„Am
7. Januar mißlang eine gegen den Stützpunkt Tölz gerichtete Unternehmung
„Sil-vester“ dadurch, daß kurz vor dem festgesetzten Beginn Artilleriefeuer aus
dem Nachbarabschnitte in der Nähe des Angriffszieles einschlug und die
Aufmerksamkeit der französischen Grabenbesatzung erregte. Zwei Stoßtrupp fanden
die von ihnen abzu-suchenden Grabenstücke von ihrer Besatzung verlassen und
muten deshalb unver-richteter Dinge zurückkehren, die beiden anderen Stoßtrupp
stießen auf die zur Abwehr zusammengezogene überlegene Grabenbesatzung.
Trotzdem drang der Führer, Leutnant d. R. Göhle, gefolgt von dem Unteroffizier
Schlecht, den Gefreiten Knaus und Fischer und dem Musketier Schelling nach
erbittertem Handgranatenkampfe in den franzö-sischen Graben ein. Aber beim
Vordringen im Graben, den eine Leuchtkugel im ungün-stigsten Augenblicke
erhellte, liefen die Stürmenden in das Feuer einer Gruppe Fran-zosen hinein,
welche hinter einer Schulterwehr im Anschlage lagen. Leutnant Göhle fiel,
Unteroffizier Schlecht erhielt einen Schuß durch den Arm, Gefreiter Fischer
wurde durch einen Schuß in die Hüfte, Musketier Schelling durch einen
Bauchschuß schwer verwundet. Auch die folgenden Teile der beiden Stoßtrupp
erhielten durch das franzö-sische Gewehrfeuer so schwere Verluste, daß ein weiteres
Vorgehen unmöglich wurde. Zwei Mann fielen, drei weitere wurden verwundet.
Unteroffizier Schlecht bemühte sich trotz der eigenen Verwundung, die
verwundeten Kameraden zu bergen. Er schleppte Fischer und Schelling in den
nächsten, vor dem Drahthindernisse befindlichen Ein-schlagtrichter und
verbrachte den Landsturmmann Brändle, den er mit einer Schußver-letzung durch
beide Beine antraf, in die deutsche Stellung zurück. Einer Offizier-patrouille,
welche sofort abging, um den Gefreiten Fischer und den Musketier Schelling
zurückzubringen, waren die Franzosen zuvorgekommen, denen die Bergung der
beiden Verwundeten, in Rücksichtnahme auf diese, nicht mit Feuer verwehrt
werden konnte.“
aus:
„Das Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 479“, Stuttgart 1923
Bild: Schwäbisches Kriegstagbuch
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