„Die
bezogenen Feuerstellungen waren zum großen Teil in einem für uns erfreulich
fortgeschrittenen Zustand des Ausbaus. Als alte Heeres-Feldartillerie waren wir
ge-wohnt, beim Einsatz wenig mehr als die üblichen Nummer-Tafeln auf der im
übrigen keinerlei Spuren von Bauarbeiten tragenden Erdoberfläche vorzufinden.
Nun waren auch wir in der angenehmen Lage, in die Stollen und Geschützstände
fleißiger Vorgän-ger einziehen zu dürfen. Trotz alledem gab es noch mehr als
genügend zu tun, um Stellungen zu schaffen, die dem kritischen Auge hoher und
höchster Vorgesetzter gerade genügten. Vor allem galt es die Fliegerdeckung zu
verbessern, dann brachten die neu überwiesenen Maschinengewehre Arbeit. Daneben
entfalteten die Kanoniere eine eif-rige und zum Teil recht einträgliche
Sammeltätigkeit: vom Tank bis zur Patronenhülse wurde alles zur Verwertung in
der heimischen Kriegsindustrie zusammengeschleppt und in den hierfür
eingerichteten Sammelstellen in bare Münze umgesetzt; besonders die unermüdlich
unterwegs befindlichen Telephonisten machten auf diese Weise erkleck-liche, aber
ehrlich verdiente Kriegsgewinne.
Die
Gefechtstätigkeit war ziemlich gering. Nur gelegentlich schien der Engländer
durch das Einschießen der neu eingesetzten Batterien etwas nervös zu werden. Er
benutzte dann mit Vorliebe die Nachmittagsstunden, in denen ihm die Sonne im
Rücken stand, zu teilweise recht lebhaftem Streufeuer in unsere Artilleriezone.
Mehrere Batterien nahmen in der Nacht ziemlich regelmäßig die feindlichen
Hauptverkehrspunkte, insbesondere Flesquières und seiner Zugangsstraßen mit dem
großen und kleinen Stern unter Störungsfeuer. Die Engländer schienen durch
diese Nachtruhestörungen unangenehm berührt zu werden und ließen auch ihre
Geschütze in zunehmendem Maße spielen. Für unsere Haubitzbatterien boten die
vor den Infanteriestellungen liegenden Tanks, aus denen englische M. G.-Schützen
unsere Infanterie belästigten, besonders anziehende Ziele, und die
Geschützbedienung strahlte, wenn der von irgendeinem Trümmerhaufen in
Graincourt das Feuer leitende Batterieführer durch den Fernsprecher sagen ließ,
daß wieder eines dieser schwer zu treffenden Nester durch einen wohlgezielten
Treffer aus-geräuchert war.“
aus: „Das Württembergische
Feldartillerie-Regiment König Karl (1. Württ,) Nr. 13 im Weltkrieg 1914-1918“,
Stuttgart, 1928
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