Samstag, 17. Februar 2018

17. Februar 1918


„Die bezogenen Feuerstellungen waren zum großen Teil in einem für uns erfreulich fortgeschrittenen Zustand des Ausbaus. Als alte Heeres-Feldartillerie waren wir ge-wohnt, beim Einsatz wenig mehr als die üblichen Nummer-Tafeln auf der im übrigen keinerlei Spuren von Bauarbeiten tragenden Erdoberfläche vorzufinden. Nun waren auch wir in der angenehmen Lage, in die Stollen und Geschützstände fleißiger Vorgän-ger einziehen zu dürfen. Trotz alledem gab es noch mehr als genügend zu tun, um Stellungen zu schaffen, die dem kritischen Auge hoher und höchster Vorgesetzter gerade genügten. Vor allem galt es die Fliegerdeckung zu verbessern, dann brachten die neu überwiesenen Maschinengewehre Arbeit. Daneben entfalteten die Kanoniere eine eif-rige und zum Teil recht einträgliche Sammeltätigkeit: vom Tank bis zur Patronenhülse wurde alles zur Verwertung in der heimischen Kriegsindustrie zusammengeschleppt und in den hierfür eingerichteten Sammelstellen in bare Münze umgesetzt; besonders die unermüdlich unterwegs befindlichen Telephonisten machten auf diese Weise erkleck-liche, aber ehrlich verdiente Kriegsgewinne.
Die Gefechtstätigkeit war ziemlich gering. Nur gelegentlich schien der Engländer durch das Einschießen der neu eingesetzten Batterien etwas nervös zu werden. Er benutzte dann mit Vorliebe die Nachmittagsstunden, in denen ihm die Sonne im Rücken stand, zu teilweise recht lebhaftem Streufeuer in unsere Artilleriezone. Mehrere Batterien nahmen in der Nacht ziemlich regelmäßig die feindlichen Hauptverkehrspunkte, insbesondere Flesquières und seiner Zugangsstraßen mit dem großen und kleinen Stern unter Störungsfeuer. Die Engländer schienen durch diese Nachtruhestörungen unangenehm berührt zu werden und ließen auch ihre Geschütze in zunehmendem Maße spielen. Für unsere Haubitzbatterien boten die vor den Infanteriestellungen liegenden Tanks, aus denen englische M. G.-Schützen unsere Infanterie belästigten, besonders anziehende Ziele, und die Geschützbedienung strahlte, wenn der von irgendeinem Trümmerhaufen in Graincourt das Feuer leitende Batterieführer durch den Fernsprecher sagen ließ, daß wieder eines dieser schwer zu treffenden Nester durch einen wohlgezielten Treffer aus-geräuchert war.“


aus: „Das Württembergische Feldartillerie-Regiment König Karl (1. Württ,) Nr. 13 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart, 1928

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