„Die
Patrouillen, auf Kompaß, Orientierungssinn und eine mangelhafte Karte
ange-wiesen, durch pfadlosen Sumpfwald meist bis an den Leib im schlammigen
Wasser watend (6. 10 bezw. 15 Stunden unterwegs) mußten den mühsamen Marsch
lautlos in dem geheimnisvollen kaum durchdringlichen Gewirr von Erlen und
Birken zurücklegen. Bald über verwitterte halbvergrabene Baumstämme stürzend,
bald in Schlammlöchern bald versinkend und in der Gewißheit, daß bei Unfällen
oder feindlichen Gegenmaß-nahmen das Schicksal der ganzen Patrouille besiegelt
sein würde, leisteten sie, die alle freiwillig teilnahmen, ganz Hervorragendes.
Die
beiden ersten Patrouillen erfüllten ihre Aufgabe, ohne von den Russen entdeckt
zu werden. Bei der zweiten Patrouille beteiligte sich Ersatzreservist Öchsle
(3. Kompagnie) und landsturmpflichtiger Laichinger (4. Kompagnie), die wichtige
photographische Aufnahmen von russischen Blockhäusern machten. Er, sowie
landsturmpflichtiger Laichinger machten auch die dritte Patrouille mit, von
welcher beide mit guten Aufnah-men zurückkehrten. Öchsle wurde dafür zum
Gefreiten ernannt. Die dritte Patrouille war von den Russen bemerkt und stark
befeuert worden, aber glücklicherweise wurde niemand getroffen. Da diese
Patrouille nach eingetretener Dunkelheit noch nicht zurückgekehrt war, wurden
am Schtschara-Übergang Feuer angezündet, Lichtsignale losgelassen und Signale
mit Instrumenten abgegeben. Nach Angabe des Patrouillen-führers wurde dies alles
erst kurz vor dem Eintreffen bemerkt, da durch den dichten Urwald weder von
Lichterscheinungen etwas gesehen wurde, noch vor dem eigenen Geplätscher im
Wasser etwas gehört werden konnte. Im Wald wurde es schon um 4 Uhr dunkel, um 7
Uhr erreichte die Patrouille das jenseitige Schtschara-Ufer. Das Überset-zen auf
dem kleinen Floß (für 3 Mann) dauerte auch noch geraume Zeit.
An
dieser Patrouille nahm der Stabsarzt d. L. Dr. Herrmann teil. Ihm war es zu
ver-danken, daß ein völlig Erschöpfter durch Einflößen von Kräftigungsmitteln
und sechs-stündiges Mitschleppen durch die Wildnis zurückgebracht werden konnte.
Er half per-sönlich am meisten dabei. Leider hatte er sich bei dieser
Aufopferung den Grund zu seinem Mittelohrkatarrh geholt, der ihn nach längerem
Kranksein, währenddessen er seinen Dienst noch weiter versah, schließlich
niederwarf: Er starb am 18. Februar 1918 im Feldlazarett 254 Nimmersatt, wohin
er auf seinen Wunsch gebracht wurde.“
aus: „Das 1. Württ.
Landsturm-Infanterie.-Regiment Nr. 13 im Weltkrieg 1915–1918“, Stuttgart 1920
Bild oben: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 708
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