„Die
Kompagnie marschierte über Quero, Colmirano, Alano und gelangte bei Einbruch
der Nacht an den Fuß des Berges. Der Aufstieg auf dem steilen Anmarschweg war
sehr schwierig. Auf einer Geröllschurre ging es zunächst bis zu einer auf dem
ersten Viertel des Hanges errichteten kleinen Steinhütte, in der sich der Stab
des II. Batl. Inf.-Regt. 52 befand. In der Umgebung dieser Hütte wurde gerastet
und die Rückkehr des zur Gipfelstellung entsandten Übernahmekommandos
abgewartet. Es war gar nicht so ein-fach, sich auf dem steilen Hang zur Ruhe zu
legen, da man ständig der Gefahr ausge-setzt war, im Schlafe in die Tiefe zu
kollern. Wir wußten uns aber zu helfen. An der einen Seite war der Berg mit
Bäumchen und Sträuchern bewachsen. Nun schickte man sich an, Zweige zwischen
den Bäumen zu befestigen und sich auf diese Weise ein einigermaßen haltbares
Lager für die Nacht zurechtzumachen. Obwohl auf dem Gipfel des Berges und den
Anmarschwegen unausgesetzt die feindlichen Granat- und Schrap-nellsalven
krachten und es zudem hier in den venezianischen Alpen Ende November des Nachts
schon ziemlich kühl war, lag binnen weniger Minuten alles in tiefstem Schlaf.
Gegen
3 Uhr morgens wurde der Aufstieg zum Gipfel in Kolonne zu einem fortgesetzt.
Auf allen Vieren krochen wir die immer steiler werdenden Hänge hinan. Da zu
gleicher Zeit italienische Abteilungen die Kuppenstellung angriffen, lagen die
Anmarschwege, besonders im oberen Abschnitt, unter heftigen Schrapnellfeuer.
Endlich
erreichten wir die Stellung. Diese bestand aus notdürftig aus gebauten Gräben,
die deutsche und österreichische Truppen wenige Tage vorher gestürmt hatten.
Leichen lagen vor der Brustwehr – an einem italienischen Geschütz mit toter
Bedienungsmann-schaft kamen wir vorüber. Die einzelnen Grabenstücke waren weder
miteinander ver-bunden, noch durch Hindernisse geschützt. Wie wir erfuhren,
sollte der Gegner am rechten Flügel etwa 20 Meter und von da nach Osten
allmählich bis zu 150 Meter entfernt liegen.
Nachdem
die Kompagnie die Gräben bezogen hatte, eröffneten die Italiener ein leb-haftes
Feuer mit Schrapnells und Granaten, das etwa eine Viertelstunde anhielt. Nur
wenige Postenlöcher waren vorhanden und so mußte die Mannschaft zum größten
Teil ungeschützt auf der Grabensohle kampieren. In dem felsigen Boden ging die
Schanz-arbeit nur langsam voran. Bei Tag schossen die feindlichen Gebirgskanonen
von ihrer erhöhten Stellung aus mit direktem Schuß auf jeden einzelnen Mann,
der sich im Gra-ben erhob. Der Verkehr mit den Kompagnien des
Infanterie-Regiments 52 konnte kaum aufrecht erhalten werden, denn es war nur
ein einziger durchlaufender Verbindungs-graben vorhanden, und zwar am äußeren
rechten Flügel, wo der Westhang des Tomba-plateaus jäh in den Torrente Ornigo
abfällt. Dieser mußte Nacht für Nacht im feind-lichen Feuer freigemacht werden,
da ihn die Italiener mit besonders hierzu eingeteilten Geschützen ständig
zudeckten.
Seitwärts
überhöht der Monte Pallone um etwa 400 Meter den Berg Tomba. Der Gegner hatte,
wie die Fliegeraufklärung ergab, annähernd 50 Geschütze auf dem langgestrek-kten
Rücken des Monte Pallone aufgefahren, die von der Flanke aus die Tombastellung
bestrichen. Inn halbstündigen Pausen kamen regelmäßig Lagen von 15 bis 20
Granaten und Schrapnells auf die Gräben und Anmarschwege. Die eigene Artillerie
konnte wegen Munitionsmangel das Feuer nicht in gleichem Maße erwidern.
Nachts
wurde durch Trägertrupps und Tragtiere das Essen in die Stellung gebracht. Den
schwierigen Nachschub hatte der Führer des 3. Zuges, Vizefeldwebel Heinecke zu
lei-ten. Das Essen kam, da es an Kochkisten fehlte, nach dreistündigem Marsch
kalt herauf und mußte so genossen werden; an ein Feuermachen war bei der
Wachsamkeit der feindlichen Artilleriebeobachtung nicht zu denken.
Durch
Granatvolltreffer fanden die Grenadiere Otto Diedrich und van Rhee den Tod; sie
wurden von einigen Kameraden in der Nacht am Hang hinter der Stellung beerdigt.“
aus:
„Württembergische Sturmkompagnie im großen Krieg“ׅ, Stuttgart 1930
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