille die feindliche
Stellung durchstieß und ihren zugewiesenen Raum absuchte, fand sich kein
Franzose darin vor. Ebenso erging es dem zweiten und dritten Stoßtrupp. Das
rasche Einsetzen des französischen Artilleriefeuers ließ vermuten, daß der
Gegner auf das Unternehmen vorbereitet war. Er hatte nur einige Horchposten
stehen lassen, seine übrigen Kräfte aber auf rückwärtige Stellungen
zurückgenommen. Die Posten zogen sich bei den ersten Schüssen unserer
Artillerie zurück. So fanden unsere Stoßtrupps die Gräben leer. Das starke
Sperrfeuer, das der Franzose auch auf seine eigenen vordersten Gräben
unterhielt, kostete die Stoßtrupps große Verluste. Im ganzen hatte das Regiment
und der Stoßtrupp vom Sturmbataillon 1: 8 Tote und 34 Verwundete. Das Ziel,
Gefangene einzubringen, um Klarheit über die feindliche Kräfteverteilung zu
bekommen, wurde infolge der feindlichen Wachsamkeit nicht erreicht. In der
Nacht gingen mehrere Patrouillen vor und brachten die eigenen Toten und
Verwundeten zurück.“
aus: „Das Württembergische Infanterie-Regiment
Nr. 475 im Weltkrieg“, Stuttgart 1921
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