„Es
blieb dem Gebirgs-Bataillon unbekannt, daß schon seit mehreren Tagen aus
Rich-tung Arten – Feltre gekämpft wurde um den Besitz der nördlichen Vorberge
des Mont Grappa. Bereits am 12. November waren die Vorhuten der vom Rolle-Paß
und Cauriol in den Fassaner Alpen anmarschierenden K. u. K. 9. Gebirgs-Brigade
des XX. Korps gegen italienische Nachhuten auf Mont Rocone südlich Arten und
Mont Tomatico südlich Feltre ins Gefecht getreten, hatten Aber – um in den
Gefechtsstreifen der Heeresgruppe Conrad jenseits Cismon und Brenta
zurückzukehren – von diesem Gegner wieder abgelassen. Am 13. November erstiegen
die vordersten Teile der 22. Schützen-Division, Generalmajor v. Merten, mit der
verstärkten Schützen-Regiment 3, die Berge südlich Arten – Feltre und drangen
bis zum 16. November vor bis Prassolan, (Schützen-Regt. 3) Mont d‘ Avien,
Bosniaken der 55. Inf.-Division bis Rocca Cisa. Nur ihre geringe Stärke
verhinderte sie, den von den Italienern nur schwach besetzten Grappa zu nehmen
und durchzustoßen bis Bassano.
Diesen
Durchstoß erhoffte General d. Inf. Krauß von den im Brenta- und im Piave-Tal
angesetzten Gruppen der Generalmajore Wieden von Appenbach – Edelweiß- und 94.
Inf.-Division – und Prinz von Schwarzenberg – 55. Inf.-Division und Deutsche
Jäger-Division. Der Talstoß war immer schon seine Liebhaberei gewesen; seitdem
die Schlesier bei Tolmein am 24. Oktober 1917 im Isonzo-Tale 12 km
durchgestoßen waren bis Karfeit, hielt er den Kampf um Höhen und auf Bergen für
Zeitverschwendung. Aber selbst der Tapferkeit der unübertrefflichen Tiroler,
Kärntner, Steiermärker und Bosnia-ken gelang es nicht, die engen und stark
befestigten Täler beiderseits des Grappa-Gebirges zu durchstoßen.
Dem
Kommandeur des Gebirgs-Bataillons war völlig freigestellt, wie er seine Auftrag
ausführen wollte. Major Sproesser entschloß sich, den Mont Grappa nördlich und
südlich der Calcino-Schlucht in zwei Kolonnen anzugehen; mit dem Gros über
Rocca Cisa – 1222 – 1193 – 1306, mit einer linken Seitenabteilung über Mont
Spinuccia – 1208 – 1193 – 1306; Rocca Cisa sollte von dem Gros durch das
Tegorzo-Tal über Schievenin, von der 6. Gebirgs-Kompagnie als Vorhut über Campo
erreicht werden. Oberleutnant Rommel erhielt Befehl, mit 2. und 4. Gebirgs-, 3.
M. G.-, ⅓ Nachrichten-Kompagnie, ½ Gebirgs-Kanonen-Batterie und einer
Funkerstation über Campo – Uson – Mont Spinuccia – 1208 gegen 1193 – 1306
vorzugehen. 1½ Gebirgs-Kanonen-Batterien, 1 Funkerstation und ½
Sanitäts-Kompagnie sollten dem Gros nach Schievenin folgen. Um Schützen und
Tragetieren das Übersteigen des Mont Cornella 634 zu ersparen, wurde die Nacht
abgewartet.
Als
das feindliche Artilleriefeuer nach Einbruch der Dunkelheit nachließ, gewann
das Gros des Gebirgs-Bataillons in kleine Abteilungen mit großen Abständen
zerlegt, durch das völlig in Trümmer geschossene Quero das Tal des Torrente
Tegorzo und gelangte um Mitternacht nach Schievenin. Leutnant Schafferdt mit
der 6. Gebirgs-Kompagnie hatte noch am Abend bei einer Bosniaken-Kompagnie
Leutnant Perkow 15. B. H. 4* auf Rocca Cisa 781 sich eingenistet. Oberleutnant
Rommel, trotz schweren Feuers auf dem Wege Quero – Uson ohne Verluste, erreichte 9 Uhr abends
Nordrand Uson und sandte über 768 die Offizierspatrouille Leutnant Walz 3. M.
