„Auch
in den sicheren Stollen lauert der Tod, und die Landwehr muß beweisen, daß sie
nicht nur im Kampfe mit dem Feind, sondern auch im Kampf mit den entfesselten
Elementen Mut und Tatkraft, Pflichttreue, Opferfreudigkeit und treue
Kameradschaft bewahrt. Nach dem Feuerwirbel des 23. Februar ist es still
geworden. Aus dem kalten nebligen Tal bringt uns die Drahtseilbahn in wenigen
Minuten in ein Reich der milden warmen Frühlingslüfte. Da sitzt man friedlich
vor dem Stollen. Der Schnee wirft die Sonnenwärme zurück. Unten im Tal aber
wogt ein unübersehbares Nebelmeer. An den Berghängen branden die Wellen, und wo
sie zurückebben, da glitzert’s und gleißt’s von Milliarden von funkelnden
Nadeln. Leicht kräuselt sich an den Stolleneingängen die Luft. Von dem
Holzkohlefeuer steigt kein verräterischer Rauch in die Luft. Da – ein leichter
Rauch kommt aus den Stolleneingängen des Aussichtsfelsens. Na, die haben mal
wieder gut eingeschürt. Weiß der Teufel, was die wieder in den Ofen gesteckt
haben. Doch das kommt ja oft genug vor. Da plötzlich schlagen helle Flammen,
vom Ostwind angefacht, heraus. Der Gefreite Laubinger springt auf, er alarmiert
den Zugführer und die Löschmannschaften und stürzt an den Flammen vorbei in den
großen vielverzweigten Stollen. Es gelingt ihm, die noch ahnungslosen Kameraden
drin zu alarmieren, und vom Rauch vergiftet und betäubt gelangt er mit den
meisten Kameraden noch glücklich ins Freie, wo er ohnmächtig zusammenbricht. In
einer Felsenkammer versperren umfallende Gewehre den Herausstürzenden die Tür.
Das Licht ist erloschen, und in Qualm und Rauch und Finsternis gelingt es dem
Gefreiten Reile nicht, das Hindernis zu beseitigen. Inzwischen eilen
Unteroffizier Eppeler und Gefreiter Moll den Eingeschlossenen zu Hilfe. Sie
reißen eine Nottür auf und versuchen die schon ohnmächtigen Kameraden ins Freie
zu schleppen. Inzwischen ist es Reile gelungen, die Tür wieder frei zu machen.
Er alarmiert rasch im Kompagnieführerstand, und da die Kameraden nicht folgen,
kehrt er noch einmal zurück. Aber die Hitze ist schon zu groß. Er kann nur
noch, selbst dem Erstickungstod nahe, den ohnmächtig im Gang liegenden
Landsturmmann Schlotter hinausschleppen. Dann bricht er zusammen. Aus allen
Ausgängen schlagen jetzt mächtige Flammen und Rauchsäulen zu Himmel empor. Eine
furchtbare Hitze bringt die Handgranaten und Munition überall zum Explodieren.
An Rettung ist nicht mehr zu denken. Eppeler und Moll sterben in treuer
opferwilliger Kameradschaft mit den sieben noch Eingeschlossenen den
Flammentod. Erst nach 2 Tagen ist der Brand erloschen und der Fels so weit
abgekühlt, daß man ihre Leichen bergen kann.“
aus: „Das Württembergische Landwehr-Infanterie-Regiment
Nr. 124 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920
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