G. K. gegen Spinuccia 1301 vor. Patrouille Windbühler, 2. Gebirgs-Kompagnie,
nahm auf dem Wege Uson – Ponte di Stua 130 Italiener gefangen und erbeutete 2.
M. G. Verbindung wurde aufgenommen mit Jäger-Bataillon 2 an der westlichen,
Reserve-Jäger-Bataillon 1 an der östlichen Kirche von Alano (Jäger-Regt. v.
Pappritz) und Abteilungen der K. u. K. 26. Gebirgs-Brigade (55. Inf.-Div.) in
Alano, welche dazu bestimmt waren, die rechte Flanke ihrer nach Süden
vorgehenden Brigade gegen Spinuccia zu
sichern. 1.40 Uhr nachts trat Oberleutnant Rommel von Uson aus den Vormarsch
über 768 an. Versehentlich waren die dem
Gebirgs-Bataillon unterstellten beiden Gebirgs-Kanonen-Batterien (2. und 3.
Geba 7) nach Uson marschiert und blieben nun dort im Bereich des
Jäger-Regiments von Pappritz. Sie unterstützten das Vorgehen der Abteilung
Rommel durch Feuer gegen Mont Spinuccia, so daß die Abteilung bis 18. November,
11 Uhr vormittags an die felsigen Steilhänge des Höhe 1301 gelangte; weiteres
Vorgehen verhinderten senkrechte Felsen und starkes konzentrisches M. G.- und
Artilleriefeuer von Fontana Secca 1608 – 1397 – 1509 – Mont Pallone – Mont
Tomba, gegen das die im Raume Quero – Alano – Faveri befindliche leichte
Artillerie der K. u. K. 55. und der Jäger-Division nicht aufzukommen vermochte.
Dem Gros des Gebirgs-Bataillons ging die dringend notwendige Unterstützung
durch Begleit-Batterien verloren, da die beiden Gebirgs-Batterien in Uson von
der Jäger-Division bald anderweitig verwendet werden mußten.“
„Inzwischen
hatte das Gebirgs-Bataillon am 18. November früh noch in der Dunkelheit aus dem
überfüllten Gebirgsdörfchen Schievenin den Aufstieg über Rocca Cisa begonnen,
voraus Abteilung Füchtner (5. Gebirgs-, 1. M. G. K.), sie 1222 zu erreichen Befehl
erhalten hatte. Von der Wegegabel auf Rocca Cisa ab schloß sich die 6.
Gebirgs-Kompagnie und die Bosniaken-Kompagnie Leutnant Perkow (15. B. H. 4)
dieser Vorhut an. Im Gros folgten Major Sproesser mit Stab und
Nachrichten-Kompagnie, 1. und 3. Gebirgs-, 2. M. G.-Kompagnie,
Gebirgs-Funkerstation und ½ Sanitäts-Kompagnie bis Rocca Cisa; in dürftigen
Ziegenställen und Heuhütten kamen Stab und Gros unter. Die Gefechtsbagage
verblieb im Tale. Die Vorhut stieß auf italienische Postierungen östlich 1222;
der tapfere Führer der Spitze, Unteroffizier Schmierer, 5., fiel. Die Vorhut
stellte fest, daß der Feind in ausgebauten Stellungen auf Fontana Secca 1608
stehe. Sie besetzte die Höhen östlich und nordöstlich 1222, nördlich des Weges
mit 1. M. G. K.; Stab Füchtner blieb am Wege ostwärts 1222. Obwohl eine K. u.
K. Gebirgs-Kanonen-Batterie der K. u. K. 26. Gebirgs-Brigade (55. Inf.-Div.) in
Schievenin bereitwilligst den Vormarsch des Gros des Gebirgs-Bataillons mit
ausgezeichneter Wirkung unterstützte, gelang es dennoch nicht, weiter
vorzudringen. Der Deutschen Jäger-Division wurde daher gemeldet, daß gegen
Fontana Secca Druck von Norden aus Richtung Seren fehle, daß insbesondere 2
feindliche Gebirgs-Batterien auf 1385 südwestlich Fontana Secca jedes
Vorwärtskommen auf Mont Spinuccia 1301 verhindern und daß zu ihrer Bekämpfung
Haubitz-Batterien im Tale bei Schievenin unentbehrlich seien.“
aus:
„Die Geschichte der Württembergischen Gebirgsschützen“ׅ, Stuttgart 1933
*15./Bosnisch-Hercegowinisches Infanterie-Regiment Nr. 4
